Las Lajas, Kolumbien – Die wundertätige Jungfrau

Kurzweilig ist die Fahrt vom Vulkan wieder hinunter zur Grenzstadt Ipiales. Dutzende von qualmenden Ziegelbrennereien säumen den Weg, die fertigen Ziegel werden säuberlich zu Mäuerchen aufgestapelt. Richtiggehend putzig sind die Stundenhotels, von denen es in Kolumbien besonders viele gibt. Jedes Zimmer besitzt eine eigene separate Garage mit direktem Zugang zum Zimmer. Ruft man vorher an, öffnet bestimmt noch jemand das Garagentor. Die zumindest äußerlich sauberen und gepflegten Anlagen machen den Eindruck, als seien sie nicht nur für die Inanspruchnahme professioneller Liebesdienste konzipiert, sondern diskret genug, um dem Herrn Nachbarn, der sich mal eben mit Frau Nachbarin auf ein Stelldichein zusammenfindet, ein unerkanntes Entkommen zu sichern. Die Innenhöfe solcher Stundenhotels wurden früher gerne von Reisenden zum Campen genutzt. Auch heute noch bieten sie vor allem Motorradfahrern in unsicheren Gegenden eine diebstahlsichere Garage für Zweirad und Gepäck.

Nach dem Sündigen hat man die Gelegenheit, seine Verletzung des 6. bzw. 9. Gebots wieder zu bereuen. Besonders geeignet dazu ist die Wallfahrtkirche in Las Lajas, die dortige Jungfrau Maria gilt als wundertätig. Vom Grenzort Ipiales aus fährt man noch sieben Kilometer östlich in den kleinen Ort. Noch bevor man das Dorf erreicht, öffnet sich an einem Aussichtspunkt ein spektakulärer Blick in die tief eingekerbte Schlucht, in der der Rio Guáitara wild gurgelt. Eine 45 m hohe Steinbogenbrücke überspannt den Fluss, das grau-weiße Kirchlein stützt sich darauf und schmiegt sich dabei an die Schluchtwand. Nuestra Señora del Rosario de Las Lajas wurde 1949 im neugotischen Stil fertig gestellt und ersetzte die Kapelle von 1803.

Der Legende nach erschien einem taubstummen Indianermädchen an einem Septembertag 1754 an eben dieser Stelle die heilige Maria. „Die Mestizin ruft nach mir!“, soll sie zu ihrer Mutter gesagt haben, auf einen Felsen deutend, auf dem sich die Gestalt der Jungfrau abzeichnete. Das Kind konnte fortan hören und sprechen. Die Stelle, an der das Wunder geschah, bildet heute die Altarrückwand, die Muttergottes wurde auf den Fels gezeichnet. Die heilige Maria ist nach wie vor wundertätig. Das jedenfalls geben tausende von Votivtafeln preis, die mit Gips an die umgebenden Hänge geklebt wurden.

Von einem kleinen kostenpflichtigen Parkplatz (2.000 Peso) im Ort aus läuft man hinunter zur Wallfahrtskirche an ungezählten Souvenirshops vorbei. Ein zweiter Ausweichparkplatz weiter oberhalb (N 00°48’27.5’’ W 77°34’54.7’’) ist ruhig, kostenlos und bietet viel Platz zum Campen. Aber Achtung, jedes Jahr im September (die Wochen um den 16. herum) pilgern tausende von Ecuadorianern und Kolumbianern nach Las Lajas, um für Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten. Das Kassenhäuschen steht auch an diesem Parkplatz schon bereit für die Massen.

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