Field, Yoho NP, British Columbia und Lake Louise, Banff NP, Alberta – Gletscherrückzug und Auspuffqualm

Das Wetter ist wenig einladend heute Morgen: 6° mit Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Wir fahren trotzdem an den Emerald Lake im Yoho Nationalpark, der so aussieht wie er heißt: Smaragd. Ein Reisebus voller Japaner vertreibt uns schnatternd und knipsend an einen Aussichtspunkt ein paar Kilometer die Straße hinunter, wo es ruhiger ist und wo der Emerald River, der nichtsdestotrotz grau ist, einige Felsbrocken unterspült hat. Der Bergfluss zwängt sich durch eine Spalte und spritzt auf der anderen Seite als Wasserfall heraus. Natural Bridge, natürliche Brücke, heißt dieser Spot. Das Flüsschen quirlt sich durch die Wälder, aber immer wieder finden sich Ausbuchtungen, wo das Wasser langsamer fließt und der abgelagerte Schlamm niedliche Strände bildet.

Zurück in Lake Louise, Banff NP, kommt uns ein Schneepflug entgegen. Das gibt uns zu denken. Wir beginnen unsere Wanderung zur Plane of Six Glaciers trotz Schnee, denn der Wetterbericht verspricht Besserung für den Nachmittag. Und er soll Recht behalten: Im strahlenden Sonnenschein laufen wir am kitschfarbenen Lake Louise entlang, an dem ein weiteres der berühmten kanadischen Eisenbahnhotels steht. Leider hat man sich seinerzeit architektonisch mit dem The Fairmont Chateau Lake Louise Hotel kaum mehr Mühe gegeben. Es wirkt langweilig, geradezu gefängnisartig hässlich. Der gut 5 km lange Aufstieg durch den Wald zum Six Glaciers Tea House ist dafür umso schöner und so warm, dass man anfängt sich auszuziehen. Die meisten Wanderer kehren zu Kaffee und Kuchen ein, die Ambitionierten aber beginnen sich wieder anzuziehen um dem jetzt frischen Wind zu trotzen und nehmen weitere knapp eineinhalb Kilometer bergauf in Kauf, um zum Aussichtspunkt zu gelangen. Auch auf dem Pfad schadet ein wenig Schwindelfreiheit nicht, aber Jörg schlägt sich absolut tapfer und ignoriert den Abhang (auf beiden Seiten!). Dafür lohnt sich die Anstrengung. Der Blick auf die umgebenden Gletscher ist grandios, weit besser noch als am Teehaus. Mittlerweile haben wir alles angezogen was wir haben. Der über die Eisflächen hinweg gleitende Wind nimmt die Kälte auf und gibt sie and Ohren, Nasen und Hände wieder ab. Ob es wirklich sechs Gletscher sind, vermag ich nicht zu sagen, denn allzu viel ist davon nicht übrig geblieben. Nicht nur wegen sommerlichen Abschmelzens. Der Rückzug der Gletscher nur in den letzten Jahrzehnten ist bezeichnend. Vergleichsfotos von vor 100 Jahren und heute machen erschreckend klar, wie viel weniger gefrorenes Süßwasser noch vorhanden ist. Was die Gletscher zurück gelassen haben ist nicht weniger eindrucksvoll. Geröllhänge riesigen Ausmaßes mit feinst zermahltem Schotter, große Felsbrocken finden sich meist am Fuß des Berges am Ende der ehemaligen Gletscherzunge.

Zurück am Parkplatz will Arminius nicht ganz wie er soll. Er fährt, aber er raucht. Wir sollten ihm das abgewöhnen, Rauchen gefährdet bekanntermaßen die Gesundheit. Da wir die Campingplätze im Nationalpark nicht einräuchern wollen, beschließen wir, den Park zu verlassen. Und zwar in südlicher Richtung, wieder zurück in Richtung Calgary, wo wir erst einmal übernachten.

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