Panama City, Panama – Der Darién Gap: ein unüberwindliches Hindernis?

Warum hängen wir eigentlich so lange in Panama rum? Warum fahren wir nicht weiter nach Südamerika? Warum suchen wir ein Schiff? Die Antwort lautet Tapón del Darién. Darién wird ein Dschungelgebiet im Südosten Panamas und Nordwesten Kolumbiens genannt, die einzige Landverbindung zwischen Mittel- und Südamerika, durch die jedoch keine einzige Straße führt. Die Panamericana hört in Panama auf und geht 110 km später in Kolumbien weiter. Dazwischen liegt feindlicher, sumpfiger, undurchdringlicher Dschungel.

Es sind schon Straßen durch schwierigeres Terrain gebaut worden. Warum also tut es keiner? Die Gründe sind vielfältig. Zunächst waren da die technischen Probleme, die zahlreichen Flüsse und ausgedehnten Sümpfe zu überqueren. Mit einer entsprechenden Anzahl von Brücken ließe sich das heute problemlos lösen, ausreichend Finanzmittel vorausgesetzt. Umweltschützer argumentieren gegen den Bau einer Trasse durch jungfräulichen Regenwald, der unweigerlich fortschreitende Besiedlung und damit Abholzung des Waldes nach sich ziehen würde. Die dort lebenden Indianerstämme argumentieren, dass sie ihre Sitten, Gebräuche und Lebensweise vor der eindringenden Zivilisation nicht mehr schützen könnten. Und die panamaische Regierung weigert sich schlicht, die Straße auf ihrem Territorium weiterzubauen, nachdem die kolumbianische Seite angeboten hat, die 60 km auf ihrer Seite fertig zu stellen.

Was also steckt wirklich dahinter? Niemand will diese Straße. Jedenfalls keiner nördlich des Hindernisses. Man befürchtet, den Drogenhandel und das Eindringen krimineller Elemente aus Kolumbien zu erleichtern, auch wenn das nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen wird. Die nächste Frage lautet, ist der Darién Gap (die englische Bezeichnung ist am geläufigsten) wirklich unüberwindbar? Nein. In den 60er Jahren gelang es zum ersten Mal, die Wildnis zu durchqueren. Verschiedene Expeditionen versuchten sich im Laufe der Zeit mit unterschiedlichen Fortbewegungsarten: Jeeps, Geländemotorräder oder Fahrräder, wobei diese auf weiten Strecken getragen werden mussten. Selbst zu Fuß versuchen sich einige, wobei die Flüsse mit den Booten der ortsansässigen Indianer oder schwimmend durchquert wurden. In den 80er Jahren entstand ein regelrechter Expeditionstourismus, und jede Menge Abenteurer versuchten ihr Glück auf den 110 km. Der Darién ist jedoch nicht sicher. Kolumbianische Guerillas haben sich hierhin zurückgezogen und treiben ihr Unwesen. Leider hat sich die Sicherheitslage immer weiter verschlechtert, insbesondere seit 1997. Seitdem sind praktisch alle Versuche, das Darién-Hindernis zu überwinden, zum Erliegen gekommen und es ist nach wie vor absolut nicht empfehlenswert. Es waren auch keine Reisenden, die den Urwald mal eben so durchquert haben, sondern eigens ausgerüstete Expeditionen, deren einziges Ziel die Überwindung des Sumpfwaldes war.

Welche Möglichkeiten hat man heute, die Lücke zu überbrücken? Da der Landweg realistisch gesehen ausfällt, bleiben nur Luft- bzw. Seeweg oder beides. Alles, was größer als ein Fahrrad oder Motorrad ist, muss verschifft werden. Die meisten Verbindungen gibt es von Colón auf der Atlantikseite nach Cartagena / Kolumbien. Drei Möglichkeiten stehen zur Auswahl. Auf der klassischen RoRo-Fähre (Roll-on-Roll-off) fahren Fahrzeuge auf ihren eigenen Rädern auf die Schiffsdecks und wieder hinunter. LoLo bedeutet Lift-on-Lift-off, wobei Fahrzeuge an zwei Seilen hängend mittels Kran in den Laderaum eines Frachters, oft Bananendampfers, hinein- und wieder hinausgehievt werden. Dritte Option ist ein Containerschiff, wobei kleinere Autos in verschlossenen Containern transportiert werden. Größere Fahrzeuge wie Arminius, die zwar die Containerbreite nicht überschreiten, aber zu hoch sind, können im sog. Open Containering transportiert werden. Dabei wird das Dach offen gelassen. Alternative – einzige bei Überbreite – ist das Flat-Rack, eine flache Trägereinheit, auf der das Vehikel festgezurrt und auf einem Containerstapel ganz oben transportiert wird.

Diebstahlsicherste und meist günstigste Methode ist der verschlossene Container, vor allem, wenn man ihn sich im Idealfall mit einem weiteren Fahrzeug teilen kann. Für größeres Transportgut (wie Arminius) gibt es zumindest auf dieser Route nur geringe Preisunterschiede. Man muss abwägen, ob man sein Fahrzeug kranen lassen (LoLo, Flat-Rack) oder per Achse in den Bootsbauch befördern lassen möchte. Kranen birgt ein – wenn auch geringes – Absturzrisiko. Eine Versicherung dafür in diesem Land zu erhalten ist so gut wie unmöglich, und sie würde nur Totalverlust, keine Schäden abdecken. RoRo bedeutet, das Fahrzeug wird von einem Hafenarbeiter gefahren. Beulen und Kratzer können entstehen, und wenn der Fahrer vergisst, die Zündung auszuschalten, ist die Batterie vielleicht leer. Die RoRo-Fähren zwischen Panama und Kolumbien fahren selten, unregelmäßig und unzuverlässig. Termine werden verschoben oder abgesagt. Die Fähre kommt eventuell nicht nach ein paar Stunden, sondern Tage später an, da sie ihren Plan geändert hat und zwischendurch woanders hin gefahren ist.

Wir steuern die RoRo-Option an, da selbst Verschiffungsagenturen, falls sie offen sprechen, das Beschädigungsrisiko beim Kranen als weit höher einschätzen und die Schäden (bis hin zum Totalverlust) erheblich größer sein können. Weitere Einzelheiten folgen später. Keines der Schiffe bietet Passagiertransport an. Man muss ein Flugzeug nehmen oder könnte mit einem Segelschiff eine Minikreuzfahrt von Colón über die noch unentwickelten San-Blas-Inseln nach Kolumbien fahren ( z.B. www.stahlratte.de ), falls man einen passenden Termin findet. Vorläufig ist unsere Fähre, die bereits einmal verlegt wurde, vom 2. auf den 7. Oktober verschoben.

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