Nasca + Puquio, Peru – Rastamumien in Chauchilla und kamelhafte Fortpflanzung

Da hocken sie in ihren Löchern, die paar Fetzen, einst edle Stoffe, um sich gescharrt, die Augen hohl, die Zähne gebleckt, die verfilzten Zöpfe müssen bis zu den Knien gereicht haben. Die Mumien sitzen in ihren offenen Gräbern im archäologischen Friedhof von Chauchilla, ebenfalls Teil der Nasca-Kultur. Entdeckt wurde der Platz von Grabräubern, die menschliche Überreste, Kleidung, Bruchkeramik, alles, was sie nicht brauchen konnten, in der Wüste verteilten. Archäologen mussten alles wieder mühsam zusammensetzen.

Jetzt sitzen die schaurig behaarten Mumien wieder in ihren gemauerten, heute offenen Gräbern, zusammen mit nicht mumifizierten Schädeln, Knochen und Knochenbündeln sowie wenigen verbliebenen Grabbeigaben. Ein paar Kinder sind ebenfalls dazwischen. Von Dächern beschattet werden nicht nur die antiken Ruhestätten, sondern auch einige Parkplätze. Der Besuch des Cementorio Arqueológico de Chauchilla schlägt mit 5 PEN zu Buche, Zeitbedarf ca. eine halbe Stunde. Beschilderter Abzweig von PanAm 25 km südlich von Nasca: S 14°58’55.5’’ W 74°59’31.8’’; Parkplatz nach 7 km guter Piste: S 14°58’59.2’’ W 74°55’41.3’’; Übernachten am Eingang oder in der Nähe sollte möglich sein.

Bevor wir die Panamericana bei Nasca Richtung Cusco verlassen, geraten wir seit langem mal wieder in eine Polizeikontrolle. Außer Fahrzeugzollbescheinigung und Reisepass will der Beamte sogar unsere SOAT Versicherung sehen. „Licht!?“ meint er. „Ist an.“ „Ach so.“ In Peru ist auch tagsüber Fahren mit Licht vorgeschrieben, auch wenn sich rund 99 % der Peruaner nicht daran halten und auch bei Nebel oder anderen die Sicht behindernden Umständen gerne inkognito fahren. Wir haben immer die Tagfahrlichter an und damit keine Probleme.

Nach rund 120 km auf der PE 26 durchfährt man das Reserva Nacionál Pampa Galeras, ein Naturschutzgebiet, das vor allem den gefährdeten Vikunjas eine Heimat bietet. Eine gesunde Population scheint sich hier herumzutreiben, es gibt Herden überall wo man hinsieht. Auf der anschließenden Hochebene züchten Indígenas Lamas und Alpakas. Eine Lamamutter muss gerade eben ein Junges zur Welt gebracht haben. Die Straße scheint dafür ein geeigneter Ort. Das Baby steht ganz zittrig auf den Beinen und trägt noch Plazenta auf dem Rücken. Wir warten, bis die beiden eingesehen haben, dass die Straße doch kein so guter Platz ist. Das Kleine schafft es breitbeinig bis ins Gras, ohne hinzufallen. Ein Stück weiter produzieren zwei Kleinkamele gerade Nachwuchs. Auf der Straße – wo sonst. Wir warten.

Zum Sonnenuntergang fahren wir in der Stadt Puquio in einer Senke auf 3.200 m ein, bevor es wieder hinaufgeht in die Berge. Etwas mehr Sauerstoff beim Schlafen kann nicht schaden. Lediglich eine der Tankstellen bietet etwas Platz zum Campen (S 14°40’55.4’’ W 74°06’57.2’’). Auf einem schlammigen Parkplatz (S 14°41’17.2’’ W 74°07’06.6’’) entdecken wir einen Schwertransport aus fünf Sattelzügen mit Begleitfahrzeugen. Wir dürfen uns dazustellen, erst an die Seite, aber nein, dann doch lieber mitten rein. Wir werden eingewiesen, bis wir genau in einer Linie mit den anderen Fahrzeugen stehen. Ordnung muss schließlich sein, in Peru.

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