Lagunas Llanganuco, Peru – Berge in Vollendung

Hätte ein Maler diese Landschaft erfunden, man würde sein Kunstwerk als puren Kitsch abtun. Hier fasste Mutter Natur ganz tief in ihre Dramakiste. Vom Nationalparkeingang führt die Straße hinauf in ein Tal, das auf beiden Seiten von gigantischen 1.000 m hohen tiefschwarzen Wänden bedroht wird. Zwei gleißend türkisfarbene Seen liegen inmitten sattgrüner Gräser, Sträucher und Bäume. Ein hellblauer Fluss schlängelt sich durchs Tal, und allmählich ragen die gletscherbedeckten Spitzen Perus höchster Berge hervor: Der Huascarán, mit 6.768 m der allerhöchste im Land, und weitere strahlend weiße Sechstausender. Der Hl. Petrus meint es mal wieder gut mit uns, beschert Sonnenschein und den einen oder anderen wolkenfreien Gipfel. Auch dieses Eckchen Perus gehört zum Besten, das eine Weltreise bieten kann.

Die Cordillera Blanca ist nicht nur die höchste Bergkette der Welt innerhalb der Tropen, sie beherbergt auch einige der höchsten Andengipfel. Auf winzigen 20 mal 180 km erreichen mehr als 50 Berge eine Höhe von 5.700 m und mehr (Nordamerika hat drei, Europa keinen), 25 davon sind über 6.000 m hoch. Der Parque Nacionál Huascarán umfasst praktisch alle Höhen über 4.000 m und ein paar tiefer liegende Gebiete, 600 Gletscher und fast 300 Seen. Das wunderbare Fleckchen Erde, das wir heute besuchen, nennt sich Sector Lagunas Llanganuco. Der erste See, Laguna Chinacocha, folgt sieben Kilometer nach dem Parkeingang, die Laguna Orconcocha nach elf Kilometern.

Die besten Blicke auf die Killerberge bekommt man, wenn man noch ein paar Kilometer hinter die Seen fährt, wo die Straße bald höher in die Cordillera Blanca führt, enger wird und Wendeplätze rar sind. Der Vormittag ist die beste Besuchszeit, nicht nur wegen der klareren Sicht, auch wegen des Verkehrs, der erst ab Mittag zunimmt, die Nacht über anhält und gegen Morgen einschläft. Tageseintritt in alle Sektoren des Nationalparks Huascarán kostet 5 Nuevo Soles. Möchte man im Park campen, benötigt man ein Monatsticket, das man für 65 PEN (17,50 €) kaufen kann. Wegen des nächtlichen Verkehrs steht man auf den ausgewiesenen Campingarealen im Park nicht ruhiger als auf dem Parkplatz davor.

Da Nachtplätze auf weit über 3.000 m meist mit Einbußen in der Schlafqualität verbunden sind, fahren wir zurück zur Asphaltstraße zwischen der Cordillera Blanca und Negra und weiter südlich in Richtung Huaráz. Der staubige Parkplatz an der noch staubigeren Piste hinter den Thermen Chancos bei Marcará eignet sich zum Übernachten höchstens bei Regen. Auch die warmen Quellen von Monterrey besitzen nur einen äußerst schiefen Parkplatz. Während ich mir vom überheblichen Thermenpersonal noch eine 10-Soles-Forderung fürs Übernachten um die Ohren klatschen lasse (zum Vergleich: Eintritt in die Thermen 3 PEN), bietet ein Restaurantbesitzer sein großzügiges Gartengrundstück mit separater Toreinfahrt Jörg zum Campen an. Der alte Mann fing wohl schon öfter Camper ab und ist äußerst liebenswürdig. Für 5 PEN pro Nacht gibt es einen ruhigen sicheren Schlafplatz, Wasser und Toiletten. Die Einfahrt ist 3 m breit, erfordert aber etwas Bodenfreiheit. Restaurant Floresta in Monterrey schließt um 18 Uhr: S 09°28’09.5’’ W 77°32’12.2’’.

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