Macas, Ecuador – Ab an den Amazonas

Das Amazonasbecken: riesiges Waldgebiet, grüne Lunge unseres Planten, unzugänglicher Dschungel, eines der wenigen nur ansatzweise erforschten Gebiete der Erde. Auch Ecuador hat seinen Anteil am Amazonas – mit über 100.000 km2 immerhin mehr als ein Drittel der Landesfläche. Wir werden im späteren Verlauf unserer Reise, in Brasilien, noch viel vom Amazonas zu sehen bekommen. Doch wollen wir ihn in Ecuador zumindest „ankratzen“, um alle drei Landschaftsformen – die Küstenregion, den Andengürtel und das Amazonasbecken – abzudecken. Das Innere des Dschungels ist hier wie auch in Kolumbien nur mit Kleinflugzeugen und Booten zu erforschen.

Von Baños aus durchschneidet die tiefe Schlucht des Pastaza-Flusses die Ostkordilliere und führt gemächlich hinunter die die Tiefebene. Ruta de las Cascadas wird die Straße genannt der es an landschaftlicher Dramatik nicht mangelt. Wie der Name schon andeutet, reiht sich hier ein Wasserfall an den anderen. Der gewaltigste ist der El Pailón del Diablo. Eine mächtige Wassermasse ergießt sich in einen engen Topf, bevor die Fluten ihren Ausweg finden um schließlich in den Pastaza-Fluss abzubiegen. Bester Aussichtspunkt ist eine schaukelnde Hängebrücke. Aber ganz ehrlich: Es gibt eine ganze Menge Wasserfälle auf unserer Erde, die höher sind oder mehr Wasser ausspeien. Für 1,50 $ ist der zwei Kilometer lange Wanderweg mit hohen Stufen zumindest eine erbauliche Leibesübung.

Ganz in der Nähe gibt es mehrere Seilbahnen, mit denen man sich in korbförmigen Gondeln über den Rio de Pastaza chauffieren lassen kann. Mit denen verfahren wir genauso wie mit den anderen Touristenspektakeln in Baños, den vielbesuchten Thermalbädern (vorher nach den Reinigungstagen erkundigen!) oder den Bungeejumpern an der dortigen San-Francisco-Brücke: Wie schlagen einen weiten Bogen darum. Derweil sinkt die Straße immer tiefer, bis sie in Puyo das Andenhochland verlassen hat. Wir setzen unseren Weg nach Süden fort bis Macas. Denn diesem touristisch noch etwas verschlafenen Städtchen eilt der Ruf voraus, „sauber“ zu sein. Sauber bedeutet in dem Fall, frei von Erdölbohrungen, Auffangbecken, Pipelines und deren schmutzige, zutiefst umweltschädliche Konsequenzen.

Erdöl ist einer der großen Wirtschaftsfaktoren Ecuadors: Mittlerweile macht es 60 % des gesamten Exportvolumen aus. Der größte Teil der Reserven liegt ausgerechnet im Amazonasgebiet, dem unzugänglichen Dschungel, der geologische Forschungen dieser Art nicht gerade erleichtert. Derzeit wird die tägliche Fördermenge von 500.000 Barrel über eine Pipeline aus dem Urwald über die Gebirge bis in den Pazifikhafen Esmeraldas gepumpt. Die ersten Probebohrungen führte Texaco bereits 1963 durch – damals noch auf Schusters Rappen durch die unwirtliche moskitoverseuchte Gegend. Um Rentabilität zu gewährleisten, verwenden die Ölkonzerne billige, alte Technologie und schränken Wartungsarbeiten auf ein Minimum ein. Undichte Ölleitungen und Rohölbecken verseuchen das Grundwasser. Noch schlimmer sind die Kloaken aus Bohrabfällen: Bohrschlämme, Salze, Säuren und Laugen werden bei Regen überflutet und verteilen sich großzügig in die Natur. Folgen bleiben nicht aus. Weitere Ausbeutung der Ölreserven, die nur auf 20 Jahre Dauer geschätzt werden, ist geplant.

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