Archive for the ‘Ecuador’ Category

Mitad del Mundo, Ecuador – Äquatortaufe

Sonntag, November 20th, 2011

Der Äquator liegt nur fünf Kilometer südlich von Cayambe am östlichen Zweig der sich teilenden Panamericana. Achtet man nicht genau auf die Schilder am Straßenrand, fährt man am unspektakulären Moment sogar vorbei. Fotogen ist die nach präkolumbischem Vorbild angefertigte Sonnenuhr mit dem Vulkan Cayambe im Hintergrund allemal. Und witzig dazu, denn man kann über der eingezeichneten Äquatorlinie mit einem Bein auf der Nord-, mit dem anderen auf der Südhalbkugel stehen. Natürlich darf bei diesem Anlass die Äquatortaufe nicht fehlen. Zum Glück haben wir den Sekt bereits aus dem alkoholgünstigeren Kolumbien mitgebracht. Zwar ist es nicht unsere Premiere, den Äquator zu überqueren, doch das erste Mal zu Fuß bzw. mit dem Auto und für Arminius schon gleich, also kriegt er auch etwas ab. Der Besuch des Monuments ist kostenlos, allerdings wird man um eine „Spende“ von 1 $ pro Person gebeten, wenn man den Ausführungen des dortigen Guides lauscht.

Im Gegensatz zu dem ruhigen „echten“ Äquatordenkmal steht das völlig kommerzialisierte Touristenspektakel Mitad del Mundo 25 km nord-westlich von Quito. Um die „Mitte der Welt“ zu besuchen, muss man erst mal 2 $ fürs Parken und zwei weitere als Eintritt je Person berappen. Hier steht ein 30 m großes, eindrucksvolles Monument mit einer Weltkugel auf der Spitze, 13 Büsten der Pioniere der französisch-spanischen geodätischen Expedition von 1736 bis 1744 und die Äquatorlinie, die die Wissenschaftler seinerzeit errechnet hatten. Das Dumme ist nur – sie ist falsch. Um 180 m hatte sich die Kommission verrechnet. In Anbetracht der Jahreszahl ein verzeihlicher Fehler. Im Monument befindet sich ein ethnologisches Museum, dessen mäßigem Ruf man für weitere 3 $ folgen kann oder nicht. Rund um das Denkmal gibt es noch jede Menge Touristenzirkus inklusive der unentbehrlichen Restaurants und Souvenirshops. Trotz des Rummels – Mitad del Mundo gehört einfach zu einem Ecuadorbesuch.

Cayambe, Ecuador – Schnee am Äquator

Samstag, November 19th, 2011

Ein weiteres entzückendes Stück Nebenstraße führt von Ibarra aus über La Esperanza, Zuleta und Olmedo nach Cayambe. Bis Olmedo tuckert man über ca. 30 km alten Pflasterstein und Schotter, die letzten 18 km sind asphaltiert. Die Route, die durch landschaftlich sehr attraktives Páramo-Hochland führt, wird auch von Bussen befahren und stellt keine Besonderen Ansprüche an das Fahrzeug außer an Federung und Dämpfung. Man kommt relativ nah an den wunderschönen 5.790 m hohen schneebedeckten Cayambe heran. Der erloschene Vulkan, dessen Südhang vom Äquator durchkreuzt wird, ist weltweit die höchste Erhebung auf der Äquatorlinie.

Das Wetter ist uns heute hold, und der Gletschergipfel erstrahlt vor stahlblauem Himmel. Der Nachteil dieser Strecke ist, dass man Otavalo mit seinem durch und durch touristischen Indianermarkt, den zahlreichen Lagunen und anderen Sehenswürdigkeiten verpasst, doch zur Not kann man das Stück zurückfahren. Wir bleiben im Ort Cayambe und fragen in der Pferdefarm Shungu Huasi, ob wir dort campen dürfen. Der Hotelbetrieb scheint derzeit zu schlafen und Pferde gibt es auch nicht viele. Macht nix, die junge Frau lässt uns gerne übernachten, wir einigen uns auf 5 US$. Wir parken lieber beim Wohnhaus statt bei den Ställen, wo es zwar Toiletten, aber auch jede Menge Fliegen gibt. Auch hier, einen ruhigen Kilometer von der Hauptstraße entfernt, haben wir einen wunderbaren Blick auf den Berg Cayambe. Shungu Huasi Pferdefarm, N 00°03’02.2’’ W 78°09’17.5’’.

Ibarra, Ecuador – Günstige Versicherung, teurer Jägermeister

Freitag, November 18th, 2011

Das Versicherungsbüro befindet sich in Ibarra an der angegebenen Stelle (von Nord nach Süd am dritten Kreisverkehr mit dem „Muttermonument“ gleich links, N 00°20’47.8’’ W 78°07’53.8’’). Die Colonial Seguro verkauft uns eine Kfz-Haftpflicht für einen Monat, auch wenn die Dame am Empfang zunächst etwas anders behauptet und ich schon fast wieder gehen will. Eine SOAT gibt es für einen Monat oder ein Jahr, dazu erhält man ein Papier und einen Aufkleber für die Windschutzscheibe, der der Polizei von Weitem anzeigt, dass man versichert ist. Die Kosten für ein Wohnmobil sollen fünf bis sieben Dollar betragen, wir zahlen 5,09 $, der etwas neuere VW-Bus der Deutschen von gestern an der Grenze kostet 5,68 $.

Seit 2000 ersetzte der US$ den lokalen Sucre mit Billigung der USA als einzig gültige Währung. Der Präsident, der diese Entscheidung traf, wurde zwar sofort abgesetzt, das Währungsgesetz aber nicht rückgängig gemacht. Damit sicherte sich das Land zwar eine stabile Währung, entledigte sich jedoch jeglicher Einflussnahme auf eine steuernde Währungspolitik. Nur ein paar Hundert Meter südlich des Versicherungsbüros befindet sich ein Einkaufszentrum mit einem Supermarkt der landesweiten Maxisuper-Kette (N 00°20’46.4’’ W 78°08’07.3’’). Im Allgemeinen ist Ecuador etwas günstiger als Kolumbien, doch sind die Preise stets starken Schwankungen unterworfen. Besonders günstig sind Käse, Obst und Gemüse, wobei es nach Monaten wieder mal bezahlbare Leckereien wie Rucola, Kirschtomaten und eine reiche Kräuterauswahl gibt. Fleisch ist preislich o.k.

Alkohol haut jedoch dem Fass den Boden aus. Eine kleine Flasche / Dose Bier (0,33 l) kostet knapp 1 $. Hin und wieder kaufen wir uns eine Flasche Jägermeister zur besseren Verdauung ungewohnten Essens. Bisher gab es ihn in jedem Land mit Ausnahme von Kolumbien. Das günstigste Angebot hatte Panama mit weniger als 10 $, in Ecuador verzichten wir für 42 $ gerne. (Ob der ecuadorianische Präsident das überall in Lateinamerika präsente Alkoholproblem auf diese Weise in seinem Land lösen möchte?) Im Einkaufszentrum sind außerdem sämtliche Telefonanbieter vertreten, wo man SIM-Karten fürs Telefon und USB-Internet-Modems bekommt. Wir haben Glück, dass uns Julius seinen ungenutzten Internetstick verkauft, so sparen wir Geld. Wer in Ibarra übernachten möchte, findet an der PS-Tankstelle N 00°21’39.8’’ W 78°06’43.2’’ Platz. Wir fahren die halbe Stunde lieber zu Julius zurück und grillen mit der ganzen Familie.

Valle de Chota, Ecuador – Ein Name, ein Land: Ecuador, der Staat am Äquator

Donnerstag, November 17th, 2011

Das war die schnellste lateinamerikanische Grenzabfertigung bisher. Die Ausreise aus Kolumbien dauerte inklusive Einparken, Ausparken und Geld wechseln ganze 15 Minuten. Eine Grenzabfertigung gab es natürlich auch. Die temporäre Einfuhrgenehmigung für den Wagen wird schlicht eingesammelt, doch wir werden höflich gefragt ob wir eine Kopie möchten, die uns abgestempelt wird. Dann gibt es noch einen Ausreisestempel in den Pass, wie bei der Einreise werden die Fingerabdrücke genommen und schon geht es weiter nach Ecuador. Die Passabfertigung mit Stempel (max. 90 Tage) geht fix wie meistens, am Zoll müssen wir etwas warten, da ein anderes junges deutsches Pärchens ebenfalls mit eigenem Fahrzeug einreist. Als wir an der Reihe sind, stellt die Sachbearbeiterin ihre Fragen wieder kurz angebunden in herrischem Ton, den man ihr beigebracht hat. Dank des vorher abgefertigten Paares bin ich vorbereitet, gebe meine Antworten in ebenso zackigem Ton, und wir verstehen und prima. Sämtliche Grenzbeamten sind sehr freundlich. Alles in allem brauchen wir eine Stunde, dann haben auch wir die Fahrzeuggenehmigung in der Hand. Aufdringliche Grenzhelfer gibt es in Südamerika keine mehr. Obwohl wir aus dem Drogenland Kolumbien kommen, interessiert sich wieder mal niemand für das Innere unseres Campers. Was daran liegen kann, dass Ecuador selbst genügend Kokain anpflanzt. Beide Grenzabfertigungen waren kostenfrei.

Auf Nachfrage bestätigt man uns, dass mittlerweile in Ecuador eine Kfz-Haftpflichtversicherung auch für Ausländer vorgeschrieben ist. Die würden wir im nächsten Ort, in Tulcan, erstehen können, was nicht klappt. Wir werden von einem Büro zum anderen gereicht, bis wir schließlich in die nächste Stadt Ibarra geschickt werden, die heute nicht mehr auf unserem Programm steht. Dafür sehen wir uns den Friedhof von Tulcan an, der vielleicht der schönste Ecuadors ist. Hunderte von Zypressensträuchern wurden in kunstvolle Formen geschnitten, zum Teil nach präkolumbischen Motiven. Die Anlage ist riesig und bietet noch viel Platz zum Sterben. Auf den Rasenflächen zwischen den grünen Kunstwerken werden bunte Gräber angelegt. Eigentlich verwunderlich, dass die Zypressen so gedeihen, denn Tulcan gilt mit seinen 3000 m Höhe als kälteste Stadt des Landes. Davon ist heute nichts zu spüren. Es ist recht heiß, als wir auch noch die liebevoll geschmückten Urnengräber in mehrstöckigen weißen Grüften in Augenschein nehmen. Der Initiator des Kunstfriedhofs ruht mittlerweile selbst unter dem Grün. „Ein Friedhof so schön, dass er zum Sterben einlädt“, steht auf seinem Grabstein. Seine Söhne führen die Tradition fort.

Fünf Kilometer hinter Tulcan zweigt die alte Panamericana nach Westen ab und führt in einem Bogen über eine Hochebene auf 3500 bis 3700 m bis El Angel. Dabei streift die wunderbar einsame Strecke das El Angel Reservat, wo die Frailejonas, denen wir bereits in Kolumbien begegnet sind (siehe 01.11.2011), mehrere Meter hoch werden. Beeindruckend ist ihre schiere Anzahl – es sind Abermillionen. Nicht weniger attraktiv ist das Bergland, das man in Ecuador Páramo nennt. Abgesehen von winzigen Weilern am Anfang und Ende der 42 km langen Strecke gibt es unterwegs keinen Verkehr und nur eine einzige kleine Hacienda. Die Route besteht aus alten, unbehauenen Pflastersteinen, die größtenteils verschwunden und Dreck gewichen sind. Auf der morastigen Hochebene gibt es zum Teil tiefe Schlammlöcher – ohne Allradantrieb traut man sich besser hier nicht lang. In El Angel erreichen wir Asphalt und keine 20 km weiter wieder die neue PanAm.

Zwischendurch tanken wir. Sorgen bereiten mir die limitierten Abgabemengen im Grenzbereich, doch das war unnötig. Der Tankwart hätte unseren Tank sowieso voll gemacht, doch wir zahlen für einmal Auffüllen nur 30 $. Ecuador ist ein Traumland für Autofahrer. Diesel kostet 1,03 $ / Gallone (0,21 € / l), Benzin 1,48 $ und Super 2 $ / Gallone. Schmutzig ist der Sprit mitnichten. Sauber und klar rinnt er gefiltert aus der Zapfpistole.

Immer weiter bergab geht es auf der PanAm, bis wir auf 1500 m Höhe das heiße Tal des Chota-Flusses erreichen. Die klimatische Enklave verzeichnet wenige Niederschläge und gleicht einer Halbwüste. Landwirtschaft ist nur dank Bewässerungskanälen möglich. Hier begeben wir uns auf die Suche nach Julius, einem Liechtensteiner Auswanderer, der seit 18 Jahren in Ecuador beheimatet und verheiratet ist. Sein kleines Hostal ist noch nicht offiziell eröffnet, und so finden wir den Ex-Rocker und Harley-Fahrer nicht auf Anhieb. Da im Dorf nur ein einziger Gringo wohnt, werden wir dennoch fündig und herzlich willkommen geheißen. Hinter dem Restaurant parken wir relativ lärmgeschützt von der PanAm. Für ein Bier und einen Schwatz ist Julius immer zu haben. Ruhig ist er geworden, und kinderlieb dazu: Auf vier hat er es mittlerweile gebracht. Seine Anlage Route km 121 liegt in idealer Entfernung zum Grenzübergang. Campen soll 5 $ pro Fahrzeug kosten, Poolbenutzung inklusive (sehr sauber und bei der Wärme angenehm), kaltes Bier und Gutes vom Grill ist auch verfügbar. Julius bittet wenn irgend möglich um Voranmeldung (E-Mail / Facebook: juwe_elrockero@hotmail.com, Tel. +593 (0)6 2637223, Mob. +593 (0)94 119763). Man findet Julius 100 m südlich der Mautstation Ambuqui auf der westlichen Straßenseite bei km 139,5: N00°28’09.6’’ W 78°02’37.4’’.