Granada, Nicaragua – Gigantisch, einmalig: der Nicaraguasee

Die Emissionen des Vulkans ließen heute morgen tatsächlich etwas nach, sodass wir ohne größere Gesundheitsgefährdung zu einigen Aussichtspunkten und zum San Fernando Krater hoch laufen können, der mit seinem grünen Wald im Inneren so ganz anders aussieht. Der Santiago im Vergleich dazu hat kahle farbige Wände und ein Riesenloch, aus dem es mächtig dampft. (Zusatztipp für Reisende: Der Supermarkt Econo Market auf der Straße von Masaya nach Managua ca. 7 km nach dem Nationalpark in Richtung Managua hat nicht nur einen großen Parkplatz und vernünftige Auswahl, sondern auch ein offenes, gutes WiFi-Netz.)

Die Stadt Granada nur 30 km östlich liegt am Lago de Nicaragua, einem See der Superlative. Er ist der größte See Mittelamerikas mit 8100 km2 und damit 16-mal größer als der Bodensee. Er beherbergt die Insel Ometepe, die mit ihren zwei Vulkanen die Form einer Acht hat und die weltweit größte Insel in einem Süßwassersee darstellt. Damit nicht genug: Der Nicaraguasee ist das einzige Gewässer der Erde, in dem Süßwasserhaie leben. Man nimmt an, dass die Haie aus der Karibik über den San Juan Fluss in den See eingewandert sind und sich nach und nach an den mangelnden Salzgehalt gewöhnt haben.

Während der Nicaraguasee von zahlreichen Zuflüssen gespeist wird, fließt er über den mächtigen Rio San Juan ins Karibische Meer ab. Zwischen Nicaraguasee und Pazifik dagegen liegen nur wenige Dutzend Kilometer. Das machte Nicaragua in der Vergangenheit zu einer strategisch wichtigen Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik. Schon lange zeigte Nicaragua Interesse am Bau eines Kanals zur Verbindung der beiden Meere, die immer wieder scheiterten. Als 1848 der Goldrausch in Kalifornien begann, war diese Engstelle dennoch die schnellste Verbindung ins gelobte Land: Ab Atlantikhafen Greyton 190 km mit dem Dampfschiff über den Fluss und See, dann weiter mit der Kutsche; in San Juan del Sur ging es mit dem Schiff nordwärts an der Pazifikküste entlang. Der wohl berühmteste Passagier war Mark Twain, der anschließend die Schönheit der Route beschrieb.

1850 sicherten sich die USA vertraglich die Rechte am Kanalbau, ohne ihn jemals ernsthaft hier errichten zu wollen. Hauptgrund war, wie für alle anderen Investoren, dass Nicaragua in einer äußerst aktiven Erdbebenzone liegt und die Haltbarkeit eines Kanals keine günstige Prognose erhielt. Nur wenig später wurde der als sicherer geltenden Engestelle in Panama der Vorzug gegeben. Doch Nicaragua verfolgt seine Kanalbaupläne bis heute weiter. 1999 erließ es ein Gesetz zur Landenteignung. Prompt kam es zu Grenzkonflikten mit Costa Rica, dessen Grenzverlauf das südliche Ufer des Rio San Juan ist, nicht die Flussmitte. Erst zehn Jahre später konnte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Streit beilegen. Er bestätigte die nicaraguanische Territoriumshoheit, sicherte aber Costa Rica ein unbefristetes kommerzielles Nutzungsrecht des Wasserweges zu.

Wie in den meisten Städten ist Campen in Granada schwierig. Das travellerbekannte Turicentro am See gewährt für 50 Córdoba pro Fahrzeug Eintritt und erlaubt Campen. Leider gibt es dazu eigentlich keine Möglichkeit. Die Einbahnstraße ist zu schmal zum Parken. Das Ganze ist eine einzige Restaurantmeile, man könnte höchstens vor einer der Fressbuden parken. Der angegebene Parkplatz am Ende der Turicentro-Straße liegt hinter einer Freiluft-Livediskothek. Abgesehen vom zu erwartenden Lärm würde man vermutlich auch in Europa nicht an einem Discoparkplatz campen. Der Betreiber selbst bezeichnet den Platz als absolut nicht sicher. Wir fahren ein Stück weiter an der Bootsanlegestelle vorbei, bis am Straßenrand ein breiter Seitenstreifen mit Seeblick auftaucht. Hier ist es genauso wenig bewacht wie im Turicentro, und kostenlos wäre es auch gewesen. Die größte Gefahr scheint von den wilden Mangobäumen auszugehen, denn die reifen Früchte fallen einfach ab, hoffentlich nicht auf unser Dach. Wir lesen ein paar vom Boden auf. Sie sind zwar klein, doch süßere und aromatischere Mangos haben wir nie gegessen.

Turicentro Granada, unbewacht, N 11°55’31.9’’ W 85°56’30.1’’, 50 NIO, oder kurz danach am See, kostenlos, an der Straße, N 11°54’50.4’’ W 85°56’00.3’’.

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