Valle de Chota, Ecuador – Ein Name, ein Land: Ecuador, der Staat am Äquator

Das war die schnellste lateinamerikanische Grenzabfertigung bisher. Die Ausreise aus Kolumbien dauerte inklusive Einparken, Ausparken und Geld wechseln ganze 15 Minuten. Eine Grenzabfertigung gab es natürlich auch. Die temporäre Einfuhrgenehmigung für den Wagen wird schlicht eingesammelt, doch wir werden höflich gefragt ob wir eine Kopie möchten, die uns abgestempelt wird. Dann gibt es noch einen Ausreisestempel in den Pass, wie bei der Einreise werden die Fingerabdrücke genommen und schon geht es weiter nach Ecuador. Die Passabfertigung mit Stempel (max. 90 Tage) geht fix wie meistens, am Zoll müssen wir etwas warten, da ein anderes junges deutsches Pärchens ebenfalls mit eigenem Fahrzeug einreist. Als wir an der Reihe sind, stellt die Sachbearbeiterin ihre Fragen wieder kurz angebunden in herrischem Ton, den man ihr beigebracht hat. Dank des vorher abgefertigten Paares bin ich vorbereitet, gebe meine Antworten in ebenso zackigem Ton, und wir verstehen und prima. Sämtliche Grenzbeamten sind sehr freundlich. Alles in allem brauchen wir eine Stunde, dann haben auch wir die Fahrzeuggenehmigung in der Hand. Aufdringliche Grenzhelfer gibt es in Südamerika keine mehr. Obwohl wir aus dem Drogenland Kolumbien kommen, interessiert sich wieder mal niemand für das Innere unseres Campers. Was daran liegen kann, dass Ecuador selbst genügend Kokain anpflanzt. Beide Grenzabfertigungen waren kostenfrei.

Auf Nachfrage bestätigt man uns, dass mittlerweile in Ecuador eine Kfz-Haftpflichtversicherung auch für Ausländer vorgeschrieben ist. Die würden wir im nächsten Ort, in Tulcan, erstehen können, was nicht klappt. Wir werden von einem Büro zum anderen gereicht, bis wir schließlich in die nächste Stadt Ibarra geschickt werden, die heute nicht mehr auf unserem Programm steht. Dafür sehen wir uns den Friedhof von Tulcan an, der vielleicht der schönste Ecuadors ist. Hunderte von Zypressensträuchern wurden in kunstvolle Formen geschnitten, zum Teil nach präkolumbischen Motiven. Die Anlage ist riesig und bietet noch viel Platz zum Sterben. Auf den Rasenflächen zwischen den grünen Kunstwerken werden bunte Gräber angelegt. Eigentlich verwunderlich, dass die Zypressen so gedeihen, denn Tulcan gilt mit seinen 3000 m Höhe als kälteste Stadt des Landes. Davon ist heute nichts zu spüren. Es ist recht heiß, als wir auch noch die liebevoll geschmückten Urnengräber in mehrstöckigen weißen Grüften in Augenschein nehmen. Der Initiator des Kunstfriedhofs ruht mittlerweile selbst unter dem Grün. „Ein Friedhof so schön, dass er zum Sterben einlädt“, steht auf seinem Grabstein. Seine Söhne führen die Tradition fort.

Fünf Kilometer hinter Tulcan zweigt die alte Panamericana nach Westen ab und führt in einem Bogen über eine Hochebene auf 3500 bis 3700 m bis El Angel. Dabei streift die wunderbar einsame Strecke das El Angel Reservat, wo die Frailejonas, denen wir bereits in Kolumbien begegnet sind (siehe 01.11.2011), mehrere Meter hoch werden. Beeindruckend ist ihre schiere Anzahl – es sind Abermillionen. Nicht weniger attraktiv ist das Bergland, das man in Ecuador Páramo nennt. Abgesehen von winzigen Weilern am Anfang und Ende der 42 km langen Strecke gibt es unterwegs keinen Verkehr und nur eine einzige kleine Hacienda. Die Route besteht aus alten, unbehauenen Pflastersteinen, die größtenteils verschwunden und Dreck gewichen sind. Auf der morastigen Hochebene gibt es zum Teil tiefe Schlammlöcher – ohne Allradantrieb traut man sich besser hier nicht lang. In El Angel erreichen wir Asphalt und keine 20 km weiter wieder die neue PanAm.

Zwischendurch tanken wir. Sorgen bereiten mir die limitierten Abgabemengen im Grenzbereich, doch das war unnötig. Der Tankwart hätte unseren Tank sowieso voll gemacht, doch wir zahlen für einmal Auffüllen nur 30 $. Ecuador ist ein Traumland für Autofahrer. Diesel kostet 1,03 $ / Gallone (0,21 € / l), Benzin 1,48 $ und Super 2 $ / Gallone. Schmutzig ist der Sprit mitnichten. Sauber und klar rinnt er gefiltert aus der Zapfpistole.

Immer weiter bergab geht es auf der PanAm, bis wir auf 1500 m Höhe das heiße Tal des Chota-Flusses erreichen. Die klimatische Enklave verzeichnet wenige Niederschläge und gleicht einer Halbwüste. Landwirtschaft ist nur dank Bewässerungskanälen möglich. Hier begeben wir uns auf die Suche nach Julius, einem Liechtensteiner Auswanderer, der seit 18 Jahren in Ecuador beheimatet und verheiratet ist. Sein kleines Hostal ist noch nicht offiziell eröffnet, und so finden wir den Ex-Rocker und Harley-Fahrer nicht auf Anhieb. Da im Dorf nur ein einziger Gringo wohnt, werden wir dennoch fündig und herzlich willkommen geheißen. Hinter dem Restaurant parken wir relativ lärmgeschützt von der PanAm. Für ein Bier und einen Schwatz ist Julius immer zu haben. Ruhig ist er geworden, und kinderlieb dazu: Auf vier hat er es mittlerweile gebracht. Seine Anlage Route km 121 liegt in idealer Entfernung zum Grenzübergang. Campen soll 5 $ pro Fahrzeug kosten, Poolbenutzung inklusive (sehr sauber und bei der Wärme angenehm), kaltes Bier und Gutes vom Grill ist auch verfügbar. Julius bittet wenn irgend möglich um Voranmeldung (E-Mail / Facebook: juwe_elrockero@hotmail.com, Tel. +593 (0)6 2637223, Mob. +593 (0)94 119763). Man findet Julius 100 m südlich der Mautstation Ambuqui auf der westlichen Straßenseite bei km 139,5: N00°28’09.6’’ W 78°02’37.4’’.

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