Munaychay, Peru – Woche zwei im Kindercamp

Die restlichen der 70 Kinder sind eingetroffen, denn am morgigen Montag beginnt die Schule. 70 Schulkinder zwischen sechs und 17 Jahren leben hier im Kinderdorf Munaychay, je zehn Kinder und Jugendliche in sieben Häusern, mit je einer „Mutter“ oder Tia, Tante, wie sie hier genannt werden, und ein paar Ersatztanten. Die Kinder sind Waisen, Halbwaisen oder aus anderen Gründen vom Sozialamt oder Gericht zugewiesene Fälle. Die Kinder erhalten hier ein Heim, Essen, Kleidung, Erziehung, Bildung und alles, was für eine Zukunft nötig ist. Manche der Kinder fahren während der Schulferien zu Verwandten nach Hause, andere haben kein zu Hause mehr oder keines, wo sie hin könnten oder sollten. Es gibt ein weiteres separates Heim für Kleinkinder und eines für über 18jährige, die noch in Ausbildung sind. Die öffentlichen Schulen, die die Kinder besuchen, werden durch den deutschen Projektträger Herzen für eine neue Welt e.V. finanziell für Essen, materiell z.B. mit Möbeln und personell mit Lehrern und Psychologen unterstützt.

Die Hälfte der Tanten sind Krankenschwestern, die andere Lehrerinnen. Kein einfacher Job, denn sie müssen drei Wochen lang 24 Stunden täglich mit den Kindern zubringen, und haben dann eine Woche frei. Die meisten von ihnen haben eigene Kinder, die schon groß genug sind oder auf die der Mann oder vielleicht die Oma aufpasst. Und natürlich sind die Heimkinder nicht automatisch artig, schon gar nicht, wenn sie aus teils schwierigen sozialen Verhältnissen kommen. Da wird hier mal das Zähneputzen ausgelassen oder da mal das Nägelschneiden umgangen. Der Fernsehraum wird nur samstags geöffnet; aber wenn man doch gerne auch mal zwischendurch in die Glotze schauen möchte, tut man nicht alles dafür, da ran zu kommen? Die Kids sind extrem neugierig und wenn etwas herumliegt, können sie es vielleicht selbst brauchen. Auch wir sollen immer alles absperren. Kinder eben, ganz normal. Aber zehn davon, fremde dazu, und das 24 Stunden am Tag. Respekt, und ganz ehrlich, Tia sein wäre nicht gerade mein Traumberuf. Unterstützt werden die Tias von deutschen Volontären, jungen Menschen meist zwischen Abitur und Studium oder Wehrersatzdienstleistenden und einigen fest angestellten deutschen und peruanischen Mitarbeitern.

Die Werkstatt haben wir inzwischen fertig gestellt, auch wenn in Südamerika eben alles einen Gang langsamer geht als in Mitteleuropa. Fast fertig jedenfalls, denn der Schotter für den Fußboden fehlte. Der ist gestern eingetroffen, und es ist genug, die gesamte verschlammte Zufahrt zu den Garagen zu schottern. Nun müssen wir uns noch um die Ausstattung der Werkstatt mit Werkzeugen und Ersatzteilen kümmern. In der Zwischenzeit haben wir auch begonnen, den Fahrzeugpark des Kinderdorfes unter die Lupe zu nehmen, hie und da mal eine Wartung oder kleine Reparatur selbst durchzuführen, eine Mängelliste zu erstellen und zu evaluieren, ob das Fahrzeug gehalten oder verkauft werden soll. Und so geht es weiter, wir könnten hier sicher Wochen und Monate zubringen – Arbeit gäbe es genug.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.