San Juan del Sur, Nicaragua – Der Strafzettel

Ich bin ja Tierfreund. Sämtliche Hunde und Katzen in meiner Umgebung schließen spontan Freundschaft mit mir oder versuchen es zumindest. Allerdings muss ich einschränken, dass sich meine Liebe auf Tiere mit maximal vier Beinen erstreckt. Mehr sind einfach nicht gut, wenn auch praktisch. Doch trotz nur zwei Vogelbeinen werde ich zwar als Bewunderer wohl nie wahrhafter Freund dieser Tierart werden. Ihre unbestreitbar wichtigste Aufgabe ist das Dezimieren von Insekten (sofern sie keine Vegetarier sind); das ist auch gut so. Ansonsten finde ich einige Sorten auch in der Pfanne prima. Selbst wenn ich einigen Ornithologiefreunden auf die Zehen trete, fürchte ich, dass sich die meisten einem schöngefärbten Idealbild hingeben und sich niedliche Blaumeisen vorstellen oder, wenn’s etwas exotischer sein darf, trällernde Kanarienvögel. Das entspricht der Realität nur ansatzweise. Lediglich eine Minderheit der Federtiere ist ausgesprochen bunt oder hübsch. Noch schlechter ist es um ihre stimmlichen Qualitäten bestellt. Singvögel sind eine seltene Spezies. Die meisten Piepmätze sind froh, wenn sie eine einzige Tonfolge aus vielleicht nur zwei Tönen beherrschen, die sie dann mit fröhlicher Grausamkeit ohne Unterlass praktizieren, um sie ja nicht wieder zu vergessen. (Später finden wir einen Vogel der gleichen Art, der sogar drei Töne kann.) Insbesondere vor Tagesanbruch, wenn sie beschlossen haben, die Nacht sei vorbei, was sich nicht zwingend mit meiner Ansicht decken muss.

Irgendwann geben wir nach, stehen auf und fahren auf der Panamericana nach Süden, wo es doch noch zu einer Begegnung mit der Polizei kommt. Allerdings werden wir nicht herausfinden, ob sie ein Bestechungsgeld gewollt hätten, denn die Situation entwickelt sich anders als angenommen. Sie halten uns an, weil Jörg eine durchgezogene Linie überfahren hat. Das stimmt. Auf einem zwei Kilometer langen Stück gerader Straße wurde eine sinnlose durchgezogene Linie eingemalt. Alle überholen wir, um endlich ein paar langsame Lkw loszuwerden, so auch wir. Natürlich wird mit Vorliebe der Ausländer rausgezogen, wogegen man nichts machen kann. Wir trauen den Beamten trotzdem nicht und händigen nur Kopien der Fahrzeugpapiere aus. Der Fahrzeugschein wird als solche nicht erkannt, wohl aber der Führerschein. Der Polizist verlangt das Original zu sehen, doch Jörg behauptet, das sei das Original. Als der Beamte versucht, den Führerschein zu zerreißen, kommen ein paar Spannungen in die Situation. Wir schreiben uns die Dienstnummern der Beamten auf, bringen die Deutsche Botschaft ins Gespräch, dann wird es plötzlich dienstlich-sachlich. Jörg bekommt einen ordentlichen Strafzettel ausgestellt, den wir in einer Bank in der nächsten Stadt bezahlen (8,70 € umgerechnet). Mit der Einzahlungsquittung erhalten wir auch den leicht beschädigten Führerschein zurück, womit das Problem erledigt ist.

Kurz vor der Grenze zu Costa Rica stellt sich die Übernachtungsfrage. Das La Flor Naturschutzgebiet ist mit 45 US$ teuer (10 $ pP Eintritt, 25 $ Campen), am Strand etwas zu finden oft schwierig. In der Nähe von San Juan del Sur finden wir Richtung Norden am Pazifikstrand Playa Madera gleich zwei Möglichkeiten. Der Strand hat zwei Zugänge. Hält man sich am Kreuzungspunkt N 11°17’51.2’’ W 85°53’19.6’’ links, gelangt man nach wenigen hundert Metern an einen kleinen Parkplatz (max. Zufahrtshöhe 3,5 m), auf dem man kostenlos übernachten kann; es soll sicher sein. Auf Nachfrage könnte man auch auf dem bewachten Parkplatz des Restaurants nebenan stehen, dessen Surferbar jedoch bis Mitternacht geöffnet hat. Außerdem ist der Strandabschnitt grobsteinig.

Fährt man am Kreuzungspunkt stattdessen rechts, erreicht man bei N 11°17’51.5’’ W 85°54’53.1’’ das Camping Matilda. Es ist zwar kein Campingplatz in dem Sinne, aber es gibt ein leeres Grundstück direkt am Meer, wo man parken kann. Im Hostel gegenüber befinden sich die sanitären Einrichtungen. Mit etwas Bodenfreiheit ist die Piste gut zu meistern, allerdings ist die Einfahrt zum Camping mit engem 90°-Winkel kaum für größere Fahrzeuge als einen Unimog geeignet. Mit Dusche und Toilette sollten wir 200 NIO bezahlen, nur Parken bekommen wir für 100 NIO. Der Strand ist sandig, einsam und zum Baden gut geeignet, obwohl noch ein paar Wellen hereinrollen. Einfach toll hier! Gefährliche Unterströmungen gibt es nicht.

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