Quiriguá, Guatemala – Stelen zwischen Bananen

Quiriguá ist eine weitere berühmte Mayastätte. Nicht so sehr wegen ihrer wenigen, kaum freigelegten Gebäude, sondern vielmehr wegen der höchsten Steinstelen dieses Kulturkreises, die kunstvoll gebildhauert wurden – und das ohne Einsatz von Metallwerkzeug. Denn die Maya kannten weder Metalle noch das Rad.

Gestern Nachmittag starteten wir von Tikal aus über die mittlerweile sehr gut ausgebaute CA 13 in die Nähe der Karibikküste. Am Rio Dulce gibt es dank einer Brücke keine Wartezeiten. Der Fluss ergießt sich in den schmalen Itzabal-See, der wiederum bei Livingston ins Karibische Meer mündet. Da wir gut vorankamen, fuhren wir durch bis Quiriguá an der CA 9. Obwohl die Tore zur Ruinenstadt eine Stunde nach Ende der Öffnungszeit bereits geschlossen waren, sind die Wachmänner stets da. Unser Wunsch, die Ausgrabung am nächsten Morgen zu besuchen und die Nacht auf dem gesicherten Gelände zu campen, schien nur zu verständlich. Schon öffneten sich die Tore für uns, bezahlen mussten wir nichts. Im Gegenteil: Die Männer boten uns sogar an, ihre Dusche und Toilette mitzubenutzen. Nach Besichtigung derselben verzichteten wir zwar, eine nette Geste war es trotzdem. (N 15°16’25,6’’ W 89°02’31,9’’)

Für 80 Quetzal Touristentarif schauen wir uns heute die Stelen an. Die rechteckigen Steinmonumente zeigen auf zwei gegenüberliegenden Seiten den jeweiligen Herrscher, auf den anderen beiden Seiten finden sich die Datumseinträge des Mayakalenders, anhand derer das Jahr der Fertigstellung eindeutig abgelesen werden kann. Hieroglyphentexte erzählen von der Beziehung des Herrschers zu den Göttern und von wichtigen historischen Ereignissen. So zum Beispiel wie Herrscher Donnerhimmel im Jahr 738 Achtzehn Kaninchen, den Herrscher Copáns im heutigen Honduras, gefangen nahm und am nächsten Tag opferte. Eine Stele in Copán dagegen berichtet, wie Achtzehn Kaninchen heroisch im Kampf gegen Donnerhimmel fiel. Die Wahrheit bleibt im Nebel der Geschichte verborgen. Die größte Stele ist über zehn Meter hoch und wiegt 65 Tonnen. In späteren Jahren setzte man stattdessen Zoomorphe. Das sind drei bis vier Meter lange liegende Steinquader, die in die Gestalt von mythischen Tieren gebracht wurden (z.B. eine Schildkröte) und die ebenfalls mit Symbolen und Schriftzeichen übersät Geschichten erzählen.

Quiriguá befindet sich inmitten eines kleinen Reststücks Regenwald. Weit und breit drum herum fielen sämtliche Bäume und damit auch die meisten Tierarten Plantagen zum Opfer, deren einzige Aufgabe es ist, in Monokulturbauweise unseren Hunger zu stillen: unseren Hunger nach Bananen.

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