Munaychay, Peru – Überstanden

Wir haben es so gut wie überstanden. Nein, nicht die Zeit im Kinderdorf, wir hängen sogar noch eine Woche dran. Wir sprechen von der Regenzeit. Die ist fast vorüber. Der Himmel präsentiert sich mehr und mehr in tiefem, fast nachtdunklem Blau, durchsetzt mit hübschen weißen Wölkchen, Regen gibt es nur noch alle paar Nächte. Dafür zeigt sich, dass es hier nur zwei verschiedene „Wetterarten“ gibt: graue, regnerische Kühle zum einen oder unangenehm stechende, heiße Sonne, bei der nicht einmal Sonnenschutzmittel richtig hilft.

Unsere Erdhubarbeiten sind ebenfalls beendet. Die Garagenzufahrt erhielt noch einen Feinschotterbelag, einige weitere Entwässerungskanäle wurden angelegt, damit das Regenwasser ablaufen kann und der Weg nicht wieder verschlammt, dann wenden wir uns Tischlerarbeiten zu. Der Weiler Huilloc oberhalb des Ortes Ollantaytambo wird ebenfalls von Herzen für eine neue Welt e.V. unterstützt. Die Schule erhält Mittel, ein eigener Gesundheitsstützpunkt wurde eingerichtet und eine Forellenzucht gebaut. Bald soll hier ein Fischrestaurant entstehen, das Arbeitsplätze schaffen und Touristen in diese abgelegene Ecke bringen soll. Aktuell wird ein Computerschulungsraum eingerichtet. 11 neue PCs wurden schon gekauft, und heute sollen die Tische dafür zusammengebaut werden, die in der hauseigenen Schreinerei in Santa Rosa entstanden sind.

Der Tischler, Jörg und ich schrauben zusammen und lackieren anschließend auf peruanische Weise: Eine Art Riesenwattebausch aus Baumwollfasern wird mit der Hand in die Lasur getaucht (die Chirurgenhandschuhe lösen sich nach ein paar Mal Tauchen in Wohlgefallen auf). Nach einigen Versuchen haben wir den Bogen raus, wie die einzelnen Fasern nicht auf der Tischfläche kleben, sondern am Bausch bleiben. Bei dieser Technik ist man dem Tisch und der Farbe so nahe, dass man vom Lack auf Nitrobasis jedes Mal einen ordentlichen Atemzug nehmen kann. Ich muss zwischendurch an die frische Luft. Am nächsten Tag fühle ich mich, als ob ich einen Kater hätte. Schnüffeln ist also nicht so meines.

Als nächstes sollen wir uns um den Fuhrpark des Kinderdorfes kümmern. In einer Besprechung werden die Eckdaten abgeklärt, dann machen wir uns auf den Weg: An einem Tag besuchen wir die Autohäuser Cuscos zum Preis- und Leistungsvergleich neuer Pick-ups, am nächsten Tag besuchen wir den Gebrauchtwagenmarkt. Wie in wohl allen Entwicklungs- (oder fast noch Entwicklungs-) Ländern mit starken Importbeschränkungen sind Gebrauchtwagen begehrt und für europäisches Verständnis unverhältnismäßig teuer, dabei meist von Minengesellschaften abgewirtschaftet. Tachometer werden rechtzeitig zwischen 40.000 und 70.000 km abgeklemmt, damit niemand die genaue Kilometerlaufleistung ersehen kann.

Am Sonntag schließlich – ein Wochenende haben wir nicht immer – erhält der Fahrer des Kinderdorfes noch eine Fahrstunde. Fahren kann er sehr wohl, aber er weiß z.B. nicht, wozu die Untersetzung des Allradgetriebes da ist. Dabei ist diese doch ideal auf den steilen Bergstrecken in diesen sauerstoffarmen Höhenlagen, und bergab schont sie die Bremsen. Jörg erstellt einen Wartungsplan der Fahrzeuge für den Fahrer, das muss auch noch durchgesprochen und erklärt werden. Schon wieder ist eine Woche wie im Fluge vorüber, und wir müssen uns Gedanken machen, wie und wann wir Peru verlassen, da die drei Monate maximale Aufenthaltserlaubnis für unseren Unimog bald ablaufen.

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