Arequipa, Peru – Flamingos und Elefantenrennen

Peru ist nicht gerade gesegnet mit Wildtieren. Die Küste ist bewohnt oder mit Hühnerfarmen zugepflastert. Dei Anden sind leer gejagt und -gefressen. Umso mehr genießen wir unsere Fahrt durch die Berge. Immer wieder kreuzen scheue Vikunjas unseren Weg, drei Kondore kreisen ganz umsonst für uns. An einem roten Salzsee lebt eine kleine Kolonie Flamingos. Es ist schon seltsam, Vögel, die für uns (fälschlicherweise) Tropen und Hitze symbolisieren, auf kalten 4.200 m zu sehen. Die quietschrosa Wasservögel staksen durch die salzige Lagune, den Schlamm nach Plankton durchkämmend. Ein paar grau gefiederte Jungtiere sind auch dabei. Die poppige Gefiederfarbe erhalten sie erst im Laufe der Zeit durch Farbstoffe, die sie mit ihrer Nahrung, vor allem aus bestimmten Algensorten, zu sich nehmen.

Die 120 km Schotterstraße von Huambo zur Panamericana sind gut befahrbar. Mehrfach überqueren wir Pässe auf gut 5.000 m Höhe. Als sich die Piste endgültig von den fast vegetationslosen Höhen verabschiedet, durchqueren wir eine Vielzahl von Klimazonen: Auf Gras folgen Krüppelbäume, dann Kakteen, schließlich trockene oder auch bewässerte und landwirtschaftlich genutzte Wüste, durch die ein scharfer, doch warmer Pazifikwind pfeift. Die Temperatur steigt auf 29°. Sonne, Wärme und Sauerstoffüberschuss lassen uns übermütig werden. Mit 90 Sachen sausen wir über die breite Wellblechpiste hinweg. Auf der brettlebenen Panamericana angekommen, immerhin noch 1.500 m über dem Meeresspiegel, fordert uns der Fahrer eines leeren Lkw zum Rennen heraus, was wir mit 130 zu 120 km/h gewinnen – nach GPS, nicht nach Tacho! Die Crew auf der Ladefläche feuert uns begeistert an und winkt beim Überholen mit einer imaginären Zielflagge.

Für die Zweifler unter Euch: Wir werden ein Beweisfoto nachreichen, aber erst, wenn wir die neuen Reifen haben und in Meeresnähe sind, dann wird das Ergebnis dank größeren Abrollumfangs und höheren Sauerstoffgehalts noch spektakulärer ausfallen. Ansonsten aber müssen wir sagen, dass das Befahren enger, steiler, unbefestigter Bergstrecken trotz Steinschlag-, Erdrutsch- und Abbruchgefahr weit sicherer ist, als sich mit den Fahrern auf der PanAm und dem Highway nach Arequipa herumzuschlagen. Haarsträubende Überholmanöver und egozentrisches Kreuzung versperren begleiten uns in Perus zweitgrößte Stadt hinein.

Wir schaffen es unfallfrei bis ins Zentrum, wo das Hostal Las Mercedes Camping im Innenhof anbietet – Arequipas einzige Möglichkeit. Das Hostal liegt günstig zentrumsnah, zu unserem Leidwesen an einer vielbefahrenen Hauptstraße. Der Campingbereich auf Rasen liegt hinter einer Mauer direkt neben der lauten Straße, für uns Naturfreaks kaum mehr als eine Nacht ertragbar. Mittlerweile jedoch nutze ich südamerikanischen Machismo – das stolze Betonen vermeintlich männlicher Stärken – schamlos aus, macht er doch eine Hälfte der Bevölkerung leicht manipulierbar. Ich schließe schnell Freundschaft mit dem Rezeptionisten. Wir dürfen direkt neben dem Hotelgebäude hinter einer Art Wall parken. Das ist nicht nur weiter von der Straße entfernt, der Wall hält den Schall zusätzlich ab. Außerdem haben wir hier vollen WiFi-Empfang, der im Camperbereich auf Null sinkt. Der Einheitspreis inkl. Wasser, Strom, Toilette, heißer Dusche und Internet beträgt 22 PEN pro Person und Nacht. Das Personal ist freundlich, Camper werden wie Gäste behandelt. Hostal Las Mercedes, Arequipa: S 16°24’02.7’’ W 71°32’31.2’’.

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