Zarcero + Sarchí, Costa Rica – Der blühende Besenstiel

Costa Rica ist ein unbestreitbar schönes Land mit einem fast unvergleichlichen Reichtum an Natur, der frühzeitig erkannt und geschützt wurde. Man könnte Wochen hier zubringen und die unterschiedlichen Parks und Klimazonen besuchen, entsprechendes Budget vorausgesetzt. Natürlich gibt es auf so reicher Erde auch Landwirtschaft, und nicht nur Kaffeeanbau, sondern Bananen, Früchte und Gemüse jeglicher Art. Alles ist grün und blüht, denn es gibt jede Menge Blumen. Wild wachsend im Straßengraben oder in den vielen gepflegten Gärten vor ordentlichen Anwesen. Die Ticos behaupten, selbst wenn man einen Besenstiel wegwirft, fängt der nach ein paar Tagen an zu blühen.

Die üppig wachsende Natur machte sich auch Gartenkünstler Evangelisto Blanco in Zarcero zunutze. In den 1960er Jahren begann er, die Büsche und Hecken auf der Plaza Central direkt vor der Kirche zu beschneiden und sie in die verschiedensten, meist dem Alltag entliehenen Formen zu bringen: Bögen, tanzende Paare, Tiere, Gesichter, Motorradfahrer, Hubschrauber und anderes. Die kleine Stadt wurde dadurch weltberühmt.

Nicht weit davon liegt Sarchí, Costa Ricas Kunsthandwerkszentrum mit einer hübsch verzierten Kirche. Direkt davor steht seit ein paar Jahren der größte Ochsenkarren der Welt, verzeichnet im Guinessbuch der Rekorde seit 2002. Wie seine kleineren Vorbilder ist er lackiert, verziert und bunt bemalt. Die Tradition, Ochsenkarren künstlerisch zu gestalten, begann Anfang des 20 Jh., als zunächst die Räder, bald das ganze Fuhrwerk bemalt wurde und schließlich Wettbewerbe um das schönste Vehikel entstanden. Heute gibt es Ochsenkarren in allen erdenklichen Größen als Souvenir zu kaufen. 2005 nahm die UNESCO den Ochsenkarren in ihre Liste des „immateriellen Welterbes“ auf.

Dafür materialisiert sich so langsam der Vulkan Poás vor uns, jedenfalls fahren wir aus dem Tal eine nicht enden wollende Steigung hoch, die geradewegs in den Himmel zu führen scheint. Im Nationalpark Volcán Poás darf man nicht campen, doch der Eingang schließt sowieso früh am Nachmittag. Einen Campingplatz finden wir nicht, und die meisten Unterkünfte haben begrenzte Einfahrtshöhe. Das oberste Restaurant, das sich Tipico de Montaña nennt, nur ein paar Kilometer unterhalb der Parkeinfahrt, hat einen zugänglichen Parkplatz. Der nette Besitzer lässt uns kostenlos hier campen, wir entschließen uns trotzdem zu einem Abendessen, was den Mann glücklich macht, so scheint es.

Das typisch costaricanische Gericht heißt Casado und ist eine gemischte Platte aus Reis, schwarzen Bohnen, die in diesem Land im Ganzen statt püriert serviert werden, einer Salatbeilage und etwas Stärkehaltigem wie Kartoffeln oder Süßkartoffeln in irgendeiner Form, evtl. Rote Beete oder wie heute Abend gebackene Bananen. Dazu wählt man Fleisch aus verschiedenen Angeboten wie gegrilltes oder geschnetzeltes Hähnchen, Fisch, Schweinekotelett, Rindersteak oder -gulasch. Casado bietet meist das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Von unserem Adlerhorst aus haben wir einen grandiosen Blick auf die beleuchteten Städte in weiter Umgebung bis zur Hauptstadt San José und dem nächsten Vulkan Irazú. Schwitzten wir gestern Nacht noch ohne Decke, müssen wir uns nur 200 km weiter in gut 2200 m Höhe bei 13° C einkuscheln.

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