Volcán Poás, Costa Rica – Ein Riesenkrater in Aktion: Pyroklastik

67 Vulkane mit 112 Kratern stehen im winzigen Land Costa Rica, sieben davon aktiv. Es liegt also nahe, sich den einen oder anderen davon anzusehen, und wenn er blubbert, qualmt oder spuckt, umso besser. Der Volcán Poás gehört zu den aktiven seiner Sorte. Er ist relativ einfach zugänglich, daher der meistbesuchte Vulkan in Costa Rica. Wir stehen als erste vor dem Tor und warten, dass es um 8 Uhr geöffnet wird. Bereits am Vormittag, so gegen 10 Uhr, ziehen Wolken auf und versperren die Sicht, insbesondere in der Regenzeit (die dauert in Costa Rica rund 10 Monate). Ein Rundweg von etwa 3,5 km Länge führt vom Besucherzentrum auf 2550 m Höhe bis zum Krater auf 2708 m und wieder hinunter, führt zum Hauptkrater, durch einen Märchenwald zur Lagune eines Nebenkraters und durch Nebelwald zurück.

Der Hauptkrater des Poás gilt mit 1,5 km Durchmesser und 300 m Tiefe als zweitgrößter Vulkankrater der Erde. Inmitten des imposanten Lochs mit kahlen schwarzen, roten, beigen und braunen Wänden liegt der 40° heiße Kratersee, der eine ungesunde grau-grüne Farbe hat. Aus einigen Fumarolen an einer Seeseite steigen heftige schneeweiße Schwefeldämpfe auf, die der Wind zum glück in eine andere Richtung bläst. Der Poás ist zum Schauern schön. Die Laguna Botos im Seitenkrater ist flach, kühl und speist sich ausschließlich aus Regenwasser. Ihr smaragdgrünes Wasser wirkt weit sympathischer.

Die Wege sind asphaltiert oder geschottert und einfach begehbar. Mit Fotostopps und Besuch des Vulkanmuseums am Besucherzentrum sollte man zwei Stunden rechnen. Eintritt für alles 10 US$ pP plus Parkgebühr (Unimog 2500 Colón). Dann fahren wir auf schmalen kurvigen Straßen durch typisch costaricanisches Bergland mit Hügeln, grünen Weiden und Kühen. Du mei, is des schee. Wie in den Alpen. Nur die immer ärmlicher werdenden Hütten zeigen, dass in diesem Land nicht nur wohlhabende gepflegte Anwesen stehen, sondern ein Teil der Bevölkerung an der Armutsgrenze lebt. Durch die Hinterhöfe der schlecht beschilderten Hauptstadt San José schleichen wir uns auf den nächsten Vulkan, den Irazú.

Das Restaurant Nochbuena auf 2900 m üNN scheint uns einen ausreichenden Parkplatz zu haben. Das pensionierte Familienoberhaupt findet gar nichts dabei, dass wir hier campen wollen. Sein Sohn, der sogar englisch spricht (wie viele Costaricaner), erklärt uns herzlich, dass sie hier öfters Camper haben. Trinkwasser für unseren Tank, WiFi und die kostenlose Benutzung der hauseigenen Wanderwege werden uns ebenfalls angeboten. Ein Highlight ist das Privatmuseum zum Thema Vulkane im Allgemeinen und dem Irazú im Speziellen. Das Eintrittsgeld von 4 $ / 2000 CRC pP zahle ich freiwillig. Die Ausstellung wurde nicht nur mit Liebe, sondern mit enormer Sachkenntnis gestaltet. Das zehnminütige Video in spanischer Sprache mit englischen oder deutschen Untertiteln zeigt spektakuläre Aufnahmen, ähnlich wie die Fotos an den Wänden. In den 60er Jahren standen Besucher des Irazú uneingeschränkt und unkontrolliert mit ihren Kleinkindern in aller Seelenruhe am Krater, während eine pyroklastische Wolke auf sie zuraste und sich wie durch ein Wunder vor ihnen teilte und sie verschonte. Ab 1963 spuckte der Irazú zwei Jahre lang intensiv Asche, tötete das Vieh, vernichtete die Landwirtschaft und legte das Land lahm. Doch hat Costa Rica die heutige Fruchtbarkeit seines Bodens den Vulkanen zu verdanken. Momentan verhält sich der Irazú ruhig.

Von Vulkanen gehen die unterschiedlichsten Gefahren aus, unter anderem kann er explodieren, Asche, Steine, Lava oder giftige Gase auswerfen oder einen pyroklastischen Strom produzieren. In Begleitung einer Eruption tritt dabei gemahlenes Gestein und Magma zusammen mit einer Gaswolke aus, die rasend schnell den Hang hinunterrollt. Im Allgemeinen werden Geschwindigkeiten bis 400 km/h erreicht, aber es soll schon kurzfristig zu Schallgeschwindigkeit gekommen sein. Im Inneren der Wolke herrschen Temperaturen bis zu 800° C. Ein pyroklastischer Strom ist enorm zerstörerisch und pulverisiert alles in seiner Zugbahn liegende. Gebäude explodieren, implodieren oder werden ähnlich wie bei einem Wirbelsturm in die Luft katapultiert. Die Gefahr von Todesopfern ist sehr hoch, da Flucht nahezu ausgeschlossen ist und Gase bzw. Staub auch in der Umgebung der Wolke bereits gefährlich sind.

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