Carpa Pastoruri + Gramadal, Peru – Blühende Riesenananas und der ultimative Campingstrand

Sie darf sich nicht nur die weltgrößte Blütenpflanze nennen, sondern wohl auch die ungewöhnlichste: Puya raimondii ist ein Mitglied der Ananasfamilie, das in 3.000 bis über 4.000 m tropischer Höhe wächst. Die bis zu 15 m große Pflanze wird 40 bis 100 Jahre alt. Erst dann bringt die kugelartige Staude mit den spitzen langen Blättern den hohen zigarrenartigen Blütenstand hervor, aus dem durchschnittlich 8.000 weiße lilienartige Blüten mit 8 bis 12 Mio. Samen entspringen. Diese Leistung erbringt die seltene und gefährdete Blume nur einmal im Leben, danach stirbt sie ab. Puya raimondii ist in den peruanischen Anden zu finden, in der Nähe von Huaráz gibt es mehrere Bestände.

Sieben Kilometer südlich von Cátac biegt man nach Osten in einen Schotterweg zum Nationalpark Huascarán Sector Carpa Pastoruri ein (beschildert). Man folgt einem typischen u-förmigen ehemaligen Gletschertal stromaufwärts und erreicht nach 13 km die Zahlstation (5 PEN / Person). Aber hier passiert man nach 2 km eine gashaltige Quelle, die nur so vor sich hinblubbert, deren Wasser aber ungenießbar ist. Nach weiteren 2 km wachsen die seltsamen Puya raimondii direkt neben der Straße, eine Aussichtsplattform erlaubt einen Blick in einen tiefen klaren Quelltopf. Neben jungen und schon abgestorbenen Stauden kämpfen kleine Blümchen und winzige Kakteen ums Überleben – in 4.500 m Höhe. Bei km 22 könnte man noch einen Gletscher auf 4.900 m ansehen (500 m Reiten, 500 m Laufen, Betreten des Gletschers nicht erlaubt), doch kommen aus der Richtung tiefdunkle Wolken gezogen.

Die Flucht gelingt uns zunächst nicht, eiskalter Starkregen und 7° C Lufttemperatur holen uns ein. Wir rauschen aus 4.500 m der Küste entgegen Richtung Barranca, den Regen im Schlepptau. 4.500 m immer bergab, dem Rio Fortaleza folgend. (Wird man in umgekehrter Richtung nicht höhenkrank?) In den Dörfern, die wir passieren, wird hektisch die Wäsche abgenommen. Irgendwo verfängt sich der Regen, wir ereichen die Wüste, nur unterbrochen von dem schmalen bewässerten Streifen entlang des Flusses, der Wassermelonen, Avocados und gelbe Pflaumen hervorbringt. Menschen laufen in Sonnentops und Shorts umher statt in dicken Wollpullovern und Ponchos. Doch als wir die PanAm erreichen, spüren wir den Einfluss des kalten südlichen Pazifiks. Wir biegen für 40 km nach Norden ab, um genau diesen einen Strand zu sehen: Playa Gramadal.

Er erscheint in keinem Reiseführer, er ist völlig unbekannt, daher hier die verrückte Geschichte: Vor dem Schreibwarenregal in Trujillos Supermarkt stehend sieht Jörg auf der Verpackung des Druckerpapiers das Foto geheimnisvoller kleiner Wanderdünen und dazu das Zauberwort: Playa Gramadal. In den Kopf gesetzt, genau diesen Strand zu sehen, wurden wir schließlich bei Google Earth fündig und entdeckten den Ort Gramadal schließlich auf unseren Karten. Gesagt, getan, das „Dorf“ besteht aus je zwei Häusern rechts und links der Straße, aber den Weg zum Strand kann man uns weisen. Hier kommt das Beste: Die Zufahrt ist bretthart, nicht lang, und am Ende steht in sicherer Entfernung vor der Flut ein planes Betonfundament, wie gemacht zum Campen: Der optimale Strand für Wohnmobile aller Art, die auch mal gerne einsam stehen wollen.

Völlig einsam ist es hingegen nicht: Ein paar Fischerleute gehen ihrem Beruf nach und ein 30 Jahre alter Toyota Landcruiser kämpft sich durch die Dünen direkt an den Strand. Drin befindet sich eine gar lustige Dreiergruppe auf Männerausflug, einer davon spricht etwas Englisch, einer anderer sogar Deutsch: Er ist Missionar und arbeitete acht Jahre in Nürnberg. Der Männerverein zieht weiter, wir machen die Pazifikwasser-Fußprobe, die weiteres Eintauchen anderer Körperteile vereitelt. Playa Gramadal: S 10°23’53.6’’ W 78°00’03.3’’.

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