Carál + Lachay, Peru – Alt, älter, am ältesten

Während die mesopotamische Kultur blühte, Ägypten seine Pyramiden baute und Indien fleißig Handel trieb, entstand auch in Peru die älteste bislang bekannte Kultur auf dem amerikanischen Kontinent. Vor etwa 5.000 Jahren wurde ein Konglomerat von 20 Städten im Supe-Tal von einer Hauptstadt regiert, die wir heute Carál nennen, genau wie die Kultur. Namensgeber war das Dorf, bei dem der sensationelle Fund gemacht wurde. Die Ausgrabungen begannen 1994, bis dahin hielt man Chavín de Huántar für die älteste Zivilisation. Heute gehört Carál zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Viel weiß man noch nicht, denn Schrift gab es bis der Ankunft der Spanier keine, und was der Regen nicht fortspülte, der Wind nicht wegtrug und die Sonne nicht zersetzte, begrub der Sand unter sich. Bislang buddelten Archäologen sechs Pyramiden, ein Amphitheater, Zeremonialstätten, mehrere runde Plätze, Lagerstätten und Unterkünfte aus. Architektur, Funde und Ascheanalysen legen nahe, dass es sich um eine hierarchisch gegliederte, nicht kriegerische Gesellschaft handelte, die im fruchtbaren Flusstal intensiven Ackerbau betrieb, sowohl mit der 25 km entfernten Küste als auch mit den Andenstädten handelte und Menschenopfer darbrachte. Für Musik und Tanz wurden Flöten aus Bambusrohr und Tierknochen benutzt.

Die Lehmziegelstadt ist kein Vergleich mit Ägyptens Pyramiden und Tempeln, doch durchaus sehenswert. Die Anlage ist bereits jetzt für Massentourismus ausgelegt, doch nur wenige Menschen wissen bislang von Carál und noch weniger besuchen es. Eintritt kostet 11 PEN, ein ausschließlich spanischsprachiger Pflichtguide 20 PEN pro Gruppe. Da bei uns keine Gruppe in Sicht ist, müssen wir ihn alleine bezahlen. Die 25 km lange Nordzufahrt südlich von Supe bei Barranca ist (von Süden kommend) beschildert. Die versiegelte Staubpiste befindet sich in gutem Zustand. Ab Parkplatz (S 10°53’38.7’’ W 77°30’31.5’’) muss man noch 1,5 km im weichen Sand laufen. (Reiseführerinformationen größtenteils nicht mehr aktuell!)

Man kann Carál von Süden kommend über eine andere Straße anfahren bzw. einen Rundweg daraus machen. Die südliche Zufahrt startet nördlich von Huacho bei S 11°01’14.2’’ W 77°35’53.5’’, der dortige Parkplatz befindet sich direkt an der Ausgrabung. Das Verbindungsstück zwischen Nord- und Südanfahrt zwischen den Feldern kann wegen einer Flussdurchquerung nur von Vierradfahrzeugen gemeistert werden, je nach Wasserstand des Flusses ist entsprechende Bodenfreiheit gefordert. Das Personal an den Ruinen kann Auskunft geben. Camping evtl. möglich nach Absprache mit den Wächtern.

Wir fahren noch ein Stück weiter nach Süden bis zum Naturpark Lachay, wo ständig herein ziehender Küstennebel eines der besagten 108 Mikroklimata geschaffen hat. Dank der Feuchtigkeit ist ein Biotop mit Gräsern, Stauden und Miniwald mitten in der trockenen Wüste entstanden. Das zauberhafte Reservat ist Heimat zahlreicher Vögel und Kleinsäuger und ein äußerst friedlicher Ort vor den Toren Limas. Eintritt kostet 5 PEN, möchte man campen, ersteht man ein Drei-Tages-Ticket für 10 PEN. Der Park hat richtige Campingplätze mit Grill, Steinbänken und Plumpsklos.

Ab PanAm (S 11°24’40.3’’ W 77°23’22.2’’) bis zur Zahlstation Reserva Natural de Lachay sind es 3,5 km unbefestigte Straße, dann weitere 3 km dem linken Zweig folgend an zwei Parkzonen und Campingzone 2 vorbei bis zum Camping 3 (S 11°21’25.6’’ W 77°22’03.4’’), wo man herrlich einsam (auch am Wochenende?) und mit bester Aussicht seht. Ein paar Wanderwege gibt es ebenfalls. (Campingbereich 1 am Besucherzentrum, rechter Zweig, ist kleineren Fahrzeugen vorbehalten.) Wir können in der Entfernung sogar die PanAm im Tal ausmachen, der langsam vom Küstennebel verschluckt wird.

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