Parque Nacional Cotopaxi, Ecuador – Wintereinbruch am nullten Breitengrad

Ich traue meinen Augen kaum: Schnee, überall wo ich hinsehe. Mein Verstand sagt mir, dass selbst am Äquator ab einer gewissen Höhe Niederschlag als Schnee fällt. Trotzdem ist es schwer einzupacken. Die ganze Nacht über regnete es an unserem Schlafplatz, der Gletscher des Cotopaxi dagegen erhielt eine neue Lage Schnee. Auf der Fahrt hinauf zum Parkplatz unterhalb der Schutzhütte José Rivas wird der kohlschwarze Lavasand allmählich überlagert von bläulichem Weiß. Die acht Kilometer lange Piste führt bis auf 4.500 m hoch. Das letzte Stück ist so steil und buckelig, dass die Reisebusse, die sich erstaunlicherweise hier hoch trauen, ein paar Hundert Meter tiefer stehen bleiben müssen. Gestern Abend waren wir schon einmal hier hochgefahren – zum Ausprobieren und Akklimatisieren. Da lag die Schneegrenze noch knapp unterhalb der Schutzhütte.

Vom Parkplatz (S 00°39’23.3’’ W 78°26’19.5’’) aus führt ein einfacher Weg zum Refugium auf 4.810 m. Ober man die kürzere steilere Direktroute oder den längeren Serpentinenweg wählt, bleibt sich in etwa gleich, die Gehzeit beträgt eine Dreiviertelstunde. Allerdings ist das Laufen im weichen Neuschnee schwer; ist er festgetreten wird es dann rutschig. Wir schaffen es gerade vor der ersten von sieben (! Wie mag das erst am Wochenende sein?) Reisebusladungen auf den Berg zu klettern. Die paar wenigen Teens, die uns nahe kommen, reichen uns schon. Laute Musik plärrt aus ihren MP3-Playern (Muss man das beim Bergsteigen wirklich haben? Haben die noch nix von Kopfhörern gehört?) und einige von den Jungs haben dermaßen viel süßliches Parfum aufgelegt, dass mir selbst ohne Höhenkrankheit ganz schwindlig wird. Allerdings muss ich eine junge Dame bewundern, die es in lilafarbenen Lackstiefeln mit sieben Zentimeter hohen Keilabsätzen hier hoch schafft.

Auf der Schutzhütte José Rivas bekommt ein kräftigendes Essen, wer möchte, die „echten“ Bergsteiger übernachten hier vor ihrer Gipfelerstürmung. Der Gletscher oberhalb der Hütte ist nicht anspruchsvoll, dennoch keine Spielwiese für Wanderer. Daher ist hier für uns Schluss. Der Abstieg zurück zum Parkplatz sollte schneller gehen, wenn man nicht wie wir auf eine versprengte deutsche Reisegruppe trifft, mit deren einzelnen Grüppchen wir jeweils ein Schwätzchen halten müssen. Dann fahren wir hinunter in den einsetzenden eiskalten Regen, und hinaus aus dem Cotopaxi Nationalpark zum Südeingang. Unser nächstes Ziel ist die Kraterlagune von Quilotoa. Aus Zeitgründen und weil wir schon einen Übernachtungsplatz im Auge haben, beginnen wir die Quilotoa-Rundfahrt im Uhrzeigersinn statt umgekehrt, was logischer wäre. Im Örtchen Tigua finden wir dann wie erhofft Unterschlupf im hübschen Bauernhof La Posada de Tigua (S 00°56’50.3’’ W 78°51’22.7’’), die Zufahrt ist von der Hauptstraße beschildert. Die Campinggebühr beträgt „normalerweise“ 3,50 $ pro Person, erfahren wir. Da Handeln nahezu erwartet wird, überreiche ich angemessene 5 $.

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