Ollantaytambo + Moray, Peru – Kein Weg nach Machu Picchu und Wasserfahrt

Heute Morgen heißt es Abschied nehmen von Ray und Jo, zumindest für einige Monate. Sie fahren weiter Richtung Süden, werden den Sommer in Deutschland verbringen und erst im Herbst nach Südamerika zurückkehren, während wir noch einige Wochen in der Nähe Cuscos bleiben.

Der Rio Urubamba, der Fluss, der uns durchs Heilige Tal begleitet, ist bedenklich angeschwollen. Es gibt zwar keinen Dauerregen, nur stundeweise, aber die Berge sammeln das Wasser und leiten es ins Tal. Die Ruine Ollantaytambo steht auf zwei Hügeln mit Speichern auf der einen und Terrassen auf der anderen Seite. Spannender finde ich das Dorf, das seit 1300 bewohnt wird und aus der Inkazeit stammt: mit Flusskieseln gepflasterte Straßen, Entwässerungskanäle in der Mitte des Weges oder an den Seiten – es muss damals schon so viel geregnet haben. Die Mauerarbeiten fürs gemeine Volk im Dorf – Bauern, Handwerker, Arbeiter – fielen nicht so fein aus wie für Tempelanlagen und hohe Herren: ein paar grobe Steine, mit Lehm zusammengeschmiert, Strohdächer drauf, fertig.

Es ist ein hübsches interessantes Dorf, aus dem heute die Camper fliehen und die Rucksacktouristen kopflos umherlaufen. Was ist los? Alle Wege nach Machu Picchu sind gesperrt. Die wohl meistbesuchte Ruine der Welt, Aushängestück der Inkakultur, ist unzugänglich. Die Autopiste nach Santa Teresa, von wo aus man zu Fuß / mit dem Bus nach Machu Picchu gelangt, ist schon seit Tagen von einem massiven Erdrutsch versperrt. Nun fährt auch der Zug nicht mehr, meistbenutztes Verkehrsmittel für Touristen auf dem Weg ins Heiligtum, dessen letzte Zusteigestation Ollantaytambo ist, und bald werden wir am eigenen Leib erfahren, warum. Der Inka-Trail, indiskutabel teurer mehrtägiger Fußmarsch zur Festung ist wegen Rutschgefahr und für Wartungsarbeiten im Februar stets gesperrt. Kein Weg führt also mehr zum peruanischen Touristenziel Nummer eins. Wie ruhig muss es jetzt dort sein, wo sonst die Besucherzahl auf stattliche 2500 pro Tag beschränkt ist.

Wir wollten unseren Besuch sowieso auf später verschieben und fahren stattdessen nach Moray weiter. Natürlich können wir nicht auf der normalen Straße fahren, sondern müssen wieder auf so einer Piste durch die Berge schleichen – wenn wir nur schon in den Bergen wären. Vier Kilometer östlich von Ollantaytambo führt eine orangefarbene 15-Tonnen-Brücke über den Rio Urubamba, Danach hält man sich links, überquert die Schienen und fährt sofort wieder die kleine Erdstraße links über die Schienen, sodass man jetzt den Fluss links und die Schienen rechts hat. Es dauert nicht lang, bis wir unsere Befürchtungen übertroffen sehen: Der Fluss rast überfüllt in seinem Bett hangabwärts, gezähmt nur von aufgeschütteten Dämmen. Trotzdem ist er teils über die Ufer getreten bzw. drückt von unten übers Grundwasser hoch. Der Schotterweg existiert nicht mehr, er hat sich ebenfalls in einen Fluss verwandelt. Das Gleisbett ist total unterspült – wann wird wohl wieder ein Zug nach Machu Picchu fahren können?

Zunächst durchqueren wir Unter-Wasser-Strecken von einigen Dutzend Metern mit trockenen Inseln zwischendurch. Dann kommen wir an eine Stelle, wo wir kein Ende des Straßen-Flusses mehr ausmachen können. Nun, wozu hat man einen Unimog, Jörg fährt einfach los. Dumm ist nur, dass man nicht weiß und in der roten Schlammbrühe nicht sehen kann, wie es unter der Oberfläche aussieht. Nur einmal sacken wir in einem großen Loch in der Straße bis zu den Einstiegen ein (65 cm), schlimmer wird es nicht. Nach mehreren Kilometern Wasserfahrt stoßen wir auf eine weitere Flussbrücke, eine schmale Hängebrücke, geeignet für kleine Fahrzeuge, dann überqueren wir die Bahn erneut und schon geht’s in Serpentinen hoch in die Berge, von 2.800 auf 3.600 m. Es beginnt erneut zu regnen und wir sind froh, den Fluss und die teils unter Flussniveau befindliche Straße verlassen zu können. Allerdings wird jetzt auch die an sich gute Bergpiste glitschig. Andenfahrer wissen: Das rote Zeug ist am schlimmsten, das ist wie Schmierseife.

In den flachen Hochtälern wird seit Inkazeiten Ackerbau betrieben. Ein ungewöhnlich mildes Mikroklima gestattet hier Weizen- und Rapsanbau. Nur 20 km nach Ollantaytambo erreichen wir Moray, eine weitere Inkaattraktion. Wir fragen die Wächter, ob wir auf dem Parkplatz übernachten können – kein Problem. Inkastätte Moray: S 13°19’48.2’’ W 72°11’39.2’’, kostenlos, kein Service.

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