Parque Nacional Cotopaxi, Ecuador – Die Straße der Vulkane

“Straße der Vulkane” nannte Alexander von Humboldt das Tal, das sich auf 500 km Länge und 20 bis 30 km Breite in Nord-Süd-Richtung zieht. Auf einer Höhe zwischen 1.800 und 3.200 m schmiegt es sich zwischen die beiden Andenkordillieren, die Cordilliera Occidental und Cordilliera Oriental, die ganz Ecuador durchschneiden. Die beiden Gebirgsstränge sind gespickt mit Vulkanen, doch selbst im Längstal stehen einige der mehr oder weniger schlafenden Riesen. Der herausragende Berliner Naturforscher des 18. und 19. Jh., Alexander von Humboldt, begeisterte sich so für die Vulkane, dass er sich selbst ans Klettern machte. Nach seinen Expeditionen nach Venezuela, Kuba und Kolumbien gelangte er 1802 nach Ecuador, wo er bis heute gültige Theorien aufstellte.

Wir folgen heute seinen Spuren und begeben uns wieder einmal auf die alte rumpelige Panamericana, die hier Ruta de los Volcanes heißt. Und die uns von Quito auf direktem Weg in den Cotopaxi Nationalpark bringt. In der Stadt Sangolqui südöstlich von Quito muss man lediglich den Weg nach Rumipamba finden (teils beschildert bzw. fragen). Ist man einmal auf der Pflastersteinstraße, fährt man einfach 32 km geradeaus zum Nordeingang des Parks. Das Pflaster ist zum Teil ausgerissen und hat tiefe Löcher hinterlassen, die ein Fahrzeug mit Bodenfreiheit erfordern. An einer Stelle ist es etwas eng und die Bäume hängen hier tief, doch außer ein paar Kratzern macht die Strecke sonst keine Probleme.

Die Schranke des Wasserwerks EMAAP öffnet ein Wächter oder man legt selbst Hand an. Die Durchfahrt ist trotz anderslautender Schilder erlaubt, da der einzige Weg. Die Vulkanroute führt durch einsame Páramo-Landschaft mit verstreuten winzigen Indianerdörfern. Auf dem Weg nach Süden passieren wir den abgeflachten Vulkan Pasochoa zu unserer Rechten, dann kommt links der 4.898 m hohe zerklüftete Gipfel des Sincholagua in Sicht. Der Berg Rumiñahui liegt wieder rechts mit seinen drei Zacken, die ihm das Aussehen eines liegenden Gesichts verleihen und ihm den Namen des historischen Inka-Generals eingetragen haben. Vor uns liegt jetzt der Vulkan Cotopaxi, der sich heute genau wie die anderen Berge größtenteils in Wolken hüllt.

Am wenig benutzten Nordeingang des Parks müssen wir unseren Eintritt entrichten. Ausländer blechen 10 $, doch aus unbekannten Gründen bezahlen wir nur den Lokaltarif von 2 $ pP, und da wir campen wollen, kommen noch einmal 2 $ dazu. Öffnungszeiten der Eingänge täglich 8 – 15 Uhr. Bald erreichen wir das brettebene fast vegetationslose Plateau auf 3.800 m, aus dem sich der Cotopaxi völlig frei stehend erhebt. Der Vulkan ist mit 5.897 m nicht der höchste Ecuadors, wohl aber der berühmteste. Das hat er seiner Nähe zu Quito zu verdanken, seiner perfekten Kegelform und der Tatsache, dass sein Gletscher technisch relativ einfach zu besteigen ist.

Die Ebene wirkt etwas spukhaft: Sie ist übersät mit Felsbrocken unterschiedlichster Größe, stumme Zeugen der Vulkanausbrüche der vergangenen Jahrtausende. Besonders aktiv war der Cotopaxi im 18. Jh. Im Jahr 1734 kam es sogar während eines Gefechts zwischen Spaniern und Inkas zu einer lautstarken Eruption, sodass die Kämpfer beider Parteien kopflos auseinander stoben. In der Mitte des 19. Jh. erlebte der Vulkan eine weitere aktive Phase. Der letzte Ausbruch fand 1904 statt. Wissenschaftler konnten in den letzten Jahren ein Aufwärmen des Cotopaxi feststellen, Evakuierungsmaßnahmen wurden vorbereitet.

Der Parkwächter am Eingang erklärt uns, dass es zwei ausgewiesene Campingzonen gebe. Wir entscheiden uns für den Parkplatz an der Laguna Limpiopungo, wo es ganz einsam ist. Später erfahren wir, dass das eigentlich nicht erlaubt ist. Auf dem Weg dahin bekommen wir bereits die Highlights des Wildlebens zu sehen: Wildpferde mit ungezähmten Mähnen und Schweifen bis zum Boden, Bussarde, die von ihren Opfervögeln tapfer attackiert werden und den scheuen Andenfuchs oder Andenschakal, der zwar zu den Hunden zählt, aber weder Fuchs noch Schakal ist und fast die Größe eines Kojoten erreicht. Der See liegt auf fast 3.900 m, das sind gute 1.200 m mehr als unsere letzten Nächte. Bei einer optimalen Höhenanpassung sollte ein Schlafplatz nicht mehr als 800 m höher liegen als der letzte. Größere Höhenunterschiede bezahlt man im Ernstfall mit Kopfschmerzen, zumindest aber mit schlechten Schlaf und geringfügiger Atemnot wegen zu flacher Atmung.

Laguna Limpiopungo: S 00°36’53.9’’ W 78° 28’25.8’’
weitere Campingmöglichkeiten im Park: Tambopaxi Hosteria Richtung Nordzugang
Campingzone 1: S 00°37’38.8’’ W 78°28’30.4’’
Campingzone 2: S 00°38’11.6’’ W 78°28’57.0’’
Entlang der Straße der Vulkane bieten sich reichlich Gelegenheiten zum freien Campen, die Gegend erscheint uns sicher. Anbieten würden sich beispielsweise:
S 00°29’37.1’’ W 78°26’22.7’’
S 00°31’38.2’’ W 78°26’52.7’’
S 00°31’52.0’’ W 78°26’59.6’’
S 00°32’28.2’’ W 78°27’09.3’’

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