Lima + Lunahuaná, Peru – Prima Klima in Lima?

„Tina, ist das nicht prima … hab’n wir hier schlechtes Klima, fahr’n wir sofort nach Lima.” Erinnert Ihr Euch? 80er Jahre, Neue Deutsche Welle? Ich weiß nicht mehr genau, unter welchen Drogen wir damals standen und ob überhaupt, aber irgendetwas muss unseren Geist verwirrt haben. Denn das Klima in Lima ist alles andere als prima. Schon Dutzende Kilometer nördlich weht eine dunkle Smogwolke heran, die sich beim Näherkommen zu gelblich-grauem stinkenden Dunst verdichtet, der die Sicht bodennebelartig trübt. Am Abend werde ich eine Dusche nehmen, um den schmierig-dunklen Belag von der Haut abzukratzen.

Die PanAm führt auf direktem Wege ohne einmal abzubiegen durch die 8,5-Mio-Metropole (mit Umland), Hauptstadt und Zentrum Perus, seit Francisco Pizarro sie vor fast 500 Jahren eines schönen Januartages gründete und zum Mittelpunkt seines Reiches erkor. Auch der Spanier war einem Irrglauben bezüglich des Klimas aufgesessen, denn außerhalb der Sommermonate legt sich die Küstennebelglocke zusätzlich zur heutigen Smoghaube über die Stadt. Hier schlägt der Puls eines zentralistischen Landes, aber das tut er auch ohne mich. Ein paar Kolonialgebäude, die die zahlreichen Erdbeben überlebt haben, schön, ein paar Museen, wie toll, wir fahren erst mal weiter, nur unterbrochen vom Supermarktbesuch. Malls gibt es entlang der Panamericana reichlich, auch wenn sie alle östlich und damit für uns auf der falschen Straßenseite liegen. Eine davon befindet sich bei S 11°59’39.2’ W 77°03’49.2’’, doch es gibt nördlich und südlich weitere.

Den berüchtigten Verkehr empfinden wir nicht als schlimmer als in anderen Millionenstädten dieser Welt, dicht, Aufmerksamkeit fordernd, schnell, eben großstädtisch. Schon eher nerven die Mautstationen, die alle paar Kilometer auftauchen, und wo wir jedes Mal die gleiche Diskussion führen müssen: Wir sind ein Wohnmobil, kein Lkw, wir führen keine kommerzielle Ladung mit uns, es handelt sich um ein Privatfahrzeug. Lkw zahlen durchschnittlich das Doppelte von Pkw und bei Kleinwagentarifen von 2 € und mehr summieren sich Mehrzahlungen. Bis auf einmal sind wir erfolgreich mit kürzeren oder auch längeren Überredungsgesprächen. Die meisten Straßen sind in Richtung Lima kostenfrei und kostenpflichtig davon wegführend, doch im größeren Stadtbereich zahlt man immer.

Weitere 100 km südlich setzen wir zu einem Ausflug in eines von Perus Weingebieten an: Lunahuaná. Die Reben und Apfelbäume des nicht übermäßig heißen Tals werden von einem Fluss bewässert, der unglücklicherweise auch eine ungesunde Population kleiner schwarzer Beißfliegen fördert (die den gesamten amerikanischen Kontinent terrorisieren). Alexandra und Markus, zwei deutsche Radfahrer auf Ein-Jahres-Amerika-Trip sind froh, in unserer Kabine für ein paar Stündchen den Beißattacken zu entfliehen. Wir treffen die beiden bei Camping San Jeronimo bei km 33 kurz vor Lunahuaná. Zelten kann man blutend gebissen romantisch am Fluss mit (erträglich) kalten Duschen und mäßig sauberen Toiletten, Fahrzeuge stehen mit o.k. WC und Wasser, aber duschenlos weiter oben, jeweils für 10 Nuevo Soles pro Person: S 13°00’09.8’’ W 76°09’35.1’’.

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