Organ Pipe Cactus National Monument, Arizona – Orgelpfeifen mit süßen Früchten

Lehrpfade und erklärende Broschüren dazu gibt es in vielen Nationalparks und -monumenten. Man läuft oder fährt die Trails ab, hält an den gekennzeichneten Punkten und liest die Erklärungen dazu. Das geht meist ungefähr so: „Schließen Sie die Augen und riechen Sie den würzigen Duft des Kreosotbuschs. Hören Sie, wie sich seine Zweige sanft im Wind wiegen. Stellen Sie sich vor, wie Indianer durch das Land streiften auf der Suche nach Beeren und Früchten…“ Hallooho! Muss man mir sagen, was ich mir vorstellen soll, was ich zu denken habe? Ich will INFORMATIONEN! Im Organ Pipe Cactus National Monument hat man den unterschiedlichen Mentalitäten auf interessante Weise Rechnung getragen. Das Lehrheft ist zusätzlich in Deutsch erhältlich (gibt es häufiger, manchmal gegen kleinen Obolus; danach fragen). Es ist jedoch ausnahmsweise keine Übersetzung des Englischen, sondern eine eigenständige, informative Ausgabe mit einigermaßen detaillierten Auskünften.

Auf dem 21 Meilen langen Ajo Mountain Drive (Schotter, keine großen Camper) gibt es sogar unterschiedliche Haltepunkte: weiß mit brauner Schrift für Englisch, braun mit weiß fürs Deutsche. Wir lernen, dass Saguarokakteen, die jetzt langsam zu blühen beginnen, ihre cremeweißen Blüten nachts öffnen und von Fledermäusen bestäubt werden. Sie schließen die Nektartankstelle jedoch erst gegen Mittag, um auch Bienen und Vögel an der Bestäubung teilhaben zu lassen. In der deutschen Ausgabe ist das präzisiert: Es handelt sich um weißgeflügelte Tauben, was ich sehr interessant finde. Tauben als Nektarlutscher und Pollenträger? Das dürfte hochgradigen Seltenheitswert besitzen.

Der Ajo Mountain Drive führt kurvig durch die wüstenartige Kakteenlandschaft am Rande der schroffen Ajo Mountains. Außer vielen verschiedenen Kakteenarten und Büschen gibt es einen schönen großen Arch in den Bergen. Die Parkverwaltung hat außerdem einige kurze Wanderwege angelegt. Der beste ist der zwei Kilometer lange Desert View Trail, der auf einen Hügel hinaufführt, von dem aus man nicht nur einen schönen Überblick über die Kakteenlandschaft bekommt, sondern auch weit nach Mexiko hineinsehen kann. Startpunkt ist der Campingplatz.

Auch wenn es nicht die vorherrschende Pflanzenart im Park ist, sieht man dennoch überall die Orgelpfeifenkakteen, die dem Naturschutzgebiet zu seinem Namen verholfen haben. Aus einem Stamm an der Basis wachsen zahlreiche dicke Arme mehrere Meter in die Höhe, die im Aufbau etwa den Saguaros entsprechen. Die kugelrunde purpurfarbene Frucht reift im Juli und ist saftig und essbar. Unter dem Namen Pithaya ist sie manchmal auch in unseren Supermärkten zu bekommen. Orgelpfeifenkakteen wachsen in den Vereinigten Staaten nur im Umkreis von etwa 130 km um das Nationalmonument, sie sind häufiger in Mexiko anzutreffen.

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