Nuevo Arenal, Costa Rica – Pures Leben

Die Ausreise aus Nicaragua am Grenzübergang Peña Blanca ist etwas aufwändiger als aus den bisher bereisten Ländern, aber in einer halben Stunde geschafft. Zunächst müssen wir am ersten Kassenhäuschen 1 US$ pro Person Sonderabgabe bezahlen (was auch immer das ist, es gibt eine Quittung), ein Stück weiter bei der Migracion weitere 2 US$ pP für den Ausreisestempel. Hinter dem Gebäude, wo wir parken, läuft der Mann von der Aduana herum und prüft, ob das ausgeführte Fahrzeug dem Importpapier entspricht. Das muss anschließend von der Polizei bestätigt werden. Die Beamten laufen so durch die Gegend, man muss warten, bis einer vorbeikommt.

Einer dieser Grenzhelfer hat was mit den Ohren. Er versteht ein freundliches „nein, danke“ nicht. Er versteht zehn freundliche „nein, danke“ nicht. Ich muss den Ton verschärfen, woraufhin er zwar beleidigt ist, aber abzieht. Als Geldwechsler wählten wir uns einen sehr lieben, älteren Herrn, der nicht nur einen hervorragenden Umtauschkurs nicaraguanischer Colón zu costaricanischer Colón bietet, sondern anschließend stets in unserer Nähe bleibt und uns den nächsten Schritt zuflüstert – ganz kostenlos – was die Sache natürlich vereinfacht. Beim Verlassen des Nica-Territoriums werden die Pässe noch einmal überprüft und das Fzg-Importpapier einbehalten.

Das so zivilisierte Costa Rica hat bisher den am schlechtesten organisierten Grenzübergang mit völlig fehlender Beschilderung und nicht unmittelbar ausgesuchter Freundlichkeit. Wir nehmen trotzdem keinen Grenzhelfer (dieser hat keinen Gehörschaden) und schaffen das Procedere mit viel Gerenne in eineinhalb Stunden. Wir fahren durch eine Desinfektionsschleuse (5 US$) und verpassen dadurch das Versicherungsbüro, das wir mangels Beschriftung sowieso nicht erkannt hätten. Der Zöllner in seinem kleinen Häuschen, der ständig verschwindet, weil er das Gepäck der Busreisenden alleine kontrollieren muss, schickt uns zu Fuß zurück. Das stiftet etwas Verwirrung, da er mal wieder rechts und links verwechselt (eine mittelamerikanische Krankheit). Neben dem Büro der netten Versicherungsfrau (14 US$ für drei Monate) kann man die vom Zöllner geforderten Kopien erstellen. Kaum zurück, schickt uns der Mann zur Migracion wegen des Einreisestempels und anschließend zurück zum Kopierer, da er auch von dem Stempel (angeblich nur Fahrzeuginhaber) eine Ablichtung braucht. Diesmal packen wir unseren eigenen Kopierer aus, das geht schneller.

Dann füllt man ein Formular aus, wobei in Costa Rica sämtliche Fahrer eingetragen werden müssen. Es ist das erste Mal, dass ein Zöllner unsere Kabine betritt, doch nicht für lange. Ob wir einen Laptop haben? Klar. Keinen Kühlschrank? Doch, ich öffne kurz die Tür, der Inhalt interessiert nicht. Was hinter der Tür sei? Das Bad. Ach so. Sehen will er es nicht, da ist er auch schon wieder draußen. Wo sind die berüchtigten Drogeninspektionen? Das Gebäude der Aduana befindet sich etwas abseits rechter Hand. Hier stellt sich heraus, dass auch der zweite Fahrer eine Pass- und Stempelkopie beibringen muss, die Kopierstation liegt zum Glück gegenüber. Das temporäre Fahrzeugpapier wird ausgehändigt und ein handgeschmiertes Notizzettelchen. Das darf man keinesfalls wegwerfen, es wird bei der Ausfahrt eingesammelt, wo Pässe und Importbescheinigung noch einmal kontrolliert werden. Nun werden wir doch noch nett mit dem Landesmotto „Costa Rica – pura vida“, pures Leben, auf den Weg geschickt. Der komplette Vorgang war kostenlos.

Der Straßenzustand auch der Panamericana hat sich seit unserem letzten Besuch vor rund 15 Jahren erheblich gebessert. Die Attraktionen liegen jedoch abseits, sodass wir uns rasch auf ebenfalls akzeptable Nebenstraßen begeben. In Nuevo Arenal am Arenalstausee gibt es ein Freizeitgelände, das von der Stadt verwaltet wird, wo man picknicken, baden, fischen und kostenlos campen kann. Achtung: Von 18 bis 6 Uhr ist das Zufahrtstor geschlossen, dann ist das Gelände bewacht. Die Krokodilwarnschilder sind eher als Witz aufzufassen. Die Reptilien, die hier einmal ausgesetzt worden sind, sollen in dem klaren kühlen Bergwasser nicht überlebt haben. Der Blick auf See und Berge ist traumhaft, auch wenn der Arenal-Vulkan von hier aus nicht zu sehen ist (N 10°32’13.7’’ W 84°53’36.6’’).

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