Pisco + Paracas, Peru – Von Pisco, Straßenblockaden und Wüstenparks

Der Wein ist grauenhaft süß, untrinkbar geradezu, die Piscos jedoch nicht mal übel und für einen Preis von 20 bis 40 PEN pro Flasche zudem günstig. Es ist neun Uhr morgens, und wir machen Wein- und Schnapsprobe bei Viño Los Reyes in Lunahuaná (km 41,5, S 12°56’47.0’’ W 76°08’07.8’’, kein Camping möglich), einem der größeren und bekannteren Winzer der Gegend. Gestern Abend war schon zu. Der Weinkeller wirkt ein wenig rustikaler als die nordamerikanischen Pendants, aber nicht unprofessionell. Die Probe ist kostenlos, und so fahren wir um zwei Flaschen Pisco, einige wenige Promille und jede Menge gute Laune reicher zurück zur PanAm und dann weiter nach Süden.

In der Stadt San Clemente gab es eine Straßenblockade. Große Steine waren auf die Fahrbahn gelegt worden, weiter unten hatte ein Bagger die Straße versperrt. Peru ist berüchtigt für seine Streiks und Straßenblockaden, probates Mittel zum Ausdruck von Protest und zur Durchsetzung von Forderungen, aber heute ist auch die Polizei besser ausgebildet. Steine und Bagger wurden beiseite geräumt, die Einsatzkräfte drängen die Protestierenden mit Kampfausrüstung wie bei Berliner Demos zurück. Wir haben freie Fahrt und erfahren nicht mal, um was es geht.

Ein Stück weiter passieren wir Pisco, berühmte Namen gebende Schnapsstadt, in der doch niemand freiwillig eine Nacht verbringt. Zwielichtige subversive Gestalten schwanken zwischen düsterem Markt und dreckigen Fischmehlfabriken umher, es herrscht die Atmosphäre einer übelsten Hafenstadt, und doch ist Pisco kaum mehr als ein Hafendorf. Es gibt freundlichere Orte auf dieser Welt wie Reserva Nacional de Paracas. Für 5 Nuevo Soles Eintritt kann man hier nach Herzenslust durch die Wüstenlandschaft brettern, Strände besuchen und sogar kostenlos campen. In Anbetracht der Windstärke und Wassertemperaturen erscheint unsere deutsche Ostsee gar nicht mehr so schlecht. En Aussichtspunkt auf eine Seelöwenkolonie ist bei einem Erdbeben der Stärke 8.0 auf der Richterskala 2007 buchstäblich ins Wasser gefallen, genau wie der natürliche Bogen beim Mirador Catedral, doch kann man hier wenigstens weiterhin Seevögel beobachten (Achtung, evtl. veraltete Reiseführerinformationen).

Die Strände des Parks hatten und haben dank der Nähe zu Pisco Sicherheitsprobleme bei Nacht. Wegen gewaltsamer Überfälle wird von einsamem Campen abgeraten. Diese Gefahr besteht am Wochenende an den schönen aber populären Stränden La Mina und Yumaque nicht, da sich ganze Zeltstädte nach der Manier von Wagenburgen aufgebaut haben. Wir folgen dem Ratschlag der Ranger gerne, neben ihrer Station an der Playa Roja zu parken. Nicht mal so sehr wegen der Sicherheit als wegen der Ruhe. Hier sind wir alleine, weit weg von dem Party suchenden Volk aus Lima: S 13°53’32.1’’ W 76°18’26.4’’.

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