Volcán Irazú, Costa Rica – Der verschwundene Säuresee

Der Vulkan Irazú büßte in den letzten Jahren viel von seiner Attraktivität ein. Zugegeben, er enttäuscht uns, verglichen mit unserem letzten Besuch vor vielen Jahren. Er war bekannt für seinen großen, tiefen und vor allem giftgrünen Kratersee. Der unheimliche Effekt der fiesen Farbe wurde noch verstärkt von nach Schwefel stinkenden Dampfwolken, die uns glauben machten, direkt am Tor zur Hölle zu sein. Heute ist der Säuresee bis auf eine Pfütze verschwunden, kaum mehr auszumachen vom Aussichtspunkt aus. Das Gewässer soll zwischenzeitlich völlig ausgetrocknet gewesen sein, sich aber wieder etwas gefüllt haben. Eine mögliche Erklärung ist die gesteigerte Aktivität des Zwillingsvulkans Turrialba, der momentan stark gast. Man nimmt an, dass die gestiegene Temperatur unterirdischer Magmaströme, die die beiden Vulkane verbinden, zur Austrocknung des Sees geführt hatte.

Der Irazú ist mit 3.432 m der höchste Vulkan Costa Ricas. An klaren Tagen kann man von hier aus Pazifik und Atlantik sehen, was in der Regenzeit (also fast immer) eine Wunschvorstellung bleibt. Zumal die Wolken meist bereits um 9 Uhr aufziehen, der Park aber erst um 8 Uhr öffnet. Es bleibt nicht viel Zeit für Fotos. Außer dem Kraterloch ist ein großes Aschefeld von Interesse, das man begehen darf. Es ist interessant zu beobachten, wie sich nach und nach wieder Vegetation ansiedelt – bis zum nächsten Ausbruch.

Insgesamt hinterlässt der Park einen etwas traurigen Eindruck. Zwei von drei Cafés haben geschlossen; nicht nur vorübergehend, sie bröckeln bereits vor sich hin. An weniger wichtigen Stellen wird auf Instandhaltung verzichtet. Die Straße zum höchsten Kraterpunkt ist in derart erbärmlichem Zustand, dass zum Laufen statt Fahren geraten wird, was natürlich niemand tut. Das Geländer dort oben ist auch nicht mehr in vertrauenswürdigem Zustand. Der Irazú hat nicht nur unter dem seit der letzten Weltwirtschaftskrise degressiven Tourismus zu leiden, sondern genau wie der Arenal unter seiner Inaktivität. Ein schlafender Vulkan ist viel weniger attraktiv, für die Tourismusbetriebe eine Katastrophe.

Die Zufahrt zum Park führt bis fast an den Kraterrand, man läuft vielleicht eine halbe Stunde Rundweg. Die Straße zum höchsten Punkt zweigt separat ab. Der Eintritt kostet 10 US$, Camping ist nicht möglich. Nachts wird es empfindlich kalt (einstelliger Bereich), aber auch tags ist wärmere und vor allem Windschutzkleidung angebracht. Unmittelbar vor dem Kassenhäuschen zweigt ein Weg nach rechts ab, dem man für ca. 200 m folgt, von wo man bei guter Sicht einen schönen Blick zum Vulkan Turrialba hat.

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