Guayabal, Kolumbien – Kaffee: der lange Weg von der Bohne in die Tasse

Kaffee ist, nach Erdöl, das zweitwichtigste Exportprodukt der Welt. Wer hätte das gedacht. Und Kolumbien ist weltweit einer der größten Exporteure dieses begehrten, sensiblen Produkts. Sämtlicher Kaffee aus diesem Land gehört zur hochwertigen Sorte Arabica und ist von erlesener Qualität. Es gibt auch Kaffe, der Exportansprüchen nicht genügt: unreife oder überreife Bohnen und solche, die von dem Kaffee-Bohrkäfer befallen wurden. Diese Bohnen werden beim Verarbeitungsprozess herausgelesen, aber nicht weggeworfen, denn auch dafür gibt es Abnehmer. Sie werden entweder im eigenen Land geröstet und getrunken oder an die Firma Nescafé verkauft, die dann Instantkaffee daraus herstellt. Wie lecker.

Das ist aber nicht alles, was wir heute über das edle Getränk und dessen Herstellung lernen. Schon das Heranzüchten der Setzlinge ist eine Wissenschaft für sich, und dann dauert es mindestens zwei Jahre, bis die Pflanze Früchte trägt. Alle sieben Jahre muss der Strauch zurückgeschnitten werden, was ein weiteres ertragsfreies Jahr ergibt, und die durchschnittliche Lebensdauer eines Buschs beträgt 21 Jahre. Kaffee wird hier zwischen September und Mai geerntet, mit zwei Hauptzeiten im Oktober/November und März/April. Die Pflanzen wachsen nur in Höhen zwischen 1300 und 2000 m, je höher, desto besser die Qualität. Sie benötigen ein ausgewogenes Klima aus Sonne und Regen. Momentan jedoch ist die Ernte wegen der starken Regenfälle und zu geringen Sonnenstunden schlecht. Kaffeeernte ist Handarbeit: nur die roten und gelben reifen Früchte dürfen ins Körbchen. Mobile Erntehelfer, die auch in anderen Pflanzungen wir Bananen, Baumwolle, Tabak oder Zucker arbeiten, werden je nach Bedarf angeworben und wohnen dann (kostenlos in einfachen Unterkünften) auf der Plantage. Der Pflücker erhält ca. 15 Eurocent pro Kilo, schafft rund 100 Kilogramm pro Tag und verdient damit im Monat (samstags und sonntags hat er frei) 280 Euro. Das ist mehr als der durchschnittliche Verdienst eines Kolumbianers. Für sein Essen bezahlt der Erntehelfer knapp 80 Euro im Monat an die Verwalterin des jeweiligen Wohnhauses (davon gibt es mehrere auf jeder Hacienda), die ebenfalls Angestellte der Kaffeeplantage ist.

Zunächst wird die Außenhaut der Frucht maschinell entfernt, kompostiert und später zur Düngung der Plantage wiederverwendet. In mehreren Waschungen muss anschließend der süße Belag des Kerns entfernt werden, manche Hersteller fertigen daraus Wein. Immer wieder werden dabei mangelhafte Früchte herausgelesen. Schließlich werden die Bohnen getrocknet und in die Fabrik der Kaffeeföderation transportiert, wo sie gewogen werden und deren Qualität beurteilt wird. Erst dort erfolgt die zweite Schälung, wo das Pergamenthäutchen entfernt und der Kaffee für den Export verpackt wird. Die Häutchen werden die Kaffeebauern für geringes Entgelt zurückverkauft, die sie zum Heizen des Trocknungsofens verwenden. Das Pergament ist als Brennstoff geruchsneutraler als Holzkohle oder Gas und Ressourcen schonender zudem.

Die Kaffeebohne ist während ihres gesamten Wachstums und der Produktion extrem empfindlich gegen äußere Einflüsse, die ihren Geruch und Geschmack verderben können. Das beginnt bereits bei der Düngung. Insektizide können nur äußerst sparsam eingesetzt werden, besser ist der Einsatz natürlicher Feinde des Kaffebohrers wie Wespen. Für den Transport in die Vereinigten Staaten oder nach Europa muss die kostbare Ware hermetisch verpackt werden. Erst in ihren Zielländern werden die Bohnen geröstet, gemischt und ggf. gemahlen. Ein Rätsel ist für mich – jetzt noch mehr – wie ein Pfund des edlen Gebräus für nur wenige Euro in deutschen Supermärkten verkauft werden kann. Die Gewinner dieses Geschäfts dürften die großen Kaffeefirmen sein, die Verlierer wohl eher die Rädchen am unteren Ende der Produktion – die Erntehelfer und die die Kaffeebauern.

Die hochinteressante Tour auf der Hacienda Guayabal kostet 20.000 Peso pro Person in Spanisch, 25.000 in Englisch (8 bzw. 10 € pP). Wir waren etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. Eine Kaffeeverkostung gehört selbstverständlich dazu.

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