Gracias Lempira, Honduras – Willkommen in der Bananenrepublik

Morgens ist das Wetter zuverlässig schön, und so können wir tatsächlich in die Täler und auf die Vulkane El Salvadors und bis nach Guatemala schauen. Die Abfahrt vom Berg El Pital ist gigantisch: Auf 9,4 km fährt man 1214 Höhenmeter tiefer. Das ergibt ein Gefälle von 13 % – im Durchschnitt, wohlgemerkt. Nur ein paar Kilometer nördlich auf der CA 4 befindet sich der Grenzübergang El Poy nach Honduras. In El Salvador geht alles so schnell und kostenlos, dass es und fast Leid tut, das Land zu verlassen. Selbst der Geldwechsler bietet einen hervorragenden Umtauschkurs US$ zu Lempira an, handeln ist da natürlich nicht mehr drin.

Haben uns die Salvadorianer mit ihrer Effizienz und Professionalität im ganzen Land höchst erstaunt, erfüllt Honduras fast alle unsere Erwartungen in Bezug auf einen zentralamerikanischen Grenzübergang. Fast, muss man fairerweise sagen. Auch hier treten keine Tramitadores, Grenzhelfer, in Erscheinung, für deren Aufdringlichkeit Honduras sonst besonders berüchtigt ist. Die Grenze El Poy wird zwar von Lkw rege genutzt, aber lukrative Touristen gibt es vermutlich zu wenige abseits der Panamericana. Auch die Passabfertigung geht schnell. Wir füllen ein Einreiseformular aus, das im Pass verbleibt, und bezahlen 3 US$ pro Person, dann geht es zur Aduana, wo die Fahrzeugpapiere ausgestellt werden. Hier füllen die Beamten sämtliche Formulare selbst aus. Was entgegen meiner Erwartungen nicht zur Beschleunigung des Vorgangs führt. Im Gegenteil. Vielleicht haben wir auch Pech und nicht die hellste Beamtin im Kader erwischt. Mehrere dutzend Male legt sie die Papiere von einer Seite auf die andere und wieder zurück. Dabei wirft sie etwa 50 % davon auf den Boden, hebt alles wieder auf und lässt es erneut fallen. Dabei geht das Einreisepapier aus dem Pass fast verloren. Schließlich trifft sie eine mutige Entscheidung und tackert das Zettelchen an ein Blatt im Pass fest.

Mein Reiseführer behauptet, dass honduranische Absolventen der mindestens sechs Schuljahre Lesen, Schreiben und das kleine Einmaleins beherrschen. Nach zehn Jahren Ausbildung könnten die Schüler ein paar Worte Englisch und sich mit einem normal gebildeten Erwachsenen unterhalten. Ich gestehe der Zöllnerin zu, dass sie die erste Hürde vermutlich genommen hat. Obwohl das mit dem Lesen so eine Sache ist. Trotzdem ihr das salvadorianische Papier in Spanisch vorliegt, hat sie Probleme, die richtigen Zeilen zu finden. Leider möchte sie sich nicht helfen lassen. Zwischendurch muss sie sich zur Stärkung und Erhaltung ihrer Figur ein paar Süßigkeiten hineinstopfen. Als dann alles in den Computer übertragen werden muss, wird es noch putziger: Das Land Deutschland ist nicht auffindbar und unseren Fahrzeugtyp gibt es auch nicht.

Kaum sind die umfassenden Probleme gemeinschaftlich gelöst, hat die Bank auch schon zur Mittagspause geschlossen, wo wir die Gebühren bezahlen müssen. Auf eineinhalb Stunden Wartezeit kommt es ja nicht an. Außerdem befindet sich die Bank auf der linken und nicht auf der rechten Seite, wie die Dame behauptet hat, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Rechts, links, was macht das schon! Wenigstens bekomme ich noch heraus, dass die Behörde von sämtlichen Dokumenten und Stempeln jeweils drei (!) Kopien benötigt und lasse mir alle Papiere aushändigen, um das schon mal zu erledigen. Nachdem ich auf der Bank 635 Lempira (nur bar, nur in Landeswährung, 100 Lempira / HNL entsprechen derzeit ca. 4 €) gezahlt habe, übernimmt eine andere Beamtin und der Rest ist schnell erledigt. Nach dreieinhalb Stunden will der Zöllner an der Schranke noch einen Blick in die Kabine werfen, verzichtet aber hineinzugehen.

Dann sind wir wieder unterwegs auf den fürs mittelamerikanische Hochland so typischen Berg- und Talstraßen. Auch die Bettler sind wieder da, das hatten wir seit Mexiko nicht mehr, in Guatemala nur vereinzelt. Besonders Kinder spannen gerne Schnüre über die Straße, um Autos zum Anhalten zu bringen. Laut hupen und weiterfahren hilft in jedem Fall. Eine Verkehrskontrolle stoppt uns dann doch, doch dank Touristenbonus dürfen wir einfach weiterfahren. In der Stadt Gracias Lempira suchen wir uns ein Schwimmbad mit angegliedertem kleinen Hotel. Nach kurzer Überlegung genehmigt uns die Chefin das Campen. Ob und wie viel wir bezahlen, überlässt sie uns. Wir halten 100 Lempira für angemessen. (Balneario Villas de Ada, an der Umgehungsstraße, beschildert)

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