Juntas del Toro, Chile – Wir sitzen fest

Wir hängen fest – an der Grenzstation Junta del Toro, und kommen nicht weiter. Das Wetter trieb uns soweit in den Süden, das Wetter brachte uns hierher, obwohl wir erst morgen fahren wollten, und das Wetter stoppt uns genau an dieser Stelle. Was ist geschehen? Da wir wegen des Reifenkaufs schon nach Chile fahren mussten, können wir genauso gut unsere Reisepläne weiter dem Klima anpassen.

Chile hat mit Argentinien eine über 3.800 km lange Grenze gemein, die auf den Bergrücken der Anden verläuft. Während die Pässe im Süden niedriger und damit ganzjährig befahrbar sind, liegen die nördlichen Passstraßen viel höher und werden im Winter eingeschneit. Einige davon gelten als landschaftlich besonders schön. Daher beschlossen wir, in Chile bis La Serena südlich zu fahren, dann einige Pässe in Richtung Norden „aufzurollen“, dabei die Grenze Chile-Argentinien mehrfach zu queren, soweit es der Wintereinbruch erlaubt, und erst anschließend nach Bolivien zu reisen, was uns dort hoffentlich durch mehr Trockenheit ebenfalls Vorteile verschafft.

Eigentlich wollten wir erst morgen Richtung Paso Agua Negra fahren, aber die über den Bergen drohenden Schneewolken lassen uns spontan aufbrechen in der Hoffnung, noch über die Grenze zu rutschen. Die Weinfelder wurden bis weit ins Tal hinaufverlegt, bis über 1.400 m, wo eine Steinwüste im – bis auf ein Rinnsal – trockenen Flussbett eigentlich nicht dazu einlädt. Bewässerung überwindet die Trockenheit und als Schutz vor den manchmal heftig blasenden Winden wurden Netze quer zwischen den Weinreben gespannt.

Die chilenische Grenzstation befindet sich auf 2.100 m Höhe 90 km vor der Passhöhe auf 4.475 m, der Trennlinie zwischen beiden Ländern. Agua Negra ist der höchste befahrbare Andenpass Chiles und einer der höchsten weltweit. Die argentinische Zollabfertigung wurde in Las Flores, knappe 50 km nach der Kuppe, angesiedelt. Unser Plan war, die chilenischen Formalitäten hinter uns zu bringen und im Niemandsland die Zeit zu verbummeln, bis laut Wetterbereicht am Sonntag die Sonne wieder scheint und uns gute Fotos erlaubt, um erst später offiziell nach Argentinien einzureisen, was erlaubt ist.

Doch Pustekuchen, die Schneewolken haben bereits zugeschlagen. Die Grenzstation Junta del Toro wurde zwischenzeitlich gesperrt und wirkt – offen, verlassen, die Büros unabgesperrt – wie nach einem Atomschlag in einem Science-Fiction-Film. Bei den Carabineros ist wenigstens einer da und gibt Auskunft, dass der Pass wegen Sturm und Schnee geschlossen wurde und vielleicht Montag wieder öffne. Auf jeden Fall sei die Sperrung temporär und nicht endgültig für den Winter. Wir richten uns vor dem Abfertigungsgebäude gemütlich ein und warten: S 29°58’31.2’’ W 70°05’42.5’’. Ein wenig einladender Aufenthaltsraum und Toiletten sind vorhanden.

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