Parque Nacionál Sangay, Ecuador – Der Unsichtbare

Musste das sein? Noch eine Straße über die Ostkordilliere? Es ist die fünfte mittlerweile. Zugegeben, es macht das Reisen und den hier lebenden Menschen das Leben natürlich angenehmer. Problemlos kann man so zwischen Hochland und dem Amazonasbecken hin- und herwechseln. Die neuste verkehrstechnische Errungenschaft ist inzwischen zum Großteil asphaltiert und schneidet den Nationalpark Sangay in zwei Hälften. Was für eine intakte Flora und Fauna kontraproduktiv ist, ist für den Reisenden ein Genuss, zumal die Passüberquerung eine Zufahrt in das sonst extrem schwer zugängliche Naturschutzgebiet bildet.

Kurz hinter Macas beginnt der Park mit dem subtropischen Dschungel des amazonischen Hochlands mit unzähligen mäandernden Flüsschen. Erklimmt man langsam den Andenhöhenzug, findet man sich in kühlerem Nebelwald wieder, wo lange dürre Wachspalmen ihre Krönchen in die Wolken stechen. Unzählige Wasserfälle leiten das gesammelte Regenwasser ab. In den Höhenlagen weichen die Bäume dichten grün-braunen Gräsern und Buschwerk und geben den Blick frei auf die Atillo-Lagunen, die sich zwischen die umgebenden Bergspitzen einkuscheln. Das Páramo-Seengebiet ist der Höhepunkt des von der Straße aus zugänglichen Teils des Sangay Nationalparks.

Der 5.230 m hohe Vulkan Sangay selbst, einer der aktivsten des gesamten amerikanischen Kontinents, lässt sich von der Straße aus nicht erblicken, höchstens mit einem weiten Fußmarsch oder von Weitem mit viel Glück von Baños, der Panam oder Macas aus. Jede weitere Annäherung erfordert einen mehrtägigen Marsch oder Ritt, ohne Führer ist das nicht möglich. Auch die anderen Vulkane und Berge in diesem Nationalpark wie der Altar oder der Soroche, der den hübschen wie passenden Namen „Höhenkrankheit“ trägt, verhüllen sich.

Zum Schlafen ist es an den Seen am schönsten. Entweder auf dem Parkplatz am Aussichtspunkt (S 02°10’34.8’’ W 78°30’12.1’’) oder ein Stück weiter westlich beim Campamento Atillo mit noch besser Aussicht. Man kann auf dem kleinen Schotterplatz an der Straße stehen oder besser und viel ruhiger einen Stock tiefer, zu erreichen über den nach unten führenden Erdweg: S 02°11’16.2’’ W 78°31’14.3’’. Sicherheitsbedenken dürfte es hier keine geben, aber am zweiten Platz steht man sogar in Sichtweite des Dorfes. Wenn man sich dann noch mit seinen Nachbarn bekannt macht, kann fast nichts mehr daneben gehen. In der Nacht und zum Sonnenaufgang ist die Sicht auf die Seen am besten.

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