Caño Negro, Costa Rica – Von Affen, Faultieren und Kaimanen

Das Naturschutzgebiet Caño Negro kann man nur mit einem Boot befahren. Also spielen wir heute Tourist, buchten einen Ausflug, lassen uns erst mit einem Minibus und anschließend mit einem Boot herumkutschieren, und das Ganze mit fachkundiger Reiseleitung. Der Fluss Rio Frio durchzieht das Schutzgebiet und ist zu beiden Seiten von dichtem Dschungel umgeben. Die Flussufer sind ein ideales Habitat für Vögel wie verschiedene Reiher, Kormorane und Anhingas, die wir auch als Schlangehalsvögel bezeichnen. Beim Schwimmen halten sie ihren gesamten Körper unter Wasser, nur der lange gebogene Hals und Kopf schauen schlangenartig heraus.

Fledermäuse wie Reptilien sind zahlreich: Bis zu drei Meter lange Kaimane sonnen sich auf Baumstämmen, aus dem Wasser lugen die runden Panzer Süßwasserschildkröten; Basilisken, eine Leguanart, die dank Luftpolstern unter den Füßen auf den Hinterbeinen wie Jesus übers Wasser laufen kann, wartet auf kleinen Ästen im Wasser, dass aus den Baumkronen Früchte herabfallen. Wenn es Basilisken für sicherer halten, können sie auch untertauchen statt übers Wasser zu rennen. Die grünen Leguane am Uferrand sind schon zu groß, um noch viele natürliche Feinde zu haben. Nur die tatsächlich grünen Jungtiere laufen davon und scheuen auch vor Flucht ins Wasser nicht zurück. Ältere Tiere sind braun bis schwarz, dominante oder paarungsbereite Männchen auch orange.

In den Baumkronen tummeln sich Kletterkünstler in unterschiedlicher Dynamik. Am aktivsten sind Obst fressende Klammeraffen, die als einzige Affenart nur vier Finger haben. Ihre Arme sind besonders lang und ihr Schwanz als kräftiges Greifinstrument ausgeprägt. Obwohl sie hervorragende Springer sind, können wir doch oft Feiglinge beobachten, die am Ende eines Astes umkehren und lieber am Baumstamm zum einem Ast hinunterklettern, wo der Übergang zum nächsten Baum einfacher ist.

Etwas langsamer bewegen sich Brüllaffen, da sie von energieärmerer Blattkost leben. Im Gegensatz zu den meisten Tierarten, deren Alphamännchen das älteste und kräftigste Tier ist, übernimmt bei den Brüllaffen das jüngste und stärkste ausgewachsene Männchen die Alpharolle. Wie bei Präsidentschaftswahlen wird das Tier nach vier Jahren ausgewechselt. Das Alphaweibchen wechselt sogar jedes Jahr. Kein Mensch kann sich erklären, woher die Affen wissen, wann die Regierungsperiode rum ist. Vielleicht schauen sie einfach in den Kalender.

Die langsamsten oder eher sich gar nicht bewegenden Baumbewohner sind Faultiere und damit auch schwer zu entdecken. Das Zeitlupentempo der wenig geselligen Blattfresser dient der Energieeinsparung, somit benötigen sie weniger Nahrung. Eine gute Tarnung ist es natürlich auch. Eine Tarantel ist ins Wasser gefallen und versucht, sich über den Fluss laufend zu retten.

Der Ausflug nach Caño Negro kostete 55 US$ pP inkl. Transport, Eintritt, Snack, Mittagessen. Getränke und fachkundiger Führung. Im Bereich Fortuna ist das ein Einheitspreis, wir jedenfalls waren sehr zufrieden mit dem Veranstalter Canoa Aventura und nur zu viert, da Nebensaison. Man könnte auf eigene Faust nach Los Chiles fahren und dort versuchen, ein Boot zu mieten. Man fährt dann zwar auch auf dem Rio Frio, den Nationalpark erreicht man jedoch nicht. Die Kraftstoffkosten zusammen mit der Wahrscheinlichkeit, das Boot mangels anderer Interessenten alleine bezahlen zu müssen, würden eine Individualanreise teurer kommen lassen.

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