Rio Celeste, Costa Rica – Lenorblau im Dschungel

Dschungelflüsse haben schlammig-braun zu sein, undurchsichtige und gefährliche Heimat von Krokodilen, parasitären Einzellern und andern obskuren Wesen. Daher erscheint der Rio Celeste völlig abstrus und unangebracht farbig mitten im Regenwald. Die Farbe des Flusses ist ein nur ganz leicht milchiges Lenorblau, als ob sich ein Babybadehandtuch zum Schwimmen aufgemacht hätte. So eine Flussfarbe haben wir noch nie gesehen, das ist so besonders, dass es völlig unverständlich erscheint, dass wir den Privatpark in keinem Reiseführer und in keiner Karte gefunden haben – es war ein Tipp von Bäcker-Thomas.

Ein knapp vier Kilometer langer Dschungelpfad (den man wieder zurücklaufen muss) führt im wahrsten Sinne des Wortes über Stock und Stein und Schlamm dazu zu den interessanten Stellen: ein Wasserfall, der sich in einen ebenfalls blauen Badepool stürzt; ein natürliches heißes Thermalbecken am Rande des Flusses, wo man sich anschließend im erfrischenden Wasser gleich wieder abkühlen kann; ein kleiner See, der so was von quietschtürkis ist, dass es nahezu unwirklich scheint und wo wegen der hohen Mineralienkonzentration vom Baden abgeraten wird; und schließlich die so genannten Teñideros, wo der Fluss wie mit einem Lineal gezogen die Farbe wechselt. Das Wasser ist zunächst klar und fließt über bräunliche Steine, wo es so viele Mineralien aufnehmen muss, dass es plötzlich dieses Weichspülerazur annimmt.

Für die Wanderung sollte man sich mindestens vier Stunden Zeit nehmen, besser mehr, damit man ein ausgedehntes Dschungelbad genießen kann. Der sumpfige Pfad erfordert feste Wanderschuhe (zu manchen Zeiten vielleicht Gummistiefel), die mindestens knöchelhoch sein sollten, alleine schon wegen der Giftschlangen, die hin und wieder geschäftig den Weg kreuzen Desserttellergroße blaue und violette Schmetterlinge fressen an heruntergefallenen, gärenden Früchten, sind aber zu scheu, sich fotografieren zu lassen, Winzige Kolibris schwirren mit 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde von Blüte zu Blüte. Sie sind, womit wir wieder beim Thema Vögel wären, bei weitem nicht so niedlich wie in unserer Vorstellung. Sie sind ausgesprochen territorial, extrem aggressiv und vertreiben kämpfend jeden Eindringling. Selbst bei ausreichendem Nahrungsangebot lassen sie Konkurrenten eher verhungern als sie zu dulden. Übrigens fressen Kolibris – um mit einem weiteren Gerücht aufzuräumen – nicht nur Nektar, sondern Insekten. Sie brauchen proteinhaltige Nahrung für ihre Energie zehrende Bewegungsweise.

Der Privatpark Rio Celeste kann ausschließlich über Hotels und Lodges und deren Wanderwege erreicht werden. Das Hotel Catarata Rio Celeste bietet eine öffentlichen Zugang mit großem Parkplatz, Informationen, auf Wunsch Führer, für die üblichen 10 US$ Eintritt. Er ist von der Straße bei Katira nördlich von Guatuso aus über eine 12 km lange steinige Piste zu erreichen, von wo man von 120 m üNN auf angenehme 650 m klettert. Gestern Abend noch sind wir hier hochgekommen, am Ende kurz nach sechs bei tiefster Dunkelheit, ohne genau zu wissen, wo wir hinmüssen. Wir fanden den Parkeingang offen und trafen sogar noch den Verwalter Don Pedro an, der uns problem- und kostenlos zwei Nächte hier campen ließ: N 10°42’11.5’’ W 84°58’39.0’’.

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