Trujillo, Peru – Eingegraben I und II und: Die zerflossenen Moche-Pyramiden

Eingegraben I
Ich bin noch im Nachhemd, als ein Pärchen uns treuherzig durchs Fenster ansieht. Sie hätten ihren Bus im Sand versenkt und möchten herausgeschleppt werden. Der Fahrer fuchtelt mit einem höchstens zwei Meter langen Seil in Bindfadenstärke. Wir machen unseren üblichen Spruch, dass es eine Weile dauert, bis wir den Camper aufgeräumt und abfahrbereit haben, aber der Mann möchte niemand anderen fragen, sondern lieber warten. Der Bus steht neben der Schotterpiste im weichen Sand, weiß der Himmel, warum der Fahrer da rein gefahren ist. Wir packen unseren Bergegurt aus und schlingen ihn um die Busvorderachse. Alles andere an der Front ist bereits weggerostet. Anschleppen müssen wir ihn auch noch, da die Starterbatterie leer ist und der Bus nicht mehr anspringt. Zumindest fragt auch dieser Fahrer, was er uns schuldig ist. Aber was soll man den armen Kerlen schon abnehmen.

Die Moche-Pyramiden
Zwei Lehmziegelpyramiden der Moche-Kultur liegen im Süden Trujillos, die zu großen Teilen vom Regen einfach weggewaschen und von Sand zugeweht wurden. Die Huaca de Luna und die Huaca del Sol – die Namen wurden frei erfunden – sind etwa 700 Jahre älter als Chan Chan. Es gibt Vermutungen, dass es sich um das gleiche Volk handelte, das jedoch aufgrund einer möglichen Naturkatastrophe oder anderer Unbill seine Priester verantwortlich machte, tötete, dann den Ort verließ und mit neuen Ideen und neuen Göttern eine andere Stadt erbaute.
Die Huaca del Sol, die als größtes präkolumbisches Gebäude Perus gilt, ist noch nicht erforscht und ihre Überreste können nur von außen begutachtet werden. Die Huaca de Luna wurde bereits zu Teilen vom Sand befreit, ihr Inneres kann besichtigt werden. Es muss sich um ein Zeremonialzentrum und Gruft gehandelt haben. Insgesamt wurden im Laufe der Generationen fünf Pyramiden übereinander gebaut, eine jeweils die andere vollständig überdeckend. Dadurch wurden die detaillierten farbigen Friese teils hervorragend erhalten.
Im Eintrittspreis von 10 PEN ist der Guide bereits enthalten, ohne den man nicht hinein darf. Ein Trinkgeld wird dennoch erwartet. Unser Führer ist lustlos, überheblich und erkältet, keine gute Kombination, unsere Guide-Allergie zu lindern. „Die Spanier nahmen uns alles weg“, greint der offensichtlich reinrassige Moche/Chimú (jedenfalls sieht seine Nase genauso aus wie die auf den Friesen). Das stimmt zwar. Dass Grabräuber aus eigenen Reihen bis heute ihr Unwesen treiben, verschweigt er. Restfundstücke aus den Gräbern befinden sich im gegenüber liegenden Museum, 3 PEN. Frühere Reisende übernachteten auf dem Ruinenparkplatz (S 08°08’12.7’’ W 78°59’31.5’’).

Eingegraben II
Auf der PanAm geht es weiter gen Süden. Bevor wir uns wieder in die Berge schlagen, wollen wir noch einmal den Pazifik genießen. Wir biegen einfach nach rechts ab durch die Wüste in Richtung Meer. Wir finden Spuren, denen wir folgen können und witzigerweise im Nichts einen Wegweiser: wir entscheiden uns für Las Brisas. Nach Kilometern hören sämtliche Spuren plötzlich auf, zwischen uns und dem Meer liegt ein Friedhof dürrer Äste und Stämme, zum Teil in die Luft ragend, die den Zugang zum Wasser fast unmöglich machen. Es ist schwer zu glauben, dass es Treibholz sein soll. Vielmehr scheint es sich um eine Plantage gehandelt zuhaben, die aufgeben wurde und vertrocknete.
Als wir meinen, eine Passage gefunden zu haben, sinken wir auch schon bis fast zu den Achsen im Sand ein. Er ist so weich, dass alle Tricks nichts helfen. Jörg schaufelt die halbe Wüste um und die Sandbretter müssen erstmalig ausgepackt werden. Leider funktioniert es beim ersten Versuch nicht und wir müssen nochmals die Schaufel schwingen. Sonst sieht man uns regelmäßig am Wegesrand knien und den Reifendruck anpassen – etwas mehr für sparsames Rollen auf Asphalt, etwas weniger für mehr Grip und Komfort im Gelände.
Dass wir diesmal erst im Sand versinken müssen und einen Fehlversuch mit den Sandboards brauchen, um uns daran zu erinnern, den Reifendruck zu senken, ist uns selbst nicht erklärlich. Jedenfalls wollen wir plötzlich gar nicht mehr ans Wasser, sondern drehen lieber um in die Wüste. Das Areal heißt Pampa Blanca, vielleicht wegen des hellen, gut befahrbaren Streifens, der sich durch die dunkleren Sandschichten zieht. Pampa ist es in jedem Fall. Auch diese Stelle ist zum Nachahmen nur mit Allradantrieb zu empfehlen: S 08°48’10.7 W 78°41’08.2’’.

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