Panama City, Panama – Das Paket (Fortsetzung I)

Panama City hat recht viel zu bieten, selbst wenn man längere Zeit hier zubringen muss. Die Pedro-Miguel-Schleuse lockt uns heute an, etwas nördlich der Miraflores-Schleusen. Es gibt zwar keine Aussichtsterrasse, aber von einem Parkplatz neben der Schleuse kann man das Treiben gut beobachten. Auf dem Weg zurück in die Stadt nehmen wir einen kleinen Umweg über die neue Hängebrücke Puente Centenario über den Panamakanal, die die alte Brücke, Puente de la Americas an der PanAm, fast in den Schatten stellt. Doch auch heute noch ist die Puente de la Americas eine der größten Stahlbrücken der Welt.

In unmittelbarer Stadtnähe parken wir Arminius und Jörg bleibt zur Bewachung zurück. Ich schnappe mir ein Taxi und fahre für 2 $ (das ist meist der Preis für eine Stadtfahrt) zu dem Postamt, wohin unsere Pakete gesandt werden sollten. Glücklicherweise kennt der Taxifahrer die angegebene Adresse und schon sind wir mitten drin im Elendsviertel. Calidonia ist vielleicht nicht das übelste Viertel von Panama-Stadt, aber das zweitschlechteste. Gebäude bröckeln vor sich hin, zwielichtige Gestalten schlurfen umher und jeder warnte uns: „Geht nicht dahin, es ist absolut nicht sicher!“ Warum errichtet die Post ihre einzige Stelle mit Zollamt in einem Elendsviertel? Vermutlich wegen der billigen Mieten. Selbst der Taxifahrer äußert sich negativ über das Viertel. Er bietet sich sogar an, mich ins Postamt zu begleiten. Ich finde das etwas übertrieben, ich bin ja schon ein großes Mädchen.

Die Poststelle befindet sich in einem heruntergekommenen Einkaufszentrum und belegt fast das gesamte Erdgeschoss. In jedem der ehemaligen winzigen Ladenlokale in verschiedenen Gängen wurde ein kleines Stückchen des Amtes untergebracht. Hunderte, ja Tausende von Postfächern reihen sich aneinander. Wo sind unsere Pakete? Ich finde eine Mitarbeiterin, die mit mir herumläuft, die richtige Stelle zu finden. Es dauert nur wenige Minuten, mit meinen Trackingnummern herauszufinden, dass sich die Sendungen noch irgendwo auf dem Weg zwischen dem „falschen“ Postamt und dem „richtigen“ befinden. Ich soll später wiederkommen. Oder morgen. Oder Montag. Ich laufe aus dem Postamt hinaus zur nächsten Hauptstraße und winke einem Taxi. Statt des Fahrers fühlt sich ein Mitbürger dunklerer Hautfarbe angesprochen. In freudiger Erwartung – auf was? – nähert er sich mir: „halllooouuu“. Soll ich ihm gleich an die Gurgel gehen oder später? Er ist ziemlich groß, also später. Vorläufig ignoriere ich ihn einfach, was hilft: er verschwindet. Tagsüber ist es vermutlich o.k., doch nachts sollte man hier nicht unbedingt herumlaufen.

Beliebtes Ausflugsziel der Bewohner Panama Citys ist die Calzada Amador. Der Damm wurde ebenfalls mit Hilfe des Kanalaushubs gebaut und dient als Wellenbrecher für die Kanaleinfahrt. Gleichzeitig verbindet er mehrere Inseln mit dem Festland. Es gibt ein paar Marinas hier, Shops und jede Menge Restaurants. Man kann Fahrräder mieten, um den Causeway, wie er auch genannt wird, abzufahren. Am besten finden wir die Ausblicke: auf die vor dem Kanaleingang wartenden Schiffe, die auf Reede liegen; auf die Brücke Puente de las Americas; und auf die aus dem Boden schießenden Wolkenkratzer, die so leicht darüber hinwegtäuschen könnten, dass Panama, dessen Reichtum durch den Kanal in die Taschen weniger fließt, nach wie vor ein Entwicklungsland ist.

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