Monterrey, Peru – Tolle Knollen im Kartoffelland

Der alte José ist wirklich bemüht, alle unsere Wünsche – viele sind es ja nicht – zu erfüllen. Auf meine Frage nach einer Wäscherei (die es im Weiler nicht gibt, nur in Huaráz) holt er seine Nichte, die all unsere Wäsche wie hier üblich von Hand wäscht – mit kaltem Wasser und Seife. Sie hat ähnlich wenig Ahnung von einer angemessenen Entlohnung wie ich und mag keinen Preis nennen. Ich überschlage, was mich die Wäscherei, deren Preise ich kenne, gekostet hätte und bezahle die junge Frau. Ihre überschwänglichen Dankesbezeugungen versichern mir, dass es nicht zu wenig war.

Zum Abendessen koche ich uns heute schwarzen Mais. Der sieht genauso aus wie normaler gelber oder weißer, nur eben dunkel. Wir kennen maíz morada bereits von unseren peruanischen Bekannten aus Costa Rica. Das dunkle Maismehl wird für fruchtige Süßspeisen verwendet bzw. wird aus den Körnern ein Erfrischungsgetränk zubereitet. Ich fand die schwarzen Kolben im Gemüseregal und dachte, ich könne sie kochen. Weit gefehlt. Auch nach einer Stunde Kochzeit sind sie noch steinhart und ungenießbar. Es gibt Tomatensalat.

Mehr Glück habe ich mit den Kartoffeln. Das Kartoffelregal im Supermarkt schien kein Ende zu nehmen und ich griff mir eine großknollige Sorte heraus, die zwar violette Schalen hat, nach dem Schälen aber gelbes Fruchtfleisch. Die Kartoffel ist aromatisch und fest kochend. Bei der Auswahl and Erdäpfeln ist das nicht immer klar. Peru hat eine unüberschaubare Anzahl an Kartoffelsorten, alleine 3.000 (!) davon sind endemisch. Viele Sorten werden bis 4.000 m Höhe angepflanzt, wo sonst in klimatisch begünstigten frostfreien Lagen lediglich noch Mais gedeiht. Diese Kartoffelpflanzen sind an die besonderen Lichtverhältnisse (Tag-/Nachtstunden) angepasst und können kaum woanders wachsen.

Peru hat nicht nur weltweit die meisten Kartoffelsorten, lange Zeit galt es auch als Ursprungsland der Knollenfrucht, die jedoch auch seit Jahrtausenden in Bolivien und Chile angebaut wird. Die Spanier brachten das Nachtschattengewächs um 1565 nach Europa, in Deutschland wurde es erstmalig 1647 im oberfränkischen Pilgramsreuth angepflanzt, wenn auch zunächst als Zierpflanze wegen ihrer hübschen Blüten. Erst als man die Problematik mit der unterschiedlichen Sonnenstundenzahl verstand und neue Sorten züchtete, konnte man auch in Europa Ernteerfolge erzielen. In Deutschland wurden Kartoffeln in größerem Stil anfangs in Sachsen (1716) und in Preußen (1738) angebaut. Der internationale Feldzug der Kartoffel war nicht mehr aufzuhalten. Heute wird die tolle Knolle weltweit mit Ausnahme tropischer, arktischer und subarktischer Zonen angepflanzt.

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