Antigua, Guatemala – Die unglücklichen Hauptstädte Guatemalas

La Antigua Guatemala bedeutet „das alte Guatemala“, womit das meiste – fast – schon gesagt ist: Es ist alt und es war einst die Hauptstadt des Landes. Die dritte um genau zu sein. Die erste, Ixmiché, wurde von Pedro de Alvarado niedergebrannt, nachdem er seine ehemaligen Verbündeten, die Cakchiqueles-Indianer, vernichtend geschlagen hatte. Alvarado war zusammen mit Hernán Cortés in die neue Welt gekommen. Während letzterer das mexikanische Hochland eroberte, wurde Alvarado die Aufgabe zugeteilt, Mittelamerika zu unterwerfen. Seine Hauptstadt wurde 1527 Santiago de Goathemala, das heutige Ciudad Vieja. Doch das Glück war Pedro nicht hold: Er hatte zwischenzeitlich geheiratet und seine Frau aus Spanien nachkommen lassen. Kurz darauf kam er bei einem Beutezug in Mexiko ums Leben. Der Stadtrat von Santiago übertrug seiner Witwe die Regierungsgeschäfte und machte damit Doña Beatriz de la Cuerva zur ersten Frau in Amerika in diesem Amt. Unglücklicherweise währte ihre Regierungszeit nur einen einzigen Tag. Nach einem mehrtägigen Unwetter wurde die Stadt von Schlammlawinen überrollt und Doña Beatriz ertrank in den Fluten.

Die neue Hauptstadt, heute Antigua, wurde um einige Kilometer verlegt und 1443 offiziell gegründet. Für 230 Jahre schienen Pestepidemien, Erdbeben und Ascheregen dem Machtzentrum nichts anhaben zu können, es stand jedes Mal neuer und schöner wieder auf. Mitte des 18. Jahrhunderts lebten 50.000 Menschen hier. Doch bei einem verheerenden Erdbeben 1773 wurde die Kapitale völlig zerstört und ein letztes Mal verlegt, wo heute Guatemala Stadt steht. Antigua indessen wurde nie ganz verlassen und knapp 100 Jahre später mit dem gezielten Wiederaufbau begonnen, 1976 allerdings von einen erneuten Erdbeben zerstört.

Antigua ist die propere Vorzeige-Kolonialstadt Guatemalas, zweites wichtiges Touristenzentrum neben dem Lago Atitlán, doch wurden nicht alle Gebäude restauriert. Die Kathedrale wurde nur zum Teil, andere Kirchen gar nicht wiederaufgebaut. Der Palacio de los Capitanes Generales mit seinem Arkadengang dagegen erstrahlt bereits in neuem Glanz. Von hier aus wurde ganz Mittelamerika 200 Jahre lang regiert. Der an der begrünten Plaza gegenüberliegende Palacio del Noble Ayuntamiento, heute Rathaus und Museum, blieb aufgrund seiner soliden Bauweise weitgehend unbeschadet. Die wieder 50.000 Bürger umfassende Stadt ist überschaubar, die drei umliegenden Vulkane verleihen ihr ein hübsches Ambiente. Die touristische Infrastruktur mit Hotels, Geschäften, Cafés, Sprach- und Tanzschulen ist perfekt. Unter den Restaurants befindet sich seit 1969 sogar ein bayerisches, wo wir mittags für viel Geld Weizenbier, Leberkäse (recht gut) und Weißwürste konsumieren, die mit dem Original nur ansatzweise etwas zu tun haben. Am Abend entscheiden wir uns für unser Abschiedsessen mit Petra und Klaus für das Wiener, wo es unter anderem Bratwürste und günstiges Schnitzel mit Kartoffelsalat gibt. Der Kaiserschmarrn ist zwar zwei Crèpes mit Obstfüllung, aber trotzdem nicht schlecht.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.