Trujillo, Peru – Chan Chan: Weltstadt der Wüste

Eine Stadt schier unvorstellbaren Ausmaßes muss Chan Chan gewesen sein, ein erhabener Anblick. Sie gilt mit 36 km2 als größte präkolumbische Siedlung Südamerikas, und mit ihren 60.000 bis 100.000 Einwohnern im 13. und 14. Jh. beherbergte sie die meisten Menschen ihrer Zeit. Selbst heute noch ist sie die größte aus Lehmziegeln erbaute Stadt. Natürlich war auch dieses Bauwerk so gut befestigt, dass die Inkas es nicht einnehmen konnten. Doch der Ort mit den herrlichen Gärten war in die Wüste an der Pazifikküste gebaut, die Bewässerung erfolgte über Kanäle des umgeleiteten Rio Moche. Die Inkas hatten 1460 leichtes Spiel: Sie drehten den Chimú, wie diese Kultur genannt wird, einfach das Wasser ab und warteten. Die äußerst geschickten Goldschmiede und Handwerker wurden nach Cuzco verschleppt, was aus dem Rest des Volkes wurde, ist nicht bekannt.

In den vergangenen Jahrhunderten setzten vom Klimaphänomen El Niño verursachte sintflutartige Regenfälle dem Bauwerk so zu, dass die Mauern wirken wie geschmolzenes Eis in der Sonne. Wirklich viel ist davon nicht mehr zu sehen. Besichtigen kann man nur einen winzigen Teil von Chan Chan, den Nik An Palast (früher Tschudi-Palast), der so etwas wie einen Stadtteil darstellt mit Mauern, Gängen, Plätzen und Hallen. Besonders schön sind die vielen fein gearbeiteten Adobereliefs, teils original, teils rekonstruiert, die Fische, Pelikane und andere Vögel oder geometrische Figuren darstellen. Die Anlage kann ohne Führer besichtigt werden, Zutritt kostet 10 PEN. Der Eintritt gilt innerhalb zweier Kalendertage für das Museum oben an der Hauptstraße (am interessantesten ist das Satellitenbild der gesamten Chan Chan-Anlage) sowie zwei weitere kleinere Ruinenstätten. Übernachten am Parkplatz ist nicht möglich, da das Gelände nachts abgesperrt wird (S 08°06’31.0’’ W 79°04’30.6’’).

Der Tottus Supermarkt im Norden Trujillos (S 08°06’07.9’’ W 79°02’46.6’’) hat eine gute Auswahl, wenn auch keine so erlesene Feinkostabteilung. Es gibt Müsli (in der Diätabteilung, nicht bei den Cerealien), Dosentomaten (beim Dosengemüse zum halben Preis von denen beim Tomatenmark) und Jägermeister für 18 € die Flasche. Nördlich von Trujillo in der Nähe des Flughafens liegt das Fischerdorf Huanchaco, das sich eines sonnigen Tages im Mittelpunkt touristischen Interesses wiederfand. Zu viele Busladungen Touristen, zu viele Reggae-Bars und zu viele Tattoos und Rastas für meinen Geschmack.

Der Ort ist bekannt für seine traditionellen Reetboote, mit denen Fischer bereits vor 2000 Jahren auf See fuhren. Die schmalen geflochtenen Wassergefährte werden auch Caballitos genannt, Pferdchen, da man mit ihnen über das Wasser „reitet“, ein Bein auf jeder Seite herunterhängend. (Bei den Wassertemperaturen müssen die Beine abfrieren.) Nur hier ist noch bekannt, wie man diese Boote flicht und benutzt, die nach wenigen Monaten mit Wasser vollgesogen und unbrauchbar sind. Im Dorf sind einige am Strand gelagert. Am nördlichen Ortsende kann man kostenlos am Strand parken (fest, geeignet für Fahrzeuge jeglicher Art, S 08°04’19.9’’ W 79°07’12.8’’) und ist dabei mitten im Ort mit seinen Restaurants, Bars und Geschäften.

Ruhiger, aber nicht wesentlich hübscher steht noch weiter im Norden außerhalb von Huanchaco. Zunächst durchquert man eine ökologische Zone, in der das Schilfgras in gegrabenen Löchern unterhalb Meeresniveaus ohne Bewässerung angepflanzt, getrocknet und zu Caballitos geflochten wird. Dann folgt ein weiterer öffentlicher Strand, an dem die Bevölkerung fröhlich mit Müll um sich schmeißt. Um den loszuwerden, müssen wir viele Kilometer weiterfahren. Dazu gibt es drei Möglichkeiten: auf einer guten Schotterstraße ganz rechts, auf einem Sandweg in der Mitte oder direkt am Strand ganz links. Dabei passieren wir Kilometer um Kilometer Grundstücksmauern, auf denen „Eigentum der Familie soundso“ steht und die ein leeres Stück Land umschließen. Alles schon verkauft, an die Zukunft gedacht, und vielleicht auf lukrativen, nie eintreffenden Massentourismus hoffend.

Das Klima ist zwar herrlich hier, 30° am Tag, kühlend im Schatten und im Wind, gut 10° weniger in der Nacht ausschließlich während der Sommermonate Dezember bis März. In der übrigen Zeit senkt sich bleischwerer grauer Nebel über die gesamte Küstenlandschaft und verwandelt sie in ein deprimierendes kühles Nichts. Am Ende der künftigen Häuserreihe liegt eine Geflügelfarm, deren Fliegenheer noch lästiger ist als der ausströmende Geruch. So machen wir kehrt und campen bei S 08°02’42.7’’ W 70°08’53.1’’.

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