Estelí, Nicaragua – Iran? Contras? Da war doch was…

Allzu viel kann man im Naturreservat Miraflor auf eigene Faust nicht unternehmen. Für die meisten Wanderungen wird ein Guide vorausgesetzt, den man natürlich buchen kann. Das mag seinen Ursprung haben in Problemen mit Kriminalität, die es früher hier gab, die sich seit Einrichtung einer Polizeistation jedoch weit gebessert haben soll. Die Gegend um Estelí war früher schon Schauplatz der traditionsreichen Auseinandersetzungen zwischen Liberalen und Konservativen gewesen, die bereits im 19. Jahrhundert begannen.

Der liberale Freiheitskämpfer Augusto C. Sandino wurde schließlich 1934 vom Führer der von den USA eingerichteten Nationalgarde, Anastasio Somoza, umgebracht. Der schanzte sich 1936 durch Wahlbetrug ins Präsidentenamt, womit die die 50jährige Somoza-Diktatur begann. Nach der Ermordung Somozas übernahmen seine Söhne die Macht. Ernsthafter Widerstand regte sich nach 1972, als bei einem gewaltigen Erdbeben die Hauptstadt Managua zerstört wurde, tausende Menschen starben und hunderttausende obdachlos wurden. Die ausländischen Hilfsgelder flossen derweil in die Taschen der Somozas. Sowohl die Sandinisten als auch die demokratische Befreiungsunion formierten sich, doch wurden die Führer beider Organisationen getötet.

1978 und 79 schließlich eskalierte die Lage. Im ganzen Land begannen Generalstreiks, der Nationalpalast wurde vorübergehend besetzt und die Sandinisten nahmen Managua ein. Somoza floh in die USA, dennoch unterstützte US-Präsident Jimmy Carter die neue Menschenrechts- und Freiheitspolitik Nicaraguas. Sein Nachfolger Ronald Reagan dagegen sah darin kommunistische Tendenzen, baute die Konterrevolutionstruppe der Contras auf und finanzierte sie, um vor allem Anschläge gegen die Infrastruktur des gebeutelten mittelamerikanischen Landes zu führen und es weiter zu schwächen. Erst da suchte Nicaragua um Unterstützung Kubas und der Sowjetunion an. 1985 lehnte der US-Kongress weitere militärische Unterstützung für die Contras ab. Eigenmächtig beschaffte Reagan Geld durch den Verkauf von Waffen an den Iran zu überhöhten Preisen: Da haben wir sie, die Iran-Contra-Affäre.

1988 wurde ein Waffenstillstand zwischen Regierung und Contras vereinbart. Die Sandinisten brachten die am Boden liegende Wirtschaft nicht wieder auf die Füße, woraufhin sie die nächsten Wahlen gegen eine neue Koalition aus liberalen Oppositionsparteien verlor. Und dann geschah etwas, das zeigt, dass am Ende auch die Guten die Bösen sind. Zwischen Wahlniederlage und Machtübergabe plünderten sie 1990 das verbliebene Staatsvermögen und übertrugen sich Großgrundbesitz und Staatsunternehmen. Darunter hat das Land heute noch zu leiden. Zehn Jahre später – wir schreiben mittlerweile das Jahr 2000 nach Christus – geht diese Farce weiter. Ein Teil des inzwischen auseinander gebrochenen liberalen Parteienbündnisses stellt den Präsidenten Arnoldo Alemán. Der paktiert mit den Sandinisten und ändert – vielkritisiert zwar – die Verfassung, um die dauerhafte gemeinschaftliche Herrschaft über alle staatlichen Institutionen zu sichern.

Zwar wurde Alemán wegen seiner Finanzverbrechen 2002 zu 20 Jahren Haft verurteilt, sein Hausarrest aber nach nur drei Jahren von einem Gericht wieder aufgehoben. 2006 kamen die Sandinisten wieder an die Macht, und prompt wirft man Präsiden Ortega vor, sich persönlich zu bereichern. So weigerte sich die Regierung, den Verbleib von 1,1 Mrd. Unterstützungsgeldern aus einem Wirtschaftsabkommen mit Venezuela offenzulegen. Da wundert es nicht, dass zahlreiche internationale Geldgeber, darunter Deutschland und die EU, ihre Hilfsgelder an Nicaragua eingefroren oder eingestellt haben.

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