Cuenca, Ecuador – Exotische Weihnacht

Der Morgen: Die Thermale
Der Tag beginnt viel zu früh, unchristlich früh, würde ich fast sagen, wenn heute nicht Heiligabend wäre. Paco holt uns um 5 Uhr morgens ab, um uns in Sauna und Thermalbad aufzuwärmen. 20 Minuten später wissen wir, warum wir so früh starteten: Selbst jetzt sind schon jede Menge Leute da; es ist nun mal Wochenende. In einem ehemaligen Nebenort von Cuenca, heute mehr Stadtteil, sprudelt heißes Wasser direkt aus den Vulkanbergen. In dem Ort, der genau wie die anderen berühmten Thermalquellen den Namen Baños trägt, gibt es verschiedene Bäder mit unterschiedlichen Standards und Preisen.

Die Heilquellen bei der Hosteria Duran sind vor allem bei Einheimischen beliebt und kosten $ 3,95 Eintritt pro Person. Die Dampfsaunen werden direkt mit dem heißen Bergwasser beheizt, sind jedoch nicht in einheitlichem Zustand. Die sehr heiße, grottenartige Herren- bzw. Damensauna ist stimmungsvoll, leider ist die Damenabteilung renovierungsbedürftig – der löchrige Fußboden weist echte Verletzungsgefahren auf. Die gemischte Sauna ist o.k., aber steril und weniger heiß. Im angenehm lauwarmen Thermalschwimmbecken drängen sich um 7 Uhr schon 60 Menschen. Zeit zu gehen.

Der Mittag: Der Umzug
Kaum zurück, müssen wir schon wieder los. In Cuenca hat sich die Tradition des Weihnachtsumzuges mehr als in anderen Städten gehalten. Am Morgen des 24. Dezember beginnt ein Festumzug, der bis in den Nachmittag hinein dauert. Hunderte von geschmückten Lkw, Pick-ups und Pkw sowie Tausende von verkleideten oder Trachten tragenden Erwachsenen und vor allem Kindern nehmen am El Pase del Niño teil. Besonders entzückend sind die kleinen Indígenas, in ihren traditionellen Trachten Tänze aufführend; oder die Mestizenmädchen, die in wertvoll bestickten Reitkleidern, spanischen Prinzessinnen nachempfunden, mit perfektem huldvoll-hochmütigem Blick, die Lippen verführerisch geschürzt, stolz auf ihren Pferden sitzen. Das alles findet statt bei wenig weihnachtlichem, strahlendem Sonnenschein und vor historischer Kulisse. Cuencas Innenstadt muss sich vor dem kolonialen Quito nicht verstecken. Zudem ist die Stadt mit 52 wunderschönen Kirchen gesegnet – für jede Woche des Jahres eine.

Der Abend: Das Essen
Am Abend feiern wir zunächst mit Ray und Jo Weihnachten, auch wenn wir keine Ente oder Gans bekamen. Die Puten waren zu groß für den Camperbackofen, also entschieden wir uns für ein Riesenhähnchen. Der selbstgekochte Rotkohl ist prima, nur die Kartoffelklöße wirken ansatzweise wie explodierte Tennisbälle. Die falsche Kartoffelsorte oder mal wieder ein physikalisches Höhenproblem? Da Jo als Nicht-Knödelliebhaber Nachschlag verlangt, kann es ganz so schlimm nicht gewesen sein. Vielleicht war er auch einfach nur hungrig. Oder höflich. Die Plätzchen zum Nachtisch sind aber einwandfrei, trotz der Höhenlage. Nach dem Essen statten wir Lissi und Marco noch einen Besuch auf einen Umtrunk ab. Die beiden haben schließlich nicht alle Tage deutschsprachigen Besuch.

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