Cusco, Peru – Unfreiwilliger Kartoffelbrei und Gefrierbeutelproblematik

„Welche Kartoffelsorte eignet sich am besten für Kartoffelsalat?“ Dieser Blick. Also ob ich ein Mondkalb wäre. In solchen Momenten komme ich mir unendlich dumm vor. Ich denke, irgendetwas Falsches, etwas völlig Unverständliches gesagt zu haben. Doch nein, die Frage war richtig, verständlich formuliert. Ich versuche es noch einmal, erklärend, ausschweifend. Die beiden Verkäuferinnen an der Gemüsewaage lassen erneut Sekunden verstreichen, bis schlussendlich eine antwortet: „Das weiß ich nicht.“ Gütiger Himmel, wer soll es denn sonst wissen? Aber wer soll sich bei 3000 Kartoffelsorten auch noch auskennen.

In jedem Supermarkt Perus ist eine Ganze Reihe des Gemüseregals den verschiedenen Kartoffelsorten gewidmet. Leider verhalten sich die meisten Sorten ausgesprochen eigenwillig beim Kochen. Die Salzkartoffeln sind fast gar, man gibt noch zwei, drei Minuten dazu, sie sehen perfekt aus, die Messerstichprobe ergibt: perfekte Konsistenz. Ich gieße das Wasser ab, sehe in den Topf, und habe Kartoffelbrei. Die meisten Sorten hier sind nicht nur mehlig kochend, sondern mehlig zerfallend. Die gibt es in Deutschland gar nicht. Entsprechend viele Rezepte für derartige Anwendungsgebiete weist die peruanische Küche auf: Aufläufe mit Kartoffenpüree oder Kartoffencremesuppen. Ich greife mir die Kartoffeln, die denen am ähnlichsten sehen, mit denen ich bereits gute Erfahrungen machte.

Als nächstes brauche ich Gefrierbeutel. Die finde ich in einem deutschen Supermarkt schon nicht. Mal sind sie hinterm Geschenkpapier, mal in einem Eck der Gemüseabteilung, mal bei der Schuhcreme. Ich frage einen Verkäufer nach Alu- und Frischhaltefolie (das klappt besser, und da sind auch stets die Beutel), da niemand in diesem Land weiß, was Gefrierbeutel sind – obwohl so gut wie jeder Supermarkt sie führt. Der Verkäufer wiegt den Kopf. „Nein, so etwas führen wir nicht…glaube ich.“ Danke fürs Gespräch, ich versuche es beim nächsten. „Bitte fragen Sie die Damen da drüben.“ Mach ich, aber die beiden Verkäuferinnen, deren Unterhaltung ich gerade störe, antworten: „Der Herr da vorne, der weiß das“, und deuten zurück. Als direkt hilfsbereit, engagiert und gut ausgebildet kann man das Personal – vor allem in den Bergregionen – nicht bezeichnen. Nicht einmal als besonders freundlich.

Aber wer will’s ihnen verdenken: Über Jahrhunderte wurden sie unterdrückt und misshandelt: von den Inka, von den Spaniern, von Sendero Luminoso und wer weiß wem sonst noch. Besondere Fremdenfreundlichkeit zu erwarten wäre wohl schlicht zuviel. Ich begebe mich selbst auf die Suche, durchkämme die Regale nochmals sorgfältig, finde meine Beutel. Soll ich damit nochmals zu den Verkäufern zurückgehen? Verschwendete Energie. Ich gehe zur Kasse.

Wer in Cusco aufstocken muss: Es gibt zwei Mega Supermärkte, die nichts Besonderes haben, aber man verhungert nicht. Der in der Avenida Centenario (zwischen C. Quera und C. Ayacucho) ist stadtnäher, der größere in der Avenida de la Cultura hat geringfügig mehr Auswahl und etwas weniger schlaffes braunes Gemüse, das man grundsätzlich auf dem Mercado Central (San Pedro) frischer kauft.

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