Munaychay, Peru – Abschied vom Herzensprojekt

Wir räumen. Alles muss so langsam wieder an seinen Platz, wenn wir wieder fahren wollen. Alle Erkenntnisse bezüglich des Fahrzeugparks des Kinderdorfs müssen noch einmal in ausführlichen Analysen zusammengefasst werden. Der Fahrer des Kinderdorfes erhält eine Werkzeugausstattung für seine Werkstatt, die wir ihm in Cusco besorgt haben. Das Landwirtschaftszentrum Santa Rosa versorgt uns ein letztes Mal mit Bioeiern und -gemüse für die Fahrt. Wir verabschieden und vom liebenswürdigen Schreiner Teofilo mit zwei Paar Arbeitshandschuhen, mit denen er sein Moped fahren möchte – sicher besser als ganz ohne Handschutz. Der Eiermann bekommt meine alten Sportschuhe, die ihm mit Größe 40 vermutlich immer noch zu groß sind, selbst die Männer reichen uns ja nur bis zur Schulter.

Wir sagen Lebewohl zur resoluten Köchin Señora Martina, die ein echtes Musterbeispiel einer Quechua-Indianerin abgibt: zwei taillenlange schwarze Zöpfe, die am Rücken zusammengebunden werden, damit sie nicht ins Feuer oder den Kochtopf fallen. Die kugelrunde Indígena trägt die typischen pastellbunten knielangen in der Taille gerafften mehrfachen Glockenröcke, die immer ein wenig zu kurz wirken – im Rücken wegen des ausladenden Hinterteils noch kürzer als vorne. Ihre außergewöhnlich strammen Waden stecken zum Schutz vor Kälte in handgestrickten Zopfmusterstulpen, die Füße meist barfuß in Halbschuhen oder bei der ganz einfachen Landbevölkerung in Sandalen aus Altreifen. Über einem Pullover oder einer Bluse wärmt die unvermeidliche Strickjacke, und über allem prangt eine glänzende rosafarbene Schürze.

Señora Martina schafft es in dieser Woche, meine Aussage, „ich esse alles“ auf „fast alles“ zu revidieren, als sie nämlich Reis mit Kartoffel-Gemüse-Gulasch serviert, das verdächtige, entfernt an Baumpilze erinnernde Stückchen enthält: Kutteln aus Pansenmagen. Während der Geschmack sich neutral verhält, ist die gummiartige Konsistenz mit den bürstenartigen Auswüchsen völlig inakzeptabel. Der Haus- und Hofhund freut sich jedenfalls.

Dann ist es Freitagabend und Herzen für eine neue Welt lädt uns zu einem Abschiedsessen in die Pizzeria in Urubamba ein. Doch die festangestellten Deutschen des Hilfsprojekts haben noch eine weitere Überraschung für uns: ein paar entzückende Abschiedsgeschenke. Eine Danksagungskarte, handgefertigt aus Blütenblättern in Munaychay. Ein Schnappschuss von Jörg, als er den Straßenschlamm wegschaufelt. Und ein Notizbuch, dessen Einband von den Kindern des Kinderdorfes handbemalt wurde – in erstaunlicher künstlerischer Qualität. Danke an alle!

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