Cerros Pintados + Pica + Iquique, Chile – Erste Begegnungen

Ein rennender Fuchs, ein Hirsch mit Geweih, ein Lama. Eine Eule, Kondore und Adler. Männer, eine schwangere Frau und Astronauten. Eine Speerspitze, kunstvolle Pfeile und das helvetische Kreuz. Mit mehr als 400 Bodenzeichnungen dürften die Cerros Pintados die größte Ansammlung von Geoglyphen sein, alle an die sandigen Schräghänge der Hügel gezeichnet. Sowohl geometrische Figuren wie auch Tier- und Menschdarstellungen finden sich hier. Auch sämtliche Techniken tauchen auf: das Wegscharren des verwitterten Sandes, um die darunterliegende hellere Schicht freizulegen, das Auslegen von Figuren mit dunkleren Steinen oder eine Kombination aus beiden. Für uns sind das die bislang schönsten Geoglyphen in Chile. Einige wenige sind im späten Abendlich gut zu fotografieren, die meisten aber werden von der frühen Morgensonne beschienen. Steigt die Sonne, schwinden die Kontraste, und auch hier gilt: weiter weg ist besser, dafür mit Teleobjektiv.

Die Schotterpiste zurückfahrend überqueren wir die Panamericana und fahren bis Pica, eine Oase in der Wüste. Mineralwasserquellen in Grotten laden hier zum Baden ein, allerdings nicht am Ostersonntag. Die Anzahl an Ausflugsfahrzeugen, Schwimmringen und aufblasbaren Krokodilen ist so abschreckend, dass wir die Flucht ergreifen. Allerdings machen wir vorher noch die Bekanntschaft seltsamer Hilfsbereitschaft. Etwas unschlüssig stehen wir noch im Dorf, da hält ein Van und der Fahrer ruft „Wo wollt ihr hin?“. „Zum Schwimmbad.“ Er winkt, wir folgen eine kurze Strecke. Am Straßenrand anhaltend verlangt der Fahrer 1000 Peso, 1,60 €. Wir schauen wohl so dumm, dass der Mann abzieht, ohne sein Geld zu erhalten. Es passiert uns zum ersten Mal, dass jemand für eine (unverlangte) Hilfeleistung Geld erwartet.

Bevor wir Pica unverrichteter Dinge wieder verlassen, kaufen wir ein paar Mangos und Limonen, für die die Oase berühmt ist (die Limonen sind aromatisch, die Mangos jedoch die geschmacklosesten, die wir je aßen). Eine andere Straße führt zurück zur PanAm, wo uns eine Polizeikontrolle stoppt. Wenn ich behaupte, dass der Beamte ausgesprochen freundlich war, kann man das getrost als pure Ironie auffassen. Die Goldrand-Pilotenbrille Marke Ray Ban scheint zur Dienstuniform zu gehören (alle tragen die gleiche). Der Polizist sieht in verachtender Arroganz zu uns auf – herabschauen kann er dummerweise nicht zu uns. Nach Kontrolle der Fahrzeugpapiere, ausführlicher Außeninspektion unseres Arminius und der mündlichen Absicherung, dass es sich wirklich um ein Wohnmobil handelt, dürfen wir weiterfahren. Einen Kommentar zu unseren abgefahrenenen Reifen verkneift sich die Brille gerade so. Bislang wurden wir in ganz Nord-, Mittel- und Südamerika von Polizisten mit ausgesuchter Freundlichkeit behandelt. Ob das hier anders ist?

Ein paar Kilometer hinter der Abzweigung nach Iquique stellt sich erneut Verwirrung ein, als Verkehrsschilder und Navigationsgerät sich widersprechen. Wir erhalten keine Chance, die kurze Denkpause am Straßenrand durchzuführen. Schon hält ein alter Mann, der uns vorher schon durch gefährlich-bremsende Fahrweise aufgefallen ist. Weiter gefährlich bremsend versucht er, uns zu unserem Campingplatz zu bringen, obwohl das GPS funktioniert und er selbst den Weg nicht genau kennt. Egal, er möchte doch so gerne ein Abschiedfoto mit uns, das soll er haben.

Hauptsache, wir sind auf dem Campingplatz angelangt. Zwar gibt es in Iquique auch andere Übernachtungsmöglichkeiten, u.a. auch kostenfrei am Strand, aber wir erhielten schon im Vorfeld viel Hilfe bei unserer Reifenproblematik, dass wir in Philip Maltrys El Altazor Skypark auch übernachten wollen. Der Schweizer betreibt eine Paragliding-Flugschule mit Zimmervermietung und Campingplatz. Campen kostet 4.000 Peso pro Person mit Strom, Wasser, WC, Dusche, Küche, Picknicktischen und Internet, eine frische Brise weht vom Meer her zu uns hinauf. Die einmalige Benutzung der amerikanischen Billigwaschmaschine kostet stattliche 3.000 Peso (knapp 5 € inkl. Waschpulver), dafür darf man sie nur halbvoll laden, sonst wird die Wäsche nicht sauber. In Anbetracht der Wäschereipreise in der Stadt (um 1.500 CLP / 2,40 € pro Kilo) trotzdem eine echte Alternative. Ein Tandemflug mit dem Gleitschirm kostet ca. 50 € für eine halbe Stunde. (S 20°17’01.3“ W 70°07’29.0“)

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