Copiapó, Chile – Unsere Reifen, (k)eine Wucht?

Unsere Räder werden wir wohl auch künftig unausgewuchtet fahren müssen. Zumindest erreichen wir in Copiapó, dass das unselige Quarzgranulat wieder aus unseren Reifen entfernt wird. Das angepriesene Selbstauswuchten funktionierte überhaupt nicht, das Auto schüttelt sich in diversen Geschwindigkeitsbereichen. Ob das an der zu geringen Rotationszahl der extrem großen Reifen liegt, dem hohen Reifengewicht, oder ob das System einfach nicht funktioniert, weiß niemand.

Schlimmer jedoch war, dass der Quarzstaub unsere Ventile verstopfte. Beim Reduzieren des Reifendrucks entwich nur wenig Luft und vor allen Dingen blieben alle vier Ventile jeweils in geöffneter Position hängen und ließen sich nur mit viel Gefummel zum Schließen überreden. Mittlerweile versuchten wir schon, das regelmäßige Anpassen des Reifenluftdrucks an Asphalt- bzw. Pistenfahrten wenn irgend möglich zu vermeiden.

Die hiesige Michelin Reifenwerkstatt demontiert unsere Räder, zieht die Reifen von der Felge, entfernt das Quarz per Hand, mit Pressluft und Staubsauger und montiert die Reifen erneut. Gewuchtet wird auch hier nur mit Granulat, also ziehen wir weiter zu Goodyear. Señor Michel, der Manager der Mercedes-Kaufmann-Filiale, begleitet uns persönlich durch den Tag. Hier jedoch kann man nicht einmal unsere Achse liften, sie ist zu hoch.

Der Mechaniker zuckt die Achseln und sieht sich außerstande, das Problem zu lösen (oder ihm fehlt die Lust). Immerhin überreden wir ihn, den Wagenheber mit ein paar untergelegten Brettern zu erhöhen. Doch das mobile Wuchtgerät, das Lkw- und Busreifen an der Achse balancieren soll, schafft es nicht, unsere Räder zu drehen. Und die stationäre Maschine eignet sich sowieso nur für kleine Pkw-Räder. In einer weiteren Reifenwerkstatt Coiapós sowie der nächsten Stadt verwende man die gleichen Systeme. Vielleicht könne man es in Santiago oder in Argentinien…

Teils unverrichteter Dinge verabschieden wir uns von Michel, der Mercedes in wenigen Tagen verlassen und zu einer anderen Firma wechseln wird, sodass er künftigen Reisenden nicht mehr zur Verfügung steht. Wir verlassen die Stadt um festzustellen, dass die Räder jetzt geringere Unwuchten aufweisen als mit den Quarzbröseln vorher. So freuen wir uns zumindest über die Verbesserung. An der Mautstation südlich von Copiapó werden wir ohne Nachfragen plötzlich als Kleinwagen eingestuft und sparen so ganze 10 € – es scheint also doch Diskussionspotenzial zu geben. Bei Domeyko verlassen wir die Panamericana nach Westen in Richtung Parque Nacionál Pingüino de Humboldt und campen abseits des Weges in der Wüste bei S 28°59’12.2’’ W 70°57’58.1’’.

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