Great Sand Dunes National Park, Colorado – Sandkastenspiele

Dem Schnee sind wir vorerst entronnen, nicht aber dem Winter. – 10° C haben wir heute Nacht gemessen, und auch tagsüber geht es nicht weit über die 0°-Marke hinaus. Nur die Sonne bleibt uns hold. Am Fuße der Sangre des Christo Range, einer kleinen Bergkette im Süden Colorados, haben sich die größten Sanddünen Nordamerikas angesammelt. Ein Teil des Sandes wird von kleinen Bächen aus den Bergen hinabgespült, der Großteil wird von den San Juan Mountains im Westen, die Teil der Rockies sind, angeweht. Besondere Windkonstellationen sorgen dafür, dass sich die Körnchen genau hier ablagern. Schon von Weitem kann man die gelb-beigen Dünen sehen. Die höchste Erhebung im Great Sand Dunes Nationalpark ist 229 m hoch. Für Fahrzeuge ist das Sandfeld gesperrt, aber zu Fuß darf man sämtliche Dünen erkunden. Das ist nur nicht so einfach: Der Sockel liegt bereits auf 2500 m Höhe, dann geht es noch 200 m steil hinauf im weichen Sand: drei Schritt vor, zwei zurück. Das Mittagessen hat man sich jedenfalls schwer atmend verdient. Auf halber Höhe kommt ein junger Mann von unten mit eiligen Schritten näher. Wir staunen, aber als er uns laut schnaufend erreicht, erklärt er uns, dass nicht viele Leute ganz hoch gehen. Auch er sei sich nicht sicher gewesen. Aber in unserer Begleitung erhoffe er sich Motivation. Oben angekommen feiern wir den Geburtstag des Kanadiers mit Limonade und Crackern. Der Sand erwärmt sich in der Sonne schnell, aber im Schatten oder wenige Zentimeter unter der Oberfläche ist er tief gefroren. Braucht man für den Aufstieg rund eine Stunde, schafft man es bergab in wenigen Minuten. Mit Sieben-Meilen-Stiefeln rase ich gefahrlos den Hang hinunter und freue mich dabei wie ein Kind.

Hinter den Dünen führt eine 18 km lange Off-Road Piste, die Medano Pass Primitive Road, hinauf über die Sangre des Christo Range. Im Visitor Center holen wir uns eine Karte dazu und fragen, ob wir mit unserem Fahrzeug da durchkommen. An der Information steht eine ältere Dame. Das ist noch vorsichtig ausgedrückt. Sie wirkt, ohne ihr zu nahe treten zu wollen, als ob sie schon drei Mal pensioniert worden und jedes Mal zurückgekehrt wäre. Sie fragt nach der Breite unseres Vehikels, aber die Höhe scheint sie nicht zu stören. Vielleicht sieht sie auch nicht mehr so gut. Der Trail ist nur mit Vierradantrieb und ausreichender Bodenfreiheit befahrbar. Er besteht teilweise aus weichem Sand und man muss mehrfach einen Bach durchqueren. Soweit ist es ganz lustig. Danach geht es durch peripheren Espenwald hinauf in die Berge. Die Bäume stehen immer enger, das Durchkommen wird immer problematischer, vor allem nach oben hin. Ich zerre ein paar Begrenzungspflöcke, die uns im Weg stehen, aus dem Sand und grabe sie anschließend wieder ein. Ich entaste einige Bäume und schließlich reiße ich zwei ganze Stämme, die mindestens doppelt so groß sind wie ich, samt Wurzeln aus der Erde und werfe sie anschließend wie Rübezahl in den Wald. Zugegeben, es handelt sich um Relikte eines vergangenen Waldbrandes, aber es war trotzdem nicht ganz einfach! Jörg schwingt seine Axt und versucht den Truck durch den Wald hindurchzuzirkeln. Nach der Hälfte der Strecke geben wir auf. Die oberen Äste drohen unser Solarpaneel oder die Dachluke zu beschädigen und wir kehren um. Mit ein paar kleinen Kratzern, aber ohne größere Blessuren.

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