Popayán, Kolumbien – Einsatz im ewigen Krieg

Die Hubschrauberrotoren wummern über unseren Köpfen. Einer nach dem anderen erhebt sich in die Luft, dazwischen dröhnen Propellerflugzeuge. Wir wussten, dass unweit des Hauses von Carlos und Lucia ein Militärstützpunkt liegt. Doch wer hätte vermutet, dass hier so viele Hubschrauber stationiert sind? Der Lärm scheint nicht zu enden und die Einwohner Popayáns beginnen, sich Sorgen zu machen. Eine Übung kann es nicht sein, sind sie überzeugt, etwas geht vor sich. Doch erst die Abendnachrichten lüften das Geheimnis: Das kolumbianische Militär tötete im Verlauf eines zwei Jahre geplanten Großeinsatzes den Anführer der größten Guerillaorganisation FARC, Guillermo León Sáenz Vargas alias Alfonso Cano. Die Leiche des seit 2008 amtierenden Oberhaupts der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens wurde nahe dem Ort Micay neben der seiner Lebensgefährtin gefunden. Die genauen Umstände ihres Todes sind derzeit unbekannt.

Die Pazifikregion des Departements Cauca, dessen Hauptstadt Popayán ist, ist seit Jahren in den Händen der Guerillas. Obwohl der Tötungsakt ohne Gerichtsprozess nach rechtsstaatlichen Maßstäben fraglich erscheint, begrüßt das kolumbianische Volk die Aktion. Die Guerillaorganisation, die in ihren Anfangstagen möglicherweise tatsächlich für die Arbeiter und Bauern des Landes gekämpft hat, ist in den letzten Jahrzehnten zum reinen Selbstzweck geworden. Sie terrorisiert die Bürger, stiehlt den Bauern das Land, statt des ihnen als Lebensgrundlage zu beschaffen, entführt, mordet und finanziert sich über Drogenhandel. Von ehemals 17.000 Kämpfern ist die FARC auf etwa 8.000 geschrumpft.

Das Volk bleibt dennoch misstrauisch. Vielen ehemaligen oder amtierenden Regierungsmitgliedern (einschließlich Präsidenten) wird nachgesagt, einer Guerilla- oder Paramilitäreinheit angehört zu haben. Viele Regierungsangehörige werden verdächtigt, mit den illegalen Organisationen zu handeln und Informationen auszutauschen. Den Machthabern wird ebenfalls vorgeworfen, den ewigen Krieg weiter zu fördern, da Waffenhandel ebenso lukrativ ist wie die Drogendollars, die ins Land fließen. Daher ist der Schlag gegen die FARC für Kolumbianer eine große Sache, während das den europäischen Nachrichten lediglich eine Kurzmeldung wert ist.

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