El Paraiso, Honduras – Der Fußballkrieg

Über Danlí (mit Supermarkt) erreichen wir El Paraiso kurz vor der nicaraguanischen Grenze. Nicht einer der früher (und teils heute noch) als extrem korrupt geltenden Polizisten Honduras’ wollte während unseres Aufenthalts etwas von uns, was auch daran liegen kann, dass wir die von Touristen meist befahrene Panamericana nicht einmal berührten. Die Menschen des Landes sind hilfsbereit und freundlich und vielleicht sogar ein bisschen lethargisch: Honduras ist das einzige zentralamerikanische Land, das nie einen Bürgerkrieg oder eine Revolution führte – trotz Militärdiktaturen. Aber ganz ohne Gewalt kommt auch dieses Land nicht aus. Großgrundbesitzer schickten Todesschwadronen gegen Gewerkschaftsangehörige oder Bauernaktivisten. Und auch das Militär schreckte vor Menschenrechtsverletzungen nicht zurück.

Einen unfreiwilligen Krieg musste Honduras aber doch führen: den sogenannten Fußballkrieg gegen El Salvador. In den 1960er Jahren wanderten immer mehr salvadorianische Landarbeiter nach Honduras aus und nahmen schließlich an Landbesetzungen teil, da sie im sehr dicht besiedelten Heimatland kein ausreichendes landwirtschaftliches Auskommen hatten. 1969 vertrieb Honduras schließlich die illegalen Besetzer, kurz vor den Qualifikationsspielen zur Fußballweltmeisterschaft der beiden Länder. Während das Hinspiel in Tegucigalpa äußerst friedlich verlief, wurden honduranische Fans beim Rückspiel in San Salvador tätlich angegriffen. Daraufhin kam es in Tegucigalpa zu Plünderungen salvadorianischer Läden.

El Salvador machte militärisch mobil, während Honduras die Organisation Amerikanischer Staaten (OEA) um Vermittlung bat. Diese scheiterte an der sturen Haltung El Salvadors, das auf Landzuteilung an seine Kleinbauern pochte. Am 14. Juli schließlich startete das kleine Land eine großangelegte Luftoffensive gegen das völlig überraschte Honduras, und seine Artillerie eroberte einen etwa zehn Kilometer breiten Grenzstreifen. Zwei Tage dauerte es, bis Honduras aufgerüstet hatte und die Angreifer zurückschlug. Am 18. Juli, nach genau 100 Stunden, endete der Krieg nach intensiver Vermittlung der OEA mit etwa 2000 Toten und 6000 Verletzten. Ein Friedensvertrag wurde 1980 unterzeichnet, die Bauern durften nicht nach Honduras zurückkehren.

In El Paraiso waren während der gewaltsamen Auseinandersetzungen sogar 200 salvadorianische Fallschirmjäger eingedrungen. Heute ist es still um das unscheinbare Städtchen mit dem vielversprechenden Namen „Das Paradies“. In einem völlig heruntergekommenen, verfallenen Freibad südlich des Ortes fragen wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Nach einem Blick auf den Truck und einer ausgedehnten Überlegungszeit, wie viel man aus den Touristen herauspressen könnte, will der Verwalter völlig überzogene 200 HNL. Gier birgt die Gefahr, dass man gar nichts bekommt. Jörg setzt sich ins Auto und fährt einfach wieder davon. Auf der anderen Seite des Ortes war uns eine Pizzeria mit großem Grundstück aufgefallen. In dem ausgesprochen ordentlich wirkenden Restaurant willigt man unserem Begehren schnell ein. Ich ändere meine Taktik: Statt nach Gebühren zu fragen, erkundige ich mich nach dem Abendessen. Die Pizzas sind riesig, eine mittelgroße statt zwei mit Vorspeise hätte für uns beide ausgereicht, aber kalt sind sie auch am nächsten Tag noch lecker. Bei der Abrechnung legt man uns keinen schriftlichen Beleg vor, daher können wir nicht nachvollziehen, warum wir weniger bezahlen als laut Speisekarte errechnet. Zum Weiterempfehlen: Mi Pequeño Jardín, El Paraiso, N 13°53’04.1’’ W 86°33’15.4’’.

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