Taltal, Chile – Der unendliche Himmel

Die Wüstenhand winkt noch einmal zum Abschied, als wir uns nach Taltal aufmachen. Um die (an sich uninteressante) Stadt am Meer zu erreichen, gibt es drei Möglichkeiten: Man folgt der PanAm, die in weitem Bogen durch die eher öde Wüste führt. 16 km nördlich der Wüstenhand führt eine andere asphaltierte Straße auf kürzerem Wege ebenfalls durch die Wüste, vorbei am Observatorium Paranal (zweimal im Monat mit Voranmeldung für Besucher zugänglich) bis Paposo und von da weiter nach Taltal.

Die Alternativstrecke entlang der Küste zweigt 16 km nach der PanAm von ebendieser Route rechts ab in Richtung Caleta El Cobre und von da Richtung Süden wieder als Ruta 1 immer dem Pazifik entlang, bis sie nach 146 unasphaltierten Kilometern bei Paposo wieder auf die Asphaltstraße trifft. Die Schotterpiste ist teils rau, wird aber in Schuss gehalten und führt wunderbar einsam durch dunkelrote Berge, die sich krass vom Himmel und später vom Meer abheben.

Spätestens hier wird klar, dass sich die chilenischen Autofahrer von peruanischen wohltuend abheben: Sie stoppen nicht nur vor Zebrastreifen, um Fußgänger passieren zu lassen, halten sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen und scheren rechtzeitig vor Überholverbotsschildern wieder ein. Sobald sie unserer auf der einspurigen Straße ansichtig werden, nutzen sie die nächste Ausweichstelle und warten dort auf uns. Das entspannt das Fahren doch ein wenig.

Entlang der Felsenküste gibt es leider wenige Campingmöglichkeiten, vor allem im Norden. Im Süden wird es besser, allerdings liegt umso mehr Müll am Strand, je näher man der Zivilisation kommt. In der Beziehung kommen die Chilenen eher unterentwickelten Wilden gleich. Sie feuern ihren Abfall überall hin, stören sich dann aber auch nicht daran und campen entspannt neben der Halde am Strand. Die saubersten Fleckchen befinden sich auf den Klippen, vielleicht weil der Wind den Abfall hinunterfegt, z.B. 30 km nördlich von Taltal bei S 25°09’43.4’’ W 70°27’23.2’’.

Als der Grill und das Lagerfeuer so langsam verglühen, wird klar, warum einige der besten Observatorien der Welt in dieser Gegend stehen. Der Himmel ist klar, bar von Verschmutzung, Feuchtigkeit und Licht. Die Sterne sind so nah, so zahlreich und hell, die Milchstraße so dicht, dass sich die Annahme verfestigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir die einzigen sind, gering ist und dass es da draußen einfach noch etwas oder jemanden geben muss.

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