Chachapoyas + Kuélap, Peru – Sanfte Riesen

Die Versicherungsfrage klärt sich fast problemloser, als wir annahmen. In der Tienda hinter der Flussbrücke wartet ein Umschlag auf uns mit den erforderlichen Unterlagen: dem Versicherungsschein sowie dem Aufkleber für die Windschutzscheibe. Die nächste Polizeikontrolle kann kommen. In der Stadt Chachapoyas erstehen wir einen Claro Internetstick, der uns auch in Peru online halten soll (109,- Nuevo Soles incl. 500 MB / 1 Monat). Der Ort ist einer der ältesten im Land mit unverkennbar kolonialem Ambiente, hat aber sonst selbst wenig zu bieten, die Umgebung dafür umso mehr. Ich frage einen Herumstehenden, wie wir nach Kuélap kommen. „Mit dem Auto kann man da nicht hinfahren!“ erhalte ich zur Antwort. „Warum nicht?“ frage ich. „Da fahren nur kleine Autos hin, Pkw und Minibusse.“ Ah ja.
Mal so gesagt: Ein Unimog sollte imstande sein, eine Straße zu meistern, die von Pkw und Minibussen befahren wird. Es sei denn, es gibt Höhenbegrenzungen, aber Bäume gibt es in diesen Bergen kaum mehr. Und dass der Weg nur so breit ist, dass ein Minibus gerade hindurchpasst, halte ich für ein Gerücht. Der Junge ist von einer Agentur und soll Touren verkaufen. Als er meine unbeeindruckte Reaktion realisiert, meint er: „Na ja, ihr könnt es ja versuchen.“ Von Chachapoyas fahren wir zurück bis zum Abzweig Leimebamba, wo ich einen Anwohner nach der Straße nach Kuélap befrage. „Kein Problem, die ist breit.“ Gut zu wissen.
Ab der Kreuzung ist die PE 80 nicht mehr asphaltiert. Wir folgen einem Fluss 20 km durchs Tal bis zwei große Schilder auf die Ruinen von Kuélap aufmerksam machen (S 06°22’09.0’’ W 77°55’08.6’’). Hier biegen wir rechts ab und folgen der Schotterstraße (einspurig mit Ausweichstellen) für 38 km bis zum Ende. Ob Ruinenfan oder nicht, diese Straße ist der Hammer. Berge von ausnehmender Schönheit ragen 3000 m hoch in den Himmel. Trotz ihrer massiven Höhe wirken sie sanft, sind mit sattem grünen Gras bewachsen, nur unterbrochen von Abbruchstellen, an denen das schiere Gestein hervorlugt. Die Täler dazwischen sind beängstigend tief. 2000 m weit haben sie sich zwischen die Riesen eingeschnitten. Irgendwo dazwischen quetscht sich die Straße an den Hang, Stück für Stück Höhe erklimmend. Leute mit Höhenangst sollten rechts sitzen.
Genau so dramatisch habe ich mir Peru vorgestellt. Nach einigen wenigen Bergdörfern erreichen wir die bereits geschlossene Zahlstation von Kuélap, einen einsamen Snack- und Souvenirstand und eine fürchterlich schiefe Grasfläche, auf der Ausnivellieren zur echten Aufgabe wird. Dafür campt man hier kostenlos (ohne Service), einsam und ruhig, wenn alle gegangen sind. Auf 3000 m Höhe ist es dunkel und kühl: S 06°25’37.3’’ W 77°55’36.3’’.

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