Pulhapanzak / Tegucigalpa / El Rosario, Honduras – Wie man einen Unimog durch den Nebelwald bringt

Pulhapanzak soll der schönste Wasserfall Honduras’ sein mit seinen 42 m Fallhöhe. Und tatsächlich, es sind wirklich schöne Kaskaden des Rio Lindo, die man auf kleinen Spaziergängen von verschiedenen Aussichtspunkten aus bewundern kann. Baden ist hier besser in der Trockenzeit. Pulhapanzak ist nicht weit vom Lago de Yojoa entfernt und kostet 50 Lempira Eintritt pro Person. Auf dem schattigen Parkplatz dürfte man für zusätzliche 50 HNL pP Campen (Cataratas de Pulhapanzak, N 15°01’29.8’’ W 88°00’05.2’’). Die CA 5 nach Süden befindet sich derzeit in Ausbau, um die Serpentinen zu entschärfen, und ist teils schon in gutem Zustand. In Siguatepeque lohnt ein Zwischenstopp am Restaurant und Hotel Granja D’Elia direkt am Highway. Der angegliederte Supermarkt verkauft Produkte aus eigener Herstellung (Brot, Gemüse, Obst) und (teure) importierte Leckereien. Im Restaurant soll man gut italienisch essen können. Der Parkplatz wäre groß genug zum Campen, aber uns ist es direkt an der Straße zu laut. Stattdessen fahren wir durch bis Tegucigalpa, der Landeshauptstadt. Allzu viel sehen wir von der 1-Millionen-Metropole nicht, da wir sie auf Hauptstraßen durchqueren.

Die meisten Reisenden kommen irgendwann zu dem Schluss, die mittelamerikanischen Staaten zügig zu bereisen, da es hier kaum etwas gibt, das man nicht woanders schon so oder ähnlich gesehen hätte. Vermutlich ist das richtig. Außerdem ist es jeden Abend eine Herausforderung, einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir nahmen uns trotzdem vor, jedem Land eine Chance zu geben. Heute ist ein Nationalpark dran. Honduras besitzt recht viele davon, doch die meisten ähneln sich, da sie die verbliebenen Reststücke Nebelwalds schützen, und sie besitzen keinerlei Infrastruktur. Wir suchen uns den vermeintlich zugänglichsten, Parque Nacional La Tigra bei Tegucigalpa aus und fahren über Valle de Angeles nach El Rosario. Im Dorf wird es langsam eng, doch solange der Bus noch vor uns fährt, kann nichts passieren. Der bleibt dummerweise am Dorfplatz stehen. Wo geht’s weiter?

Ein sehr europäisch aussehender Pick-up Fahrer weist mir den Weg und fragt anschließend auf Deutsch: „Ist das Euer Auto?“ Ist es. Er bietet an, ihm hinterherzufahren, er wohne dort oben. „Ihr seid doch nicht etwas Jörg und Monika mit den Cabañas Mirador El Rosario aus meinem Reiseführer?“ Sind sie. Welch ein Zufall. „Wir suchen eine Möglichkeit zum Campen“, bemerke ich. Cabaña-Jörg bietet großzügig an, bei ihm vor der Tür zu campen. Genial. Da er sich anscheinend um seine Gäste kümmern muss, die er vom Bus abgeholt hat, lasse ich die sonst üblichen Fragen unter den Tisch fallen: Können wir diese Straße mit DIESEM Fahrzeug benutzen, mit DIESER Breite und vor allem DIESER Höhe? Ein Fehler. Cabaña-Jörg hat ja unseren Unimog gesehen. Dachten wir.

Ein extrem schmaler Schotterweg in sehr schlechtem Zustand führt über steile Serpentinen den Berg hoch. Der Pfad ist definitiv nicht für Unimoggröße gedacht, aber dank des sensationell kleinen Wendekreises kommen wir ganz gut hoch. Ausweichstellen gibt es fast keine und zum Glück keinen Gegenverkehr. Nach einer knappen halben Stunde sind wir oben. Cabaña-Jörg haben wir mittlerweile aus den Augen verloren, doch eine alte Frau zeigt uns die Richtung, in die das weiße Auto entschwunden ist. Es seien nur noch zwei Minuten. Aus zwei Minuten wird eine ganze Stunde für wenige hundert Meter. Im Nebelwald gibt es Bäume, und die hängen tief. Zu tief.

Ich versuche Jörg – meinen Mann – zwischen einer Mauer und einem kräftigen Ast durchzulotsen – ohne Erfolg. Rollentausch: Jörg versucht mich durch die gleiche Stelle zu bugsieren, geht auch nicht. Inzwischen taucht Cabaña-Jörg immer mal auf, ohne die Situation ändern zu können. Der unglückliche Ast lässt sich auch von unten nicht hochstemmen. Schließlich klettert Jörg-Ehemann aufs Kabinendach, liftet den Ast hoch und kriecht übers Dach, während ich langsam weiterfahre. Jetzt die Kupplung schnipsen lassen…lieber nicht. Das hat erst mal geklappt, doch das war nur die erste Hürde. Mittlerweile taucht Cabaña-Jörg mit einer Machete auf, die er uns vorübergehend überlässt. Und so hackt uns Jörg-Ehemann auf dem Dach hockend den Weg frei, entlaubt, entastet und entwaldet, während ich den Unimog durch den Busch manövriere. Halbe Baumkronen landen auf der Motorhaube und versperren mir die Sicht. Nach einer Stunde sind wir durch den grünen Tunnel vor der Haustür angelangt und sind beide fix und fertig.
Campen vor der Haustür bei Monika und Jörg in den Bergen, Cabaña Mirador El Rosario, N 14°13’13.1’’ W 87°04’46.0’’

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