Cerro Verde, El Salvador – Grenzübertritt nach El Salvador

El Salvador ruft uns. Das kleinste Land Mittelamerikas (so groß wie Hessen) wartet mit weiteren Superlativen auf: Es ist gleichzeitig am dichtesten besiedelt (mit 7,3 Mio. hat es 1,3 Mio. mehr als Hessen), es gilt als eines der ärmsten  mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt (täglich werden 12 Menschen umgebracht). Die indigene Bevölkerung wurde besonders im 20. Jahrhundert (!) strategisch bis auf etwa 1 % ausgerottet (mehr trauen sich nicht zuzugeben, indigen zu sein), ab den 80er Jahren wütete ein 12jähriger grausamer Bürgerkrieg, dessen Rebellen heute arbeitslos und immer noch bereit sind, eine der eine Million illegal kursierenden Waffen einzusetzen. Was will man in einem solchen Land? Ist es wirklich so furchtbar? Wir werden es berichten.

Die letzten Tage brachten wir noch einmal bei Beatriz und Bill zu, um unsere Website auf den neuesten Stand zu bringen und Wasser aufzutanken. Heute Morgen fahren wir zum Grenzübergang Valle Nuevo – Las Chinamas an der CA 8. Auf guatemaltekischer Seite brüllen erstmals selbsternannte Grenzhelfer, die sich anbieten, gegen Gebühr die Formalitäten zu erledigen. Was angesichts der simplen Ausreiseprozedur lächerlich wirkt: Fahrzeug austragen lassen, Stempel in den Pass, und Kosten entstehen auch keine. Nach der Flussbrücke auf salvadorianischer Seite gibt es keine Helfer. Auch so benötigen wir nur eine Stunde, um alles hinter uns zu bringen. Und das auch nur, weil ich so lange brauche, das Formular mit den nicht geläufigen technischen Ausdrücken in Spanisch auszufüllen. Die Angaben auf dem Formular werden oberflächlich überprüft, z.B. die Fahrgestellnummer, und ein Blick in die Kabine stellt sicher, dass es sich tatsächlich um ein Wohnmobil handelt. Für den Inhalt unserer Kabine interessiert sich wiederum niemand, auch die im Reiseführer angekündigte Drogenkontrolle findet nicht statt. Wir werden zur Aduana geschickt, wo wir die Fahrzeugimportpapiere bestätigt bekommen und zur Migracion, wo unser Pass registriert wird. Einen Stempel gibt es nicht, es zählt der Ausreisestempel Guatemalas. Die Aufenthaltsgenehmigung gilt für 90 Tage, die fürs Fahrzeug nur 60 Tage und darf keinesfalls überschritten werden, worauf wir mehrfach hingewiesen werden. Das Ganze kostet keine Centavo – der erste kostenlose Grenzübertritt!

Waren die Guatemalteken schon freundlich, überschlagen sich die Salvadorianer fast. Nicht nur an der Grenze werden wir mit Handschlag begrüßt, auch von wildfremden Menschen, denen wir auf der Straße eine Frage stellen. Es ist fast so, als müsse man jeden wertvollen Touristen einzeln begrüßen.

Im Cerro Verde Nationalpark kommen wir eine Viertelstunde zu spät an. Die Parkverwaltung ist bereits um 17 Uhr gegangen, doch die Schranken sind noch offen, da noch Gäste da sind. Es dauert nicht lang, da sind wir umringt von Polizei, die den Park bewacht. Wie in Zentralamerika oft üblich sind sie schwer bewaffnet und tragen soldatenartige Uniformen mit Springerstiefeln. Erst wollen sie uns nicht hier campen lassen, es wäre keine Verwaltung und kein Vorgesetzter mehr da, den sie fragen könnten. Weiter unten an der Zufahrtstraße gebe es einen Campingplatz. Doch nachdem wir zu bedenken geben (Hundeblick vorausgesetzt), dass der Weg dahin möglicherweise zu schmal für unser Fahrzeug ist und einer der umstehenden um Hilfe gebetenen Besucher mit einem anderen Polizeioffizier telefoniert hat, dürfen wir plötzlich bleiben. Hier oben auf dem Vulkan Cerro Verde in 2000 m Höhe ist es im Gegensatz zu weiten Teilen El Salvadors kühl, neblig und regnerisch, aber wenn sich die Wolken kurz verziehen, sind die Aussichten auf die anderen Vulkane und einen See fantastisch. An guten Tagen soll man sogar bis zum Pazifischen Ozean sehen können.

Nationalpark Cerro Verde: N 13°49’36.5’’ W 89°37’27.5’’

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